Wildgehege

Gerettete Lebensmittel für hungrige Tiere: Familienfest beim Oftersheimer Wildgehege

Die beliebte Fütterung bildet den Höhepunkt des Programms des Familienfestes an diesem Wochenende

Von 
Dahnah Rudeloff
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Dieter Fackel schiebt eine Schubkarre voller Leckereien in das Wildgehege, wo die Wildschweine bereits warten und ihm gerne nachlaufen. Er versorgt sie tagtäglich. © Dahnah Rudeloff

Oftersheim. Wenn Dieter Fackel mit seinem Schubkarren voller Obst, Gemüse und Backwaren Richtung Gehege fährt, machen sich 29 Wildschweine bereit zur Fütterung. Fackel ist seit zehn Jahren für das Wildgehege in Oftersheim zuständig. Das bedeutet, er kümmert sich um das Rot- und Schwarzwild, das hier lebt, sowie um die Besorgung von Futter und die tägliche Fütterung der Tiere.

Familienfest

  • Samstag, 29. Januar, ab 11 Uhr zwischen den Wildgehegen.
  • Die Helfer bieten Glühwein, Punsch und weitere Getränke, Wildschweinbratwurst und Kuchen an.
  • Fütterung der Wildschweine durch Gehegebetreuer Dieter Fackel um 14 Uhr. dar

Auch auf deren Gesundheit achtet er, dabei erhält er Hilfe von Dr. Branko Petrovic, einem Tierarzt aus Schwetzingen, der ihn veterinärmedizinisch unterstützt. Die Tiere werden regelmäßig entwurmt und untersucht. Außerdem schießt Fackel das Wild selbst, denn das Areal darf laut Vorgaben immer nur eine bestimmte Anzahl von Bewohnern beherbergen. Die Wildbratwurst, die es an diesem Sonntag, 29. Januar, anlässlich des großen Familienfests ab 11 Uhr am Gehege zu probieren gibt, wird entsprechend aus dem eigenen Bestand hergestellt.

Handwerkliche Arbeiten wie Reparaturen am Gehege geht Fackel nebenbei tatkräftig an. Morgens fährt er zum Penny-Markt in Plankstadt sowie Oftersheim und holt Lebensmittel, die sonst entsorgt werden würden, ab. Bevor das Essen jedoch an die Tiere verfüttert wird, ist erst Appel + Ei aus Schwetzingen an der Reihe. Die Reste, die der Tafelladen nicht nutzt, nimmt Fackel letztendlich mit zum Gehege.

Wildgehege Oftersheim: Viel Arbeit

Vor Ort sortiert er aus: Aufkleber auf Obst und Gemüse müssen ebenso entfernt werden wie Verpackungen. Bei Gebäck werden gefüllte Brötchen mit Wurst oder Croissants mit Schinken im Inneren auseinandergenommen, denn Fleisch kann für die Wildschweine durch Erreger tödlich sein. Ansonsten essen die 29 Keiler, Bachen, Überläufer und Frischlinge, die derzeit in Oftersheim leben, schlichtweg alles.

Fackel kippt Heidelbeeren, Bananen, Gurke, Salat, Birnen, Karotten und mehr zusammen in seine Schubkarre. Zwei volle Ladungen bekommen die Wildschweine jeden Morgen – und zudem einen 20-Liter-Eimer voll mit einem Mix aus Weizen, Gerste und Mais. Täglich zwischen acht und halb elf ist Fackel mit der Fütterung beschäftigt. Egal, ob bei Schnee, Eis, Regen oder Sonnenschein.

Dieter Fackel (l.) erhält regelmäßig Besuch ortsansässiger Landwirte wie Klaus Seitz, die ihre Produkte spendieren. © Lackner

Inzwischen hat sich diese Routine herumgesprochen. Hundebesitzer kommen auf einen Plausch vorbei und ihre Vierbeiner dürfen sich einen Leckerbissen wie ein Stück Banane abholen. Auch Kindergärten schauen gerne vorbei, um sich das Spektakel der Fütterung anzuschauen, verrät Fackel. Jüngst war es der Waldkindergarten anlässlich seines Wandertags. „Wir schauen fast jeden Tag zu“, erzählen die Kinder. Voller Vorfreude drücken sie sich an den Zaun und schauen, was es heute für die Wildschweine zu essen gibt.

Wildgehege Oftersheim: Vermehrung ohne Inzucht

Die Tiere im Gehege vermehren sich, ohne Inzucht zu betreiben, es gibt zwei Linien, erklärt Fackel. Wegen der Populationskontrolle versucht er, keine allzu große Bindung zu den Tieren aufzubauen. Ein Schwein ist ihm aber dennoch ans Herz gewachsen: Silvester, erkennbar an seiner kräftigen Statur. Vor zehn Jahren wurde das Tier an Silvester gefunden und gerettet. Seither lebt es im Gehege. Wenn die Menschen vorbeikommen, die ihn aufgezogen haben und ihn rufen, kommt er auch heute noch angerannt.

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Außerdem gibt es eine Bache aus Idar-Oberstein im Gehege. Die Tiere wissen genau, wann Fackel mit ihrem Futter kommt, sehnsüchtig erwarten sie ihn und verfolgen ihn und seine Schubkarren weiter ins Gelände hinein. Mit Gegrunze und Geschreie machen sie sich voller Freude über ihr Futter her – und tragen Brotleibchen sowie Karotten an einen vor Mitstreitern sicheren Ort.

Wildgehege Oftersheim: Rotwild geht gemütlicher zum Essen

Das Rotwildgehege liegt gegenüber: Hier leben Rothirsche, Rotspießer, Alttiere und Kälber, die ebenfalls gefüttert werden wollen. Brav warten die stattlichen Tiere. Auch sie kommen an die Futterstelle, jedoch nicht so stürmisch wie die Wildschweine. Sie essen ausschließlich Lebensmittel wie Karotten, Brot, Mais, Gerste und Heu. Der Rotspießer ist im Mai letzten Jahres geboren, er ist noch dabei, sein Geweih zu entwickeln. Beim Rothirsch kann Fackel durch eigene Dokumentationen sehr genau abschätzen, wann ein Hirsch sein Geweih verliert, bald sollte es wieder so weit sein.

Zwei Schubkarren werden täglich verfüttert. Wildschweine und Rotwild sind entspre-chend sehr gut versorgt. © Dahanah Rudeloff

Neben dem geretteten Futter bezieht Fackel auch Spenden von Oftersheimer Bauern in Form von Kürbissen und Karotten. „Wir sind wirklich froh über die Spenden“, betont Fackel. Auch der Obst- und Gemüse-Laden Mampel auf dem Kurpfalzhof beteiligt sich. Finanziert wird das Gehege durch die Gemeinde, Spender und die Feste, die der Förderverein veranstaltet.

Eines dieser Feste ist das Familienfest am Wildgehege, das an diesem Sonntag erstmals nach zwei Jahren Pause wieder stattfinden kann.

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