Oftersheim. Die Fotografie ist für ihn wie eine Droge: Mit 17 Jahren hat Volker Jean Rahn seinen ersten Negativfilm entwickelt und über die Jahre zigtausende Bilder gemacht. Eine Auswahl von rund 45 Stück stellt der Fotograf unter dem Titel „Zucker und Salz“ ab Freitag, 11. Oktober, im Gewölberaum aus.
„Jedes meiner Bilder erzählt eine Geschichte“, meint der Künstler im Gespräch mit unserer Zeitung. Seine Bilder entstehen in Spanien, Italien oder auch Deutschland, vor allem aber in Kuba, einem Land der Gegensätze – genau wie Zucker und Salz. Es sei die freundliche, offene und lebensfrohe Art der Kubaner und die Bereitschaft der Menschen, sich fotografieren zu lassen, was ihn fasziniere. Die Einwohner seien zwar nicht reich, müssten aber aufgrund der Grundversorgung des Staates auch nicht hungern und Kriminalität begegne ihm auf seinen Reisen dorthin fast gar nicht. „Kuba ist das ,El Dorado’ der Fotografen“, sagt Rahn. Kuba verzaubere, wer einmal dort gewesen sei, wolle immer wieder hin.
Gerne mache er Bilder von Menschen – natürlich müssen sie sein, nicht gestellt und gerne auch außergewöhnlich; interessante Porträts von Leuten, in deren Gesichtern man Geschichten erkennen kann. Einige seiner Fotografien zeigen auch Toiletten, einen knallroten BH, der kunstvoll unter Zwiebeln hängt oder schöne Landschaften. „Ich gehe zu den Menschen nach Hause oder begegne ihnen auf der Straße, dort wo keine Touristen sind“, erzählt der Künstler. „Oder ich bin hier in der Gegend auf Flohmärkten unterwegs.“ Er fotografiere eigentlich alles, solange es nicht zu obszön sei. „Ich habe Freunde auf der ganzen Welt, die mir Stellen, Orte und Geheimnisse zeigen“, erklärt er. In Kontakt mit Menschen sei er dabei ständig.
Rauchige, weiche Farben
Rahn spielt in seinen Bildern gern mit Farben. „Die Bilder aus Kuba sind in rauchigen, weichen Farben gehalten“, meint er. Der Künstler fotografiere sowohl analog als auch digital und manchmal vermische er beides miteinander. Bilder auf Holz, Bilder auf Metall, Infrarot- und dreidimensionale Fotografie hat er alles schon ausprobiert. Seine Werke waren unter anderem schon mehrmals in Schwetzingen, Oftersheim, Mannheim und Kuba ausgestellt.
Er wolle seine Bilder zeigen, sie mit anderen teilen und sehe mit Freude dabei zu, wie Fremde darauf reagieren. Selbstverständlich gehöre auch Kritik dazu. „Meine Magie, Zauber und Fantasie entstehen dort, wo sich Menschen begegnen, sich öffnen und ihre Geschichten erzählen und zeigen. Sich berühren lassen, um die Welt zu sehen, aus einem einzigen Moment der Zeit, das ist der Stoff der Magie, des Zaubers und der Fantasie, den ich meine“, schreibt Rahn in einer Pressemitteilung. Seine Bilder sollen berühren und zum Nachdenken anregen, ob lustig oder traurig, ob Zucker oder Salz.
In Oftersheim stellt er diesmal aber nicht alleine aus: Seine Enkelkinder, die siebenjährige Amely und der zehnjährige Joschua, seien begeisterte kleine Künstler, deren Malereien es auf jeden Fall verdienen würden, gezeigt zu werden. „Wenn sie zu Besuch sind, kommen die beiden hoch in mein Atelier und malen, was das Zeug hält“, sagt Rahn und lacht.
Zur Person: Volker Jean Rahn
Volker Jean Rahn wurde 1947 in Schwetzingen geboren.
Bereits als Kind lernte er mit der Kamera umzugehen.
Nach einer handwerklichen Ausbildung erwarb er den Meistertitel und studierte in den 1970er-Jahren Sozialpädagogik an der Fachhochschule in Köln.
Nebenberuflich arbeitete er in den Niederlanden als freier Mitarbeiter bei „Afcent Mirror“ und war Ende der 1970er zusätzlich als freier Fotograf für unsere Zeitung tätig.
Einige Jahre später absolvierte er an der Kunstschule Zürich eine dreijährige Kunstausbildung und trat in den Schuldienst ein.
Heute arbeitet Rahn als freier Künstler und stellt in aller Welt seine fotografischen Werke aus. caz
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