Oftersheim. Bereits seit 37 Jahren organisieren die Gemeinden Brühl, Ketsch, Oftersheim, Plankstadt und Schwetzingen im Geist der Ökumene einen Hungermarsch, der traditionell Projekte in Afrika, Asien und Osteuropa unterstützt und deshalb auch mit dem Tag der Solidarität verbunden wird. Wegen der Corona-Pandemie fiel in diesem Jahr die Aktion aus, der Kern jedoch, ein festlicher Gottesdienst, blieb bestehen.
So konnten am Sonntag im Freien, im Hof der Friedrich-Ebert-Schule, fast 100 Besucher an einem höchst erbaulichen und musikalisch beeindruckenden Gottesdienst teilnehmen. Zelebriert wurde er vom katholischen Pfarrer Uwe Lüttinger, mitgestaltet von seinem evangelischen Kollegen Tobias Habicht.
Dank an die Verantwortlichen
Nach dem Eingangslied „Count on me“ (Du kannst mit mir rechnen) begrüßte Uwe Lüttinger die Gottesdienstbesucher und Bürgermeister Jens Geiß, „dem es zu verdanken ist, dass der Schulhof für den Tag der Solidarität zur Verfügung stand“. Seinen Dank richtete er auch an das Team des Hungermarsches, an die Ordner, die Pfadfinder, an alle, die geholfen haben, den Gottesdienst vorzubereiten, an Gaby Weissmann, die Leiterin des Gospelchors „DaCapo“, mit der man immer bei solchen Gelegenheiten rechnen kann, wie er sagte.
Am Sonntagmorgen war sie leider ohne Chor da, die Musik kam vom Band, doch die Gemeinde hat die Erlaubnis bekommen, die Mund-Nase-Maske abzulegen, leise mitzusingen und mitzubeten. Ganz besonders freute sich Uwe Lüttinger, dass Pfarrer Tobias Habicht mit dabei war, „so dass wir diesen Gottesdienst in ökumenischer Gemeinschaft feiern dürfen“.
Gemeinsam dachten die beiden Pfarrer in der Predigt auch über das Thema „Solidarität“ nach. „Wir leben im digitalen Zeitalter“, so Pfarrer Habicht, „und es gibt mir ein gutes Gefühl, mich im Internet mit etwas solidarisch zu erklären, mit Gegnern von Handelsabkommen zum Beispiel oder mit freischaffenden Künstlern, die von der Corona-Krise ganz besonders betroffen sind. Dafür muss ich mich gar nicht besonders bemühen, ich kann bequem vom Sessel aus einfach einen Haken unter eine Petition setzen. Vor allem aber kostet sie mich nichts.“
Natürlich gehe es um wichtige Dinge, meinte Habicht, trotzdem komme ihm der Satz in den Sinn: „Was nichts kostet, ist auch nichts wert.“ Pauschal stimme das vielleicht nicht, aber der so bedeutende Begriff „Solidarität“ scheine leer, wenn er offenbar so billig zu haben sei. „Wahre Solidarität hat ihren Preis.“
Das unterschrieb auch Pfarrer Lüttinger voll und ganz. In Google habe er nachgeschaut und fand bei „Solidarität“ die Erklärung: „füreinander einstehen, miteinander eng verbunden sein“. Das ist mehr, sagte er, als einen Haken unter die Online-Petition zu setzen, „es geht um grundlegendes Erkennen und Umsetzen von menschlichen Werten“. Dabei seien Begriffe wie „Netzwerk“, „Globalisierung“ wichtige Stichworte. „Denn die Welt ist ein Dorf geworden“, so Lüttinger, „und alles, was wir hier tun oder nicht tun, das hat woanders Auswirkungen.“
Tiefe Wurzeln für die Christen
Weil für Christen die Solidarität ganz tiefe Wurzeln hat und darin begründet ist, dass alle Menschen Gottes Kinder sind, können Projekte wie jene, die anschließend die Pfarrgemeinden vorgestellt haben, als ein Zeichen von Verbundenheit betrachtet werden. So engagiert sich Oftersheim in Südafrika im Kampf gegen Aids. Die eingesammelten Spenden kommen dem Projekt „Regenbogen“ zugute, wo verwaiste oder verlassene Aids-Kinder betreut werden. Schwetzingen unterstützt eine Organisation, die sich Opfern von Gewalt und sexuellen Missbrauchs annimmt. Seit über 20 Jahren ist Brühl am Aufbau von Schulen in Burkina Faso beteiligt und hilft jungen Afrikanern, einen Beruf zu erlernen. Zudem versorgt es Flüchtlinge, die in der Gemeinde untergebracht sind. Ketsch setzt sich für Kinderheime in Zimbabwe und für Schulen in Tansania ein, Plankstadt für Roma-Kinder sowie Kinder aus sozial schwachen Familien im rumänischen Karansebesch. „Gemeinsam leisten die Gemeinden einen wichtigen Beitrag für mehr Gerechtigkeit und Solidarität auf dieser Welt“, dankte Pfarrer Uwe Lüttinger den Verantwortlichen.
Info: Weitere Bilder gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim_artikel,-oftersheim-die-welt-ist-ein-dorf-geworden-_arid,1656118.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/bruehl.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/ketsch.html
[3] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim.html
[4] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt.html
[5] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html