Heimat- und Kulturkreis

Hier wird Geschichte lebendig: Museumstag in Oftersheim

Von 
Hans-Peter Sturm
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Oftersheim. Die beiden pittoresken Anwesen in der Mannheimer Straße 59 und 61, in denen das Oftersheimer Museum des Heimat- und Kulturkreises untergebracht ist, laden am Montag, 1. Mai, 10 bis 18 Uhr, zur Zeitreise in die vergangene Epochen der Hardtgemeinde ein. Sie bieten dabei allerlei Abwechslung für Jung und Alt.

Nach der Corona-Zwangspause ab 2020 wird wieder gehämmert, gesägt, geflochten, gewebt – doch der Reihe nach: „Die Ausfalljahre, als keine grün-weißen Wappenfahnen den Weg zum Museumstag wiesen, haben wie andernorts auch in Oftersheim ihre Spuren hinterlassen und daher sind nun gewisse Einschnitte in der Präsentation alten dörflichen Handwerks leider unumgänglich“, heißt es in der Ankündigung des Oftersheimer Heimat- und Kulturkreises.

Gleichwohl ist es den ausrichtenden, engagierten Helfern im 40. Jahr des Bestehens ihres Kreises gelungen, für die Besucher ein buntes, achtstündiges Programm vorzubereiten, das der Tradition dieser seit 1986 jährlich stattfindenden Veranstaltung gerecht wird.

Und was wird geboten? Wer den Museumshof betritt, kann zunächst dem Korbmacher bei seiner Arbeit über die Schulter schauen oder beim Stammsägen seine Kräfte messen. Im Wohnhaus zeigt eine sehenswerte Sonderausstellung in der Rolf-Weber-Stube „Oftersheim in alten Postkarten“, über die bereits berichtet wurde. Ein Zimmer weiter bilden funktionstüchtige Modelle einer Dreschanlage nebst Bauernhof und Postkutsche stets einen besonderen Anziehungspunkt, ebenso „iwwer de Gang riwwer“ die bäuerliche Wohnung um 1930. In letzterer werden zudem Informationen und Kostproben zu „schwarzen Nüssen“ angeboten. Was das ist? Es handelt sich um eingelegte Walnüsse, die bis zum Johannistag am 24. Juni geerntet werden und auch als „Pfälzer Trüffel“ bekannt sind. Also: Kommen und probieren.

Museumstag in Oftersheim: Basteln für Kinder

Im ehemaligen Stall dürfen die jüngsten Besucher unter fachkundiger Anleitung der Frauen des Arbeitskreises „Volkskunde und Brauchtum“ Blumen und Lesezeichen aus Papierrollen selbst anfertigen und als Andenken mit nach Hause nehmen. Daneben bietet das Kinderquiz als fester Bestandteil wieder bei einer Entdeckertour „Quer durchs Oftersheimer Museum“ einen lehrreichen Exkurs, bei dem attraktive Preise winken.

Unübersehbar ist eine weitere Sonderausstellung in der Scheune: „Vom Waschbrett zur Waschmaschine“ demonstriert anhand verschiedener Gerätschaften die Wäschepflege von Urgroßmutters Zeiten bis hinein in die 1960er Jahre, als die Hausfrau hier spürbar entlastet wurde. Und einige Schritte weiter zeigt der Schreiner in der zugehörigen Werkstatt sein Handwerk mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz.

Im Obergeschoss der Tabakscheune werden passend zum Gebäude Zigarren „gewiggld“ wie einst in den örtlichen Fabriken. „Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht“, getreu Gerhart Hauptmanns Gedicht „Die schlesischen Weber“ nur wenige Meter weiter, und auch am Spinnrad wird gearbeitet. Zudem kann die Kunst der Stickerei bewundert werden.

Nochmals eine Treppe höher thematisiert die „Katscher Heimatstube“ das Kapitel „Flucht und Vertreibung“ bis zu den unheilvollen Ereignissen der aktuellen Zeit. Einen Gegenpol dazu bietet das angrenzende Schulzimmer, das mit seinem Interieur bis hin zu Schiefertafeln und Rohrstock besonders bei der älteren Generation nicht nur schöne Erinnerungen an hehre Jugendzeiten wecken dürfte. Dieser Raum stellt sich nach seiner Eröffnung im Mai vergangenen Jahres nun erstmals einem breiten Publikum vor.

Museumstag in Oftersheim: Premiere für Hausnummer 59

Das gleiche gilt für die „Ausstellung zur Dorfgeschichte“ im Gemeinschaftshaus Nummer 59. Auch dieser Raum – in einem früheren Pferdestall untergebracht – hat nach seiner Neukonzeption bisher noch keinen Museumstag erlebt, während die Abteilung „Römerzeit“ gleich nebenan ihre „Premiere“ längst hinter sich hat.

Nach so viel Geschichte wird es Zeit zum Essen und so findet für Ausflügler auch der Region gesamten Region ein abwechslungsreicher Tag bei Kurpfälzer Spezialitäten seinen Abschluss – oder bei Kaffee und Kuchen. Letzterer gibt das Stichwort für den obligatorischen Appell an die Mitglieder und Freunde des Vereins: Kein reichhaltiges Büffet ohne „süße“ Spenden.

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