Interview

Dr. Uwe Hauser bei „Bibel mit Biss“  in Oftersheim: „An unserer Sichtbarkeit arbeiten“

Der erfahrene Religionspädagoge Dr. Uwe Hauser freut sich auf „Bibel mit Biss“ und seinen Vortrag im Gemeindehaus der Christuskirche, der sich mit der Frage beschäftigt: „Wie hältst Du es mit der Religion?“

Von 
Joachim Klaehn
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„Bibel mit Biss“: Das leckere Büfett ist stets ein Höhepunkt und zieht die Besucher bei der interessanten Veranstaltungsreihe wie hier beim letzten Mal am 7. Februar 2020 magisch an. © Ralf Lackner

Oftersheim. Der Referent ist ein vielbeschäftigter Mann. Dr. Uwe Hauser stellt in der regionalen Reihe „Bibel mit Biss“ die Frage „Wie hältst Du es mit der Religion?“ Am Freitagabend, 3. März, findet von 19 bis 22 Uhr die lukrative Veranstaltung im Gemeindehaus der Christuskirche statt, die Wissen mit Musik des Organisten Paul Hafner, Gebeten und einem Büfett verbindet.

Religionspädagoge Dr. Uwe Hauser. © Evangelische Landeskirche

Hauser (61) hat zwei Töchter und einen Enkel. Von 1991 bis 2006 war er Pfarrer in Karlsruhe (Waldstadt-Nord), von 2006 bis 2012 Schuldekan im Kirchenbezirk Breisgau-Hochschwarzwald. Seit 2012 ist Uwe Hauser Direktor des Religionspädagogischen Instituts der Evangelischen Landeskirche in Baden. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Kirchengeschichte und konfessionell-kooperativer Religionsunterricht.

Als Direktor ist er für die inhaltliche Gestaltung des Religionsunterrichts, die Erstellung von Material für das Fach Evangelische Religionslehre, Fortbildungen, als Leiter der Clearingstelle für die Begutachtung von religionspädagogischen Materialien sowie als Geschäftsführer des Wettbewerbs „Christentum und Kultur“ verantwortlich.

Herr Hauser, „Bibel mit Biss“ heißt diese Reihe. Abgesehen von der kulinarischen Seite: Wie offensiv, ja „scharfzüngig“ darf Kirche bei solchen Anlässen sein?

Uwe Hauser: Die der Kirche anvertraute gute Botschaft, dass Gott es gut mit uns Menschen meint und es uns dies in Jesus Christus ein für allemal mal gezeigt hat, dürfen wir fröhlich und gelassen allen Menschen weitergeben. Bisweilen trifft dies auf Widerstand, dann darf auch mal mit klaren und deutlichen Worten, hoffentlich geist- und humorvoll, bisweilen auch klar, aber nie verletzend über die in Frage stehende Sache gestritten werden.

„Bibel mit Biss“

  • Zeitplan: Freitag, 3. Februar, 18.45 Uhr: Sektempfang; 19 Uhr: Begrüßung, Musik, Tischgebet, Büfett-Eröffnung; 20 Uhr: Einlage Paul Hafner; 20.10 Uhr: Vortrag „Wie hältst Du es mit der Religion?“ von Dr. Uwe Hauser (Karlsruhe).
  • Anmeldung: Bei Martina Aßmann, E-Mail tina@assmann-oftersheim.de oder Telefon 0176/43 56 49 93: Ticketpreis: Einheitlich 15 Euro inklusive Büfett. jog

Der Vortragstitel beinhaltet eine Frage, die jeder für sich beantworten sollte. Ihre Kernbotschaft?

Hauser: Religion, Glaube, und Spiritualität scheinen aus der Mode gekommen zu sein. Aber das ist nur scheinbar der Fall. Die Frage nach der eigenen Religion stellt uns vor persönlich weitreichende Fragen: Was darf ich hoffen? Auf wen darf ich vertrauen? Was trägt mich im Leben und im Sterben? Woran will ich mich orientieren? Was prägt mein Handeln? Hier bietet der christliche Glaube ein weites Feld von Möglichkeiten, sich zu positionieren, Wege zu finden, Erfahrungen mit Gott zu machen.

Sie schneiden Milieus an. Was ist damit genauer gemeint?

Hauser: Die Milieustudie des Sinusinstituts von 2021 gibt Hinweise darauf, an welchen Teilen der Bevölkerung kirchliche Angebote besseren oder kleinen Anklang finden. Sie hilft dabei, die blinden Flecken beim Gespräch mit den Gemeindemitgliedern zu finden – und leistet damit einen guten Beitrag zu Gemeindeaufbau.

Es ist derzeit viel von einem Umstrukturierungsprozess die Rede, siehe „ekiba2032“. Wie muss sich eine Gemeinde aktuell aufstellen?

Hauser: Umstrukturierungsprozesse sind schmerzhaft, Gebäude oft mit persönlichen Erinnerungen verbunden. Das alles tut weh. Dennoch muss eine Frage immer wieder neu beantwortet werden: Wie kann Kirche dort sein, wo Menschen sind und ihnen dienen? In den Kitas, Altersheimen, Einrichtungen der Diakonie und vielen anderen Orten geschieht dies jeden Tag. Gott sei Dank, trotzdem sehen viele Menschen diesen Mehrwert nicht mehr. Es bleibt unsere Aufgabe, an unserer Sichtbarkeit zu arbeiten.

Offener Austausch und lebendige Diskussion 2020: Die Fragerunde wird gestartet. Hinten rechts Pfarrer Tobias Habicht, daneben der Theologe Dr. Hans-Georg Ulrichs. © Ralf Lackner

Kirchliche Arbeit ist sehr, sehr vielfältig. Worauf kommt es letztlich Ihrer Meinung nach an?

Hauser: Kirche ist eine Gemeinschaft von Menschen, die miteinander an Gott glauben. In Gemeinschaften sind Beziehungen zentral. Das Abendmahl als zentraler Lebensvollzug von Kirche zeigt, dass Menschen grundlegend angewiesen sind auf heilvolle, stärkende Beziehungen. Sie zu stiften und zu befördern, ist eine zentrale Aufgabe der Gemeinde. Mit Menschen in der Gemeinde zu leben, halte ich für einen wichtigen Schlüssel beim Aufbau einer Gemeinde.

Sie haben mehrere Funktionen. Wie lassen sich diese vereinbaren?

Hauser: Als Leiter des religionspädagogischen Instituts bin ich in kirchenleitenden Aufgaben tätig. Bildungspläne und Material für den Unterricht müssen erstellt, Lehrproben abgenommen werden. Umso wichtiger, dabei geerdet zu bleiben. Dafür sorgt, dass ich in Gottesdiensten, bei Beerdigungen, Taufen und Trauungen bei Menschen bin, die sich unserer Kirche zugehörig fühlen. Falls ich zu verkopft sein sollte, bringen mich meine Frau, meine Töchter und mein Enkel rasch wieder auf den Boden der Tatsachen.

Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: Bei der Veranstaltung „Bibel mit Biss muss man unbedingt dabei sein, weil . . .

Hauser: . . . sich an diesem gemeinsam verbrachten Abend Kirche und der Austausch über die Menschen gemeinsam beschäftigenden Fragen ereignet. Wir sind zum Gespräch und zum Austausch miteinander geboren.

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