Lebendiges Oftersheim

Flohmarkt mit Herz: Oftersheimer Höfe werden zu Orten der Begegnung

Nicht nur Second-Hand-Schätze wechselten den Besitzer: Der Flohmarkt machte Straßen zu Treffpunkten und brachte Nachbarn ins Gespräch. Deshalb war der Hofflohmarkt trotz wenig Besuchern ein Erfolg.

Von 
Natalie Gabler
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Ninja Degen mit ihrer Tochter in der Käthe-Kollwitz-Straße © Natalie Gabler

Oftersheim. Der Samstag verwöhnte schon am Vormittag mit überraschend hochsommerlichen Temperaturen. Beste Voraussetzungen für den Hofflohmarkt, der sich durch zahlreiche Straßen in Oftersheim erstreckte. Dennoch, oder gerade deswegen, wirkte der Ort in großen Teilen still und verlassen. Scheinbar zog es die Menschen in der Region an diesem Hitzetag eher noch einmal ins Freibad oder an den See, statt durch die Straßen der Oftersheimer, die mit viel Mühe und Engagement ihre Stände vor den Türen aufgebaut hatten, um allerlei nicht mehr benötigte Dinge zu verkaufen.

Ninja Degen, Anwohnerin der Käthe-Kollwitz-Straße zeigte sich dennoch sehr zufrieden: „Wir sind zum dritten Mal dabei und es ging heute schon gut was weg. Der Hermes-Bote kommt jedes Jahr bei uns vorbei und kauft unsere Sachen von der Eiskönigin Elsa. Den Hausrat und Erwachsenenkleidung will keiner so recht, dafür geht Kinderkleidung richtig gut. Es ist halt super praktisch, dass man direkt vor der eigenen Haustüre seine Sachen verkaufen kann.“

Juli Romeik (rechts, 12 Jahre) und Freundin Johanna Bauer in der Erich-Kästner-Straße © Natalie Gabler

In der Erich-Kästner-Straße haben Juli Romeik und Freundin Johanna auf Bierzeltgarnituren ihre Spielwaren und Kleider aufgebaut. „Wir haben schon fünfzig Euro eingenommen. Meine Eltern haben keine Lust auf den Hof-Flohmarkt aber mir macht das richtig Spaß,“ zeigte sich die Zwölfjährige Juli begeistert. Eine gute Möglichkeit, das Taschengeld aufzubessern, die auch Mattes in der Parallelstraße gerne nutzte. An seinem ordentlich aufgebauten und gut bestückten Stand verkaufte der Elfjährige Playmobilsachen, Faschingskostüme, Spiele, Bücher, CD’s und Puzzles. Auch er konnte bereits einige seiner Schätze in neue Hände geben.

Hofflohmarkt: Aufruf von Lebendiges Oftersheim

Sandra Bialek, Anwohnerin der Lessingstraße, bedauerte: „Wir haben leider sehr wenig Kundschaft. Ich befürchte, das Wetter ist einfach zu gut, die Leute unternehmen andere Dinge. Diejenigen, die da waren, haben zwar alle etwas gekauft, aber es waren nicht viele. Am besten geht noch der Eistee, den wir anbieten.“

Die Gemeinschaft für Handel, Handwerk und Dienstleistung, Lebendiges Oftersheim, hatte zum Hofflohmarkt aufgerufen, zu der sich alle Anwohner anmelden konnten. Eine Online-Übersichtskarte, die man sich auf der Homepage des Vereins herunterladen konnte, wies alle angemeldeten Stände mit Standort aus, die an dem Samstag zwischen zehn bis vierzehn Uhr teilnahmen.

Der 11 jährige Mattes mit seinem Stand in der Lessingstraße © Natalie Gabler

Und es waren nicht wenige, die ihre Keller, Speicher und Schränke geplündert und allerlei Gegenstände zum Feilschen anboten. Beim Bummeln durch die Straßen stieß man auf Puppenhäuser, große Holzpferde, Fahrräder, Schuhe, Elektrogeräte, Haushaltswaren und jede Menge Kleidungsstücke für Groß und Klein. In der Hans-Thoma-Straße gab es bei Karla und ihrer Tochter deren aussortiertes Pferdezubehör, kleine Reitställe und sogar Fahrräder und Roller zum Schnäppchenpreis.

„Wir haben eben sogar schon einen Notenständer verkauft. Die Leute kaufen aber scheinbar eher online, statt auf Flohmärkten. Vielleicht liegt es auch hier am Gebiet, die Leute haben eher zu viel und wollen alle ihre Sachen verkaufen statt etwas zu kaufen,“ zog Karla Fazit. „Vielleicht könnte die Gemeinde ja hier unterstützen und Anreize schaffen. So etwas wie ein Straßen- oder Stadtteilfest mit Musik und Essen, zusätzlich zum Hof-Flohmarkt, was mehr Leute anzieht und auch die Anwohner mehr miteinander vernetzt,“ überlegte sie. In der Beethovenstraße hingegen herrschte Partystimmung und Urlaubsflair.

Anwohnerin Karla in der der Hans-Thoma-Straße © Natalie Gabler

Jens und Sina Eppel hatten Freunde und Familie in ihrem idyllischen Hof neben großen Palmen versammelt. Unter Sonnenschirmen wurde bei launiger Musik und Getränken fröhlich gefeiert und Waren angepriesen. „Unsere jüngste Teilnehmerin Lena ist vier Jahre alt. Sie kam heute Morgen mit ihrem Rollköfferchen von gegenüber und hat schon einige Spiele verkauft,“ grinste Jens Eppel. Ihr rotes Sparschwein leuchtete hungrig neben ihren Auslagen. „Wir machen zum ersten Mal mit und haben schon ein Zelt, ein Bild und einige Schallplatten verkauft,“ zählte Ehefrau Sina zufrieden auf.

Feiern und Verkaufen; Jens und Sina Eppel mit Familie und Freunden, in der Beethovenstraße © Natalie Gabler

Einige Häuser weiter hofften Marleen und Lina noch einige ihrer Schätze in bare Münze umzuwandeln. „Wir sind überrascht, dass es so gut läuft, das hatten wir nicht erwartet, zumal wir nicht in der belebtesten Straße wohnen. Wir haben schon Seife aus Frankreich, Spiele und Klamotten verkauft,“ freuten sich die Schwestern. Zudem verschenkten sie Kekse und lockten mit Dosenwerfen potenzielle Schatzjäger an. „Das erste Mal werfen kostet nix,“ warb die elfjährige Lina geschäftstüchtig. „Wir haben Bücher, Geschirr, Fahrradzubehör und sehr viele Tischdecken zum Verkauf. Im Keller habe ich noch viel mehr Sachen, falls etwas Bestimmtes gesucht wird, die hol ich gerne,“ bot Mutter Jessica Elter vorbeigekommenen Flohmarktbesuchern an.

Die Schwestern Marleen (links, 15 Jahre) und Lina (rechts, 11 Jahre) in der Beethovenstraße © Natalie Gabler

Zwar blieb am Ende die Jagd nach Raritäten und ausrangierten Alltagsgegenständen überschaubar, doch wer vorbeikam, konnte entspannt stöbern, feilschen oder plaudern. Und so fand vielleicht nicht jeder Pullover oder Teller einen neuen Besitzer, aber die Anwohner, die ihre Türen öffneten, machten die Straßen zu einem Ort der Begegnung und konnten sich über den ein oder anderen Nachbarschaftsplausch freuen.

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