Oftersheim. „Holly“ blickt ihrem Frauchen Karin Dieckermann tief in die Augen. Die Ungeduld ist aus ihrem Blick abzulesen. Ruhig vor ihr sitzend wartet sie sehnlichst auf das Kommando, das ihr erlaubt, ausgelassen mit den anderen Welpen zu toben. Nachdem das Kommando endlich ertönt, springt der Hovawart-Welpe fröhlich auf dem Gelände des Hundesportvereins umher. Die jungen Hunde haben gerade eine der wichtigsten Regeln in der Hundeerziehung geübt, nämlich erst dann loszurennen, wenn sie die Erlaubnis dafür bekommen haben. Diese und viele weitere Erziehungsgrundlagen können Hundehalter und Hund bei den Welpen- und Junghundestunden des Hundesportvereins (HSV) lernen.
Es ist 9 Uhr an diesem Samstagmorgen, als sich acht Welpen mit Frauchen beziehungsweise Herrchen um die beiden Leiterinnen Anne-Marie Schalasta und Jennifer Wiest aufstellen. Kleinere Hunderassen wie Chihuahuas und Malteser, aber auch größere wie Labradore oder Australian Shepherds nehmen an der Übungsstunde teil – die meisten davon nicht zum ersten Mal.
Zunächst gilt für die Halter, ihren Hund links neben sich sitzenzulassen, denn sie sollen für verschiedenste Umweltreize sensibilisiert werden. So läuft zum Beispiel Jennifer Wiest mit einem Kinderwagen, in dem ein pinkfarbenes Plüschpferd sitzt, langsam an den Hunden vorbei. Dabei gilt es, trotz der aufregenden Verlockung, ruhig neben seinem Halter sitzen zu bleiben. Vielen Welpen gelingt dies auf Anhieb. Manche der jungen Hunde können der Versuchung jedoch nicht widerstehen, am Wagen zu schnuppern. „In der Welpenzeit ist es besonders wichtig, die Hunde spielerisch mit Alltagssituationen zu konfrontieren, damit sie sich daran gewöhnen und lernen, aufs Herrchen zu hören“, erklärt Anne-Marie Schalasta.
Außerdem sollen sie lernen, sich gegenüber Menschen und anderen Hunden richtig zu verhalten. Deshalb legen die Gruppenleiterinnen mehrere Spielpausen ein, in denen die Bindung zum Halter verstärkt wird sowie viel Kontakt zu anderen Artgenossen entsteht. Wiest und Schalasta behalten die Situation ständig im Blick. Wenn die Hunde mal zu grob miteinander umgehen, greifen die Trainerinnen ein.
Viel Bewegungsdrang
Auch Kommandos wie „Sitz“ und „Platz“ werden trainiert. Dabei wird immer mit Lob und Bestätigung in Form von Leckerlis gearbeitet. Die 18 Wochen alte Hovawart-Hündin von Karin Dieckermann aus Plankstadt hört bereits auf viele Kommandos. Die beiden waren schon in einer anderen Welpenschule und sind auch einige Male bei der Übungsstunde des HSV gewesen. „Man bekommt hier immer gute Tipps, die man auch zu Hause trainieren kann. Ich habe zum Beispiel meine Hand beim Leckerligeben immer blöd verdreht. Mir wurde gezeigt, wie es besser funktioniert. Das hätte ich an mir selbst gar nicht gemerkt“, sagt sie zufrieden. „Holly“ ist eine verspielte Hündin mit großem Bewegungsdrang, wie beim Durchlaufen des Parcours auffällt. Als sie auf die Wippe steigt, ist sie etwas übermütig, so dass Jennifer Wiest sie ausbremsen muss, damit die Wippe nicht abrupt nach vorne kippt.
Um 10 Uhr sind die Junghunde ab zirka dem vierten Lebensmonat an der Reihe. Etwa 17 Halter sind zu dieser Übungsstunde gekommen. Schalasta und ihre Kollegen legen den Fokus hier vor allem auf die Übung mit Umweltreizen auch außerhalb des HSV-Geländes. „Die Bindung zwischen Hund und Halter soll verstärkt werden, sodass das Tier auf der Stelle bleibt, wenn Jogger vorbeikommen oder Autos hupen. Das Ziel ist eben, im Alltag gut mit dem Hund zurechtzukommen“, so Schalasta. „Die Übungen, die die Hundehalter hier bekommen, sollten zu Hause wiederholt werden. Übung macht eben den Meister!“
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