Oftersheim. Seit Monaten ist die Corona-Pandemie beherrschendes Thema, das auch die Chöre in der Region fest im Griff hat. Konzerte und die musikalische Gestaltung von Gottesdiensten und anderen Feiern sind nicht möglich. Darunter hat auch der Gesangverein Germania mit seinen beiden Chören, „Happy Voices“ und dem gemischten Chor, zu leiden. Chorproben und gesellige Zusammenkünfte sind nicht mehr möglich. Alle geplanten Auftritte und Konzerte wurden abgesagt. Was das mit den Mitgliedern macht, welche Folgen das für den Vorstand und Dirigenten hat, darüber sprachen wir mit Armin Wolf, dem Vorsitzenden des Gesangvereins Germania.
Herr Wolf, gab es Versuche, unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln zu proben?
Armin Wolf: Seit dem ersten Lockdown, seit März, haben wir keine Singstunden mehr abgehalten. Den Vorschlag des Dirigenten, dass wir uns in kleinen Gruppen treffen oder dass wir die Singstunden online abhalten, wollten wir nicht realisieren. Erstens ist der Zugang zum evangelischen Gemeindehaus beschränkt, andererseits bringt uns als Sänger, in kleinen Gruppen zu proben, nicht viel. Wir sind ja keine Profis, sondern Laiensänger. Sitzen wir zu weit auseinander, hört man sich nicht, darunter hat der Klang zu leiden. Für Online-Proben fehlt uns die nötige Technik im Verein und zu Hause.
Geplante Veranstaltungen mussten abgesagt werden. Wie gehen die Mitglieder und Sie als Vorsitzender damit um?
Wolf: Bis März 2021 haben wir alles ausgesetzt, die Winterfeier, die anstehenden Ehrungen. Wir empfinden das schon bedauerlich. Auch das legendäre Scheuerfest ist ausgefallen, so beliebte Veranstaltungen wie der Germania-Fasching oder die traditionelle Liederweihnacht am dritten Adventssonntag müssen ebenfalls wegfallen. Doch haben wir auch Verständnis für die Maßnahmen zur Einschränkung der Pandemie. Wir als Verein wollen unseren Teil dazu beitragen.
Gab es nach den Lockerungen im Sommer Versuche, die Kontakte unter den Chormitgliedern irgendwie aufrechtzuerhalten?
Wolf: Der Freitag war fest eingeplant für gemeinsames Singen, danach haben wir uns im Sängerlokal zum fröhlichen Beisammensein getroffen. Das fehlt den Sängerinnen und Sängern. Darum wollten wir einen Stammtisch ins Leben rufen, um uns jeden zweiten Freitag zu treffen. Durch den jetzigen Lockdown hat sich auch das zerschlagen.
Bereiten Ihnen die Einschnitte, hervorgerufen durch die anhaltende Corona-Krise, ernsthafte Sorgen um den Fortbestand des Gesangvereins?
Wolf: Da habe ich keine Angst. Ich telefoniere oft mit den Mitgliedern oder treffe sie beim Einkaufen. Alle freuen sich schon darauf, wenn wir Ende März 2021 wieder mit den Proben beginnen können. Dann wird es, denke ich, einen kompletten Neuanfang geben.
Was meinen Sie damit?
Wolf: Unser Dirigent, Joe Völker, hat gekündigt. Das ist verständlich. Er ist freischaffender Künstler und kann sich nicht den Freitag für Proben freihalten unter der Voraussicht, dass er irgendwann wieder mit dem Chor proben kann. Vielen Gesangvereinen wird es ähnlich ergangen sein. Nun müssen wir nach einem neuen Dirigenten Ausschau halten und langsam wieder das Probendefizit infolge der ausgefallenen Singstunden nachholen, die „eingerosteten“ Stimmbänder der Sängerinnen und Sänger fit machen.
Wie gehen Sie privat mit der Pandemie um?
Wolf: Ich achte darauf, gesund zu bleiben, damit ich arbeiten kann. Auch sonst halte ich mich mit meiner Familie an den Vorgaben. Weihnachten oder Silvester haben wir in den vergangenen Jahren immer im privaten Rahmen mit drei oder vier Sängerpaaren gefeiert, das fällt in diesem Jahr flach, wir haben auch nichts geplant. Ich bin zudem der Meinung, egal wie es ausgehen wird, dass man alles sachte angehen, sich danach nicht gleich wieder in so großem Rahmen treffen soll.
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