Oftersheim. Ein oberflächlicher Blick auf die Zahlen der jüngsten Kriminalitätsstatistik für Oftersheim vermittelt einen besorgniserregenden Eindruck. Von Diebstahlsdelikten und Wohnungseinbrüchen über Körperverletzung und Vermögens- beziehungsweise Fälschungsdelikte bis zur Sachbeschädigung ging es in zahlreichen Kriminalitätsfeldern teilweise deutlich nach oben.
Insgesamt, sagte der Leiter des Polizeireviers Schwetzingen, Martin Scheel, bei der jüngsten Gemeinderatssitzung im Rose-Saal, nahm die Zahl der registrierten Straftaten 2019 im Vergleich zum Vorjahr um fast 20 Prozent zu. Bedeutet in absoluten Zahlen ein Plus von 98 Straftaten. Verzeichnete die Polizei 2018 noch 512 Straftaten, waren es im vergangenen Jahr 610.
Trotz dieser Zunahme erkannte Scheel keinen Grund zur Besorgnis. Zum einen würde die Oftersheimer Kriminalitätsstatistik durch die Tank- und Rastanlage „Hardtwald“ an der Autobahn negativ beeinflusst, was auf das subjektive Sicherheitsempfinden der hiesigen Bevölkerung jedoch gar keinen Einfluss hätte. Und zum anderen erklärte sich die Zunahme auch durch die teilweise sehr niedrigen Zahlen aus dem Vorjahr. Bei den Diebstahlsdelikten verzeichnete die Polizei 2018 exakt 125 Straftaten. 2016 und 2017 waren es 234 und 211 Straftaten. Im Vergleich dazu erscheinen die 143 Taten aus dem vergangenen Jahr nicht mehr ganz so dramatisch. Trotzdem versicherte Scheel, dass man die Entwicklung nicht auf die leichte Schulter nähme und die Polizei präsent bleibe.
Bei ihrer Arbeit ermittelte die Polizei letztes Jahr 220 Tatverdächtige. Der Anteil der unter 21-Jährigen sank im Vergleich zum Vorjahr leicht um 3,2 Prozent auf 18,6 Prozent – das entspricht 41 Tatverdächtigen unter 21 Jahren. Auch der Anteil der nicht deutschen Tatverdächtigen sank leicht von 65 auf 62 Tatverdächtige und lag damit bei rund 28 Prozent. Und unter den 62 nicht deutschen Tatverdächtigen fanden sich zehn Asylbewerber. Im Vorjahr waren es vier.
Ein ordentliches Plus gab es bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. 2018 verzeichnete die Polizei hier fünf Vorfälle. Im letzten Jahr waren es zwölf Taten. Prozentual ist das ein Plus von über 100 Prozent. Für eine generelle Unsicherheit sieht die Polizei trotzdem keinen Grund. Im Wesentlichen geht es dabei um sechs exhibitionistische Fälle im Bereich des Oftersheimer Waldes.
Serie von Kfz-Aufbrüchen
Mit rund 32 Prozent ging es auch im Feld des besonders schweren Diebstahls nach oben. Dabei geht es um Delikte unter erschwerten Bedingungen, wie Einbrüche in Geschäftsräume oder PKW-Aufbrüche. Geschuldet ist das Plus unter anderem einer Serie von Gartenaufbrüchen in der Kleingartenanlage „Kohlwald“ und einer kleinen Serie von Kfz-Aufbrüchen im Gebiet Nordwest. Insgesamt weist die Statistik für das letzte Jahr hier 90 Fälle aus. In der Fünfjahresbetrachtung mit einem Schnitt von 110 Fällen ist das trotz allem der zweitniedrigste Wert.
Sorgen mache das Plus im Bereich der Körperverletzung. Waren es 2018 noch 34 Taten, verzeichnete die Polizei nun 47 Körperverletzungen. Immer noch deutlich weniger als 2016 (60 Körperverletzungen) und 2017 (52 Körperverletzungen), doch Scheel ließ gegenüber den Ratsmitgliedern keinen Zweifel daran, dass alle gesellschaftlichen Kräfte mobilisiert werden müssten, um der Gewalt entgegenzuwirken. Erfreulich sei die hohe Aufklärungsquote. Da sich diese Taten meist vor dem Hintergrund bestehender Beziehungen zwischen Täter und Opfer abspielten, würden fast 96 Prozent aller Körperverletzungsdelikte aufgeklärt.
Ebenfalls als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sieht Scheel das Feld der Vermögens- und Fälschungsdelikte. Mit 98 Straftaten ging es hier fast 80 Prozent nach oben und befindet sich wieder auf dem Niveau von 2017 mit ebenfalls 98 Fällen. Dabei geht es oft um Warenkreditbetrug im Internet und Enkeltrick. Beides hänge eng mit einer allgemeinen gesellschaftlichen Sensibilisierung zusammen. Und auch hier gilt, dass die Vorfälle auf der Tank- und Rastanlage „Hardtwald“ die Statistik verzerren. Denn die Fallzahlen, vor allem Tankbetrug, stiegen hier von 13 auf 35 Betrugsfälle.
Patrick Schönenberg (Grüne) fordert angesichts dieser Verzerrung, die Statistik für Oftersheim von den Fällen auf der Tankanlage zu trennen. Die spezifische Auswertung der Kriminalitätsstatistik für Oftersheim würde das erleichtern und ein klareres Bild ergeben.
Sachbeschädigung als Phänomen
Ein Oftersheimer Phänomen ist die Sachbeschädigung. Mit 114 Fällen musste Scheel ein Fünfjahreshöchstwert vermelden. Im Vergleich zu 2018 war es ein Plus von über 42 Prozent. Im Zentrum stehen dabei Graffitis, die in den Augen der Ratsmitglieder mit Farbschmiererei jedoch besser beschrieben seien. Allein 51 Fälle in diesem Feld gehen auf diese Farbschmierereien im öffentlichen Raum zurück. Auch das Problemfeld Lärmstörung durch Jugendliche sei nach wie vor virulent. Gerade in der Corona-Zeit habe sich die Problemlage nicht entschärft. Auch hier gelte, so Scheel, dass Kommune und Polizei eng zusammenarbeiten müssten. Auch über Instrumente wie mobile Jugendarbeit müsse nachgedacht werden.
Klar sei allen Ratsmitgliedern, dass die Jugendlichen ihre Räume bräuchten. Doch bei allem Verständnis für die Belange der Jugendlichen, bei den Farbschmierereien höre es auf. Am Ende das ausführlichen Vortrags erklärte Bürgermeister Jens Geiß sehr deutlich, dass trotz des Anstiegs der Fallzahlen Oftersheim nach wie vor eine sichere Gemeinde sei. Eine Sicht, die hier allgemein geteilt wurde.
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