OFTERSHEIM. Als der erste Bürgermeisterstellvertreter Roland Seidel die Gäste im Gewölberaum des Verwaltungsgebäudes in der Eichendorffstraße begrüßte, hatten diese schon zuvor einige Gelegenheit, mit einem Glas Sekt in der Hand die eindrucksvollen Kunstfotografien von Volker Jean Rahn zu bewundern. Zum Trinken kam man allerdings kaum, denn zu faszinierend waren die vorwiegend in Schwarzweiß gehaltenen Bilder an den Wänden, die Gesichter zeigen, die Lebensgeschichten erzählen und Stillleben, von denen keines gestellt ist.
Rahns Fotografien verstehen es, den Blick zu fesseln. So wies auch Roland Seidel nach der Begrüßung des Künstlers und der Gäste darauf hin, wie stolz die Gemeinde auf „ihren“ Künstler sei, denn Rahn ist schon sehr lange in Oftersheim zu Hause. „Sie haben einen Blick für Motive, die nicht jeder sieht, wir sind stolz auf Sie“, betonte Seidel.
Der sichtlich gerührte Volker Jean Rahn begrüßte die Anwesenden und sprach über das Land, in dem die meisten Fotografien der Ausstellung entstanden waren: „Die Leute in Kuba sind arm, aber stolz und gebildet. Die Grundversorgung ist gewährleistet, aber Luxus gibt es nicht. Ich habe viele Freunde dort.“
Da Luxus kaum vorhanden sei, wie etwa teure Markenkleidung, käme es nicht gut an, als Tourist damit zu protzen, was auch den Zugang zu den Menschen erschweren würde: „Ich selbst gehe dorthin wie ein ‚Zigeuner‘, auch wenn man dieses Wort eigentlich nicht mehr sagen darf“, betonte der Künstler. Mit der Aufforderung „wenn es Ihnen gefällt, sagen Sie es, wenn nicht, auch“, schloss er seine Ansprache. Bei Rahn handelt es sich um einen sensiblen, zurückhaltenden Menschen, der im Gespräch und in seinen Werken stets Respekt zum Ausdruck bringt. So sind seine Fotos, genau wie seine Worte, fast immer intim, aber niemals respektlos oder frivol. Vielleicht ist es gerade das, was sie so besonders macht.
„Fotos werden bei mir in der Regel nicht nachgearbeitet. Ich nutze verschiedene Kameras und Objektive, darunter auch sehr alte meines Vaters, die ich dank Adaptern verwenden kann. So entstehen die besonderen Effekte mit messerscharfen Kontrasten oder eher sanften, weichen Konturen“, verriet der Künstler, der auf eine lange Erfahrung zurückblicken und dadurch die Effekte genau steuern kann.
Talentierte Enkel
Die Besucher Heinz und Christa Egenlauf aus Hockenheim waren begeistert: „Die Gesichter finde ich besonders faszinierend. Das hier ist ein Mensch mit europäischen Wurzeln, sieht aber aus wie ein Aborigine“, sagte Christa Egenlauf spontan mit Blick auf das Bild eines bärtigen Mannes und ihr Gatte ergänzte: „Man versucht herauszulesen, wie die Menschen auf den Fotos sich fühlen, wie sie wohl sind und man bekommt förmlich Lust, sie kennenzulernen.“
Doch bei dieser Ausstellung gab es nicht nur Werke von Rahn selbst zu sehen, sondern auch von zwei ganz besonderen, jungen Künstlern. Inmitten der Werke des bekannten Großvaters hängen auch einige Arbeiten von Rahns Enkelkindern Amely (7) und Joschua (10), die auf ihre eigene Weise zu beeindruckend wussten und bei den Anwesenden Erstaunen auslösten.
„Was, das sollen die beiden Kleinen gemacht haben?“, mag sich der eine oder andere gedacht haben, denn sie bewiesen, dass auch Kleine Großes hervorbringen können und dass Kunst nicht eine Frage des Alters sein muss, auch wenn ihr Großvater die Werke ein wenig „in Form“ gebracht hatte. Dies unterstrich auch Roland Seidel: „Die Enkel haben klar das Talent ihres Opas geerbt.“
Organisatorin Ina Jahnke von der Gemeinde freute sich über den großen Zulauf: „Volker Jean Rahn ist ein toller Künstler und dieser Raum mit seinem beeindruckenden Kreuzgewölbe ist ein großartiges Ambiente, um Werke auszustellen, was die Künstler auch zu schätzen wissen. Das passt einfach hervorragend.“
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