Heizen

Großes Potenzial bei der Sonnenenergie

Oftersheim produziert zurzeit jährlich fast 20 000 Tonnen Treibhausgase vor allem durch die Nutzung fossiler Brennstoffe

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Nicolai Lehnort
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Oftersheim. In den Gebäuden der Gemeinde Oftersheim werden jährlich 78 Gigawattstunden Energie für die Erzeugung von Wärme verbraucht. Eine schwer vorstellbare Zahl, die Klimaschutzmanager Martin Hirning mit einem Vergleich greifbarer macht: Der jährliche Verbrauch an fossiler Wärme in der Gemeinde Oftersheim entspricht in etwa der Menge an Energie, die die Explosion von fünf Atombomben freisetzt, die im Zweiten Weltkrieg auf das japanische Hiroshima abgeworfen wurden.

Wie diese Energiemenge zukünftig aus regenerativen Quellen gewonnen werden kann, diese Frage stand im Zentrum der ersten Infoveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung der Gemeinde Oftersheim.

Zweck der kommunalen Wärmeplanung ist das Erreichen einer klimaneutralen Wärmeversorgung. Hintergrund des Vorhabens sind die Klimaziele des Bundes, die Klimaneutralität bis 2045 vorsehen. Um dieses Ziel zu erreichen, schreibt das Land Baden-Württemberg basierend auf dem Wärmeplanungsgesetz und dem Gebäudeenergiegesetz eine kommunale Wärmeplanung vor.

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Grundlagen schaffen: Treffen zu kommunaler Wärmpelanung in Oftersheim

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Gemeinde Oftersheim
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Das gilt allerdings nur für Stadtkreise und große Kreisstädte. Mit ihren gut 12 000 Einwohnern ist die Gemeinde Oftersheim damit nicht zu einer kommunalen Wärmeplanung verpflichtet. Sie macht es aber trotzdem. Weil es wegen der gemeinsamen Versorgung durch die Stadtwerke mit Schwetzingen, das wiederum zur kommunalen Wärmeplanung verpflichtet ist, auf der einen Seite sinnvoll ist und man auf der anderen Seite die Bürger der Gemeinde mit ins Boot holen möchte, wo sie von den Veränderungen der Wärmewende betroffen sind und wie sie selbst einen Beitrag dazu leisten können, wie Bürgermeister Pascal Seidel erklärt.

Wie die Gemeinde aktuell heizt

Wie im Großteil deutscher Haushalte entsteht die Wärme auch in Oftersheim zu großen Teilen aus fossilen Brennstoffen. Beinahe jede zweite Heizung (47 Prozent) wird mit Erdgas betrieben, rund ein Viertel (26 Prozent) mit Heizöl, etwa jede Zehnte (elf Prozent) ist ans Fernwärmenetz angeschlossen. Das ist die zentrale Erkenntnis der Bestandsanalyse, die im Bürgersaal von Katrin Rauland von MVV Regioplan vorgestellt wird.

Das Mannheimer Unternehmen wurde von der Gemeinde mit der Erstellung der kommunalen Wärmeplanung beauftragt. Kostenpunkt für das gesamte Projekt sind etwa 60 000 Euro. 80 Prozent davon werden über einen Zuschuss des Landes Baden-Württemberg gedeckt.

Um die fast 20 000 Tonnen Treibhausgasemissionen der Gemeinde, die größtenteils von Erdgas und Heizöl verursacht werden, zukünftig zu senken, hat das Unternehmen im zweiten Schritt eine Potenzialanalyse durchgeführt. Dabei wurden unterschiedlichste Möglichkeiten zur Energieerzeugung in Betracht gezogen. Der Photovoltaik (PV) auf Dach- und Freiflächen und der sogenannten Agri-PV, der Belegung von landwirtschaftlichen Flächen mit Solarpanels, wurde großes Potenzial zugemessen.

Noch ergiebiger sind laut Referent Ioannis Karakounos lediglich die oberflächennahe Geothermie, bei der durch Erdwärmesonden dem Erdreich Wärme entzogen wird. Zu berücksichtigen sind dabei jedoch die Wasserschutzgebietszonen.

Ein Begriff, bei dem Besucher Paul Werner aufhorcht. Denn auch in der Tiefengeothermie sieht die MVV Regioplan Potenziale. Dass in Sachen Klimaschutz etwas getan werden muss, ist dem Oftersheimer bewusst. Tiefengeothermie steht er aber skeptisch gegenüber. Werner sorgt sich um das Grundwasser. Grundsätzlich lobt Werner die kommunale Wärmeplanung aber: „Ich bin erfreut, dass die Gemeinde sich die Mühe macht.“

Für andere Besucher steht mehr das eigene Haus im Vordergrund. „Es ist schwierig, momentan eine richtige Entscheidung zu treffen“, meint Karsten Fink. Noch habe er eine Gasheizung verbaut, aber er wäge die Vor- und Nachteile von Alternativen ab.

Keine weiträumige Fernwärme

Für manche Oftersheimer lautet die Hoffnung Fernwärme, wie mehrfach aus dem Plenum zu vernehmen ist. Gemeinsam mit Wärmepumpen sind Fernwärmenetze eine Option, um von der Nutzung fossiler Energieträger wegzukommen und so das Gebäudeenergiegesetz schrittweise zu erfüllen.

„Ein flächendeckendes Fernwärmenetz ist in Oftersheim nicht möglich“, tritt Bürgermeister Pascal allerdings auf die Bremse. Wirtschaftlich sei das schlicht nicht umsetzbar, ergänzt Katrin Rauland von MVV Regioplan. Der Ausbau wäre nämlich dermaßen teuer, dass die Abnehmer entsprechend tief für die Energieversorgung in die Tasche greifen müssten.

Für die Bewohner der größtenteils in den Jahren 1949 bis 1978 gebauten Häuser in Oftersheim gibt es bei der Veranstaltung aber auch einfache Tipps, wie mit kleinem Geld etwas getan werden kann, um den hauseigenen Energieverbrauch zu senken. Stichwort Dämmung. „Um den Fokus auf sie selbst zu legen“, wie er einleitend sagt, ist Nico Reffert von Climap vor Ort. „Wo verliert mein Gebäude Energie?“, lautet die zentrale Fragestellung des Services von MVV Regioplan. Häufige Quellen seien Eingangstüren oder alte Rollladenkästen. Oft könnte bereits mit dem Austausch poröser Dichtungen ein positiver Dämmungseffekt erzielt werden, erklärt Reffert. Bürgermeister Seidel stimmt ihm abschließend zu: „Kleine Schritte sind besser als keine Schritte.“

Bei der nächsten Infoveranstaltung im Mai oder Juni steht der dritte Schritt der kommunalen Wärmeplanung auf der Agenda: MVV Regioplan wird eine Prognose des zukünftigen Wärmebedarfs vorstellen und aufzeigen, wie dieser mit klimaneutralen Energieträgern gedeckt werden kann.

Dann sollen auch die aktuell mit den Stadtwerken ausgearbeiteten Eignungsgebiete für die mögliche Versorgung mit Fernwärme feststehen.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

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