Oftersheim. Zehn bis 20 Jugendliche im Alter von zehn bis 18 Jahren haben in Oftersheim bald die Gelegenheit, ein politisches Zeichen zu setzen – und zwar an einer Wand des evangelischen Gemeindehauses. Von Donnerstag, 18. April, bis Samstag, 20. April, läuft die sogenannte 72-Stunden-Aktion der Jugendbeteiligung, nach deren Ende am Sonntag – kurz vor dem Start des Sommertagszuges – der Öffentlichkeit ein großes Graffito enthüllt werden soll.
„Eigentlich war die Idee vor allem, ein Zeichen gegen rechts zu setzen“, erklärt Sebastian Längerer, der Jugendreferent der Gemeinde. Weil das aber möglicherweise falsch aufgenommen werden könnte, so die Befürchtung der Verwaltung, soll das Motiv nun eine klare Antikriegshaltung ausdrücken und ein Symbol für Frieden und gegen Gewalt sein. Was dieses Motiv am Ende sein wird, ist indes noch nicht abschließend geklärt. „Das sollen die beteiligten Jugendlichen natürlich mitentscheiden“, stellt Längerer klar.
Die Oftersheimer Jugendlichen sorgen für die Finanzierung des Projekts
All das soll in diesen drei Tagen passieren, die wie folgt organisiert sind: Donnerstags werden die Jugendlichen zunächst gemeinsam Kuchen backen, den sie dann am Freitag auf dem Wochenmarkt verkaufen, um das Projekt mitzufinanzieren. An beiden Tagen laufen parallel dann auch erste Vorbereitungen für das Motiv und das Erlernen des notwendigen Handwerkszeugs, denn am Samstag soll das komplette Graffito entstehen – auf einer Wand von immerhin rund 20 Quadratmetern. Ursprünglich war im Übrigen der Turm an der Christuskirche sozusagen als Leinwand vorgesehen gewesen – dieser steht allerdings unter Denkmalschutz, weswegen er doch keine Option war.
Den technischen Teil des Prozesses leitet der Heidelberger Graffitikünstler Michael Vogt – auch genannt „M.One“. Dieser hatte bereits im Oktober eine vergleichbare Rolle übernommen, als sich Jugendliche auf einem Container auf dem Gelände von Edeka Embach künstlerisch ausleben konnten. Für ihn sind solche Projekte nichts Neues, denn Vogt hat bereits zahlreiche Graffiti-Werke im Auftrag der Stadt Heidelberg angefertigt.
„Michael Vogt ist ein Urgestein in der Szene“, erläutert Längerer und meint damit einerseits die Sprayer-Bewegung, aber auch die lange Jahre einflussreiche Hip-Hop-Szene in Heidelberg. „Und vor 15 Jahren hat er unser Oftersheimer Juz-Logo gesprayt“, fügt der Jugendreferent hinzu.
72-Stunden-Aktion in Oftersheim: Spenden werden benötigt
Was ihn noch etwas besorgt – oder zumindest beschäftigt – ist die Finanzierung der 72-Stunden-Aktion. Da gibt es zwar den angesprochenen Kuchenverkauf sowie Unterstützung vonseiten der Gemeinde und der evangelischen Kirche, aber letztlich müssen Workshopleiter Michael Vogt, der das immerhin beruflich macht, die Materialien und auch Essen für die Beteiligten gekauft und bezahlt werden. „Eigentlich brauchen wir Spenden“, sagt Längerer ganz klar.
Tatsächlich werden auch einige der Jugendlichen am ersten Tag – während der Rest backenderweise zeitgleich tätig ist – bei lokalen Unternehmen nach entsprechender Unterstützung fragen. Die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen – und so eventuell ebenfalls Spender gewinnen – möchte Längerer jetzt schon.
Denn ihm geht es um mehr, als das eingangs erwähnte politische und gesellschaftliche Zeichen. „Wir sprechen hier auch von einer Aktion der Jugendkultur“, stellt er klar. „Die möchte ich hier in der Gemeinde voranbringen, sodass junge Menschen die Möglichkeit haben, richtige Jugendkultur auch mal auszuleben. Das geht bisher meiner Erfahrung nach fast nur in den Städten.“ Somit ist er froh, von Kirche und Gemeinde die Unterstützung bekommen zu haben, die das – voraussichtlich extrem sichtbare – Projekt nun ermöglicht hat.
Der vielfach geforderte Jugendplatz in Oftersheim soll bald entstehen
Abseits der 72-Stunden-Aktion wird sicher aber in den kommenden Monaten noch etwas zu tun sein für die Belange der Jugendlichen in Oftersheim. Denn zwei explizite Wünsche aus dem Jugendhearing im vergangenen Herbst könnten bald einen großen Entwicklungsschritt gehen: der lang geforderte Jugendplatz sowie das Jugendatelier.
Ersterer soll auf der ehemaligen Rollschuhbahn in der Nähe der Theodor-Heuss-Schule entstehen – wenn der Gemeinderat dem Projekt zustimmt, denn günstig wird es nicht. „Die Planungen sehen jedenfalls so aus, wie die Jugendlichen es sich gewünscht haben“, meint Längerer. Geplant sind zwei Basketballkörbe sowie ein Unterstand mit Sitzgelegenheiten. Zwar sind dabei manche Details, auf die die jungen Oftersheimer im Oktober pochten – darunter beispielsweise Wlan – noch nicht enthalten, aber ein Anfang wäre gemacht.
Für Bands und Theatergruppen: Probemöglichkeiten in Oftersheim sind gewünscht
Das Jugendatelier hingegen soll die Antwort auf die Forderung nach Probemöglichkeiten für Theatergruppen, Bands oder DJs sein. Die Gemeinde ist noch im Besitz eines alten Containers, der sich aus Sebastian Längerers Sicht dafür eignen würde. „Natürlich müsste man ihn zum Beispiel noch richtig dämmen, aber dann könnte das funktionieren“, findet er. Auf dem Jugendplatz darf der Container aber nicht stehen – denn er ist nicht aus natürlichen Materialien gefertigt. Somit wird vermutlich der Garten des Jugendzentrums als Standort auserkoren.
Beide Projekte soll der Gemeinderat in seiner Mai-Sitzung besprechen. Ende Oktober ist dann zudem das zweite Oftersheimer Jugend-hearing geplant.
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