Rose-Saal - Heimat- und Kulturkreis gestaltet Dorfabend im Zeichen der Mundart / Charly Weibel singt / Kurpfälzer Bühne führt Lokal-Komödie auf

„Houchdeitsch meschd bleed un’ hesslisch“

Von 
Volker Widdrat
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Im Sketch „Domols im Adler“ lassen Ralf Gabler (von links), Andrea Tremmel, Konrad Wagner, Annemarie Mehner, Corinna Schuh-macher, Bernhard Renz, Dr. Andrea Hafner und Barbara Kießling die „Italiensehnsucht in Alt-Ofdasche“ aufleben. © Widdrat

Oftersheim. Der Heimat- und Kulturkreis gestaltete den beliebten Dorfabend etwas anders. Während bei den vorangegangenen Veranstaltungen mehr Filme und Bilder von verschiedensten Ereignissen im Fokus standen, drehte sich dieses Mal alles um die „Schbrooch“.

Vorsitzender Dieter Burkard kündigte den Besuchern im voll besetzten Rose-Saal ein zweistündiges Live-Programm mit „Mundarten rings um die Schwetzinger Hardt“ an. Den Auftakt machte Charly Weibel. Der Reilinger, ehemals Sänger der Rockformation „Jezebel’s Tower“, widmet sich seit Jahren der heimatlichen Sprache in Form selbstverfasster Lieder, die er selbst mit der Gitarre begleitet. „Ja, ich will“, hieß der erste Song, in dem der Mundart-Barde klarstellte, warum Dialekt „ein echtes Stück Kultur“ sei. „Houchdeitsch“ dagegen verursache Schäden an Körper und Geist: „Houchdeitsch meschd dick – Houchdeitsch meschd alt, do fehlt des Feier – do wärds ohm kalt.“ Hochdeutsch macht aber auch noch „bleed“, „mied“ sowie „hesslisch un kloh“. Seine Zuhörer sahen das genauso, das zeigte ihr begeisterter Applaus.

Anschließend führte die Kurpfälzer Bühne ihren eigens für das Ortsjubiläum geschriebenen Sketch auf, der vor zwei Jahren beim bunten Dorfabend im Festzelt gezeigt worden war. Unter dem Titel „Domols im Adler – Italiensehnsucht in Alt-Ofdasche“ ließen Bernhard Renz, Andrea Tremmel, Dr. Andrea Hafner, Nicole Bäuschlein, Konrad Wagner, Werner Huckele, Barbara Kießling, Corinna Schuhmacher, Annemarie Mehner und Ralf Gabler ein Stück Ortsgeschichte wieder lebendig werden.

Spaziergang im Schlossgarten

Der Einakter schildert das Flair der 1950er Jahre, garniert mit jeder Menge Lokalkolorit – aus einer Zeit, als die Tasse Kaffee noch 25 Pfennig kostete. Ein paar Mädchen im Petticoat treffen im Wirtshaus auf Schwanenbrauerei-Chef Dr. Otto Heinrich Kleinschmitt, Dekan Wilhelm Hesch und einen schnuckeligen Gastarbeiter aus „Bella Italia“. Da durften die Hits der Wirtschaftswunderzeit von Caterina Valente natürlich nicht fehlen. Barbara Kießling begeisterte außerdem mit Sehnsuchtsschlagern über Italien.

Die Spielleiterin der Kurpfälzer Bühne las auch aus Gedichten und Geschichten von Margot Doll. Die Mundart-Künstlerin aus Schwetzingen, die von Anfang an Mitglied in der Theatergruppe ist, konnte selbst nicht da sein, weil sie an diesem Tag Geburtstag hatte. Ihre Bücher wie „Schloßgaadeschbaziergong“ oder „Schwetzinger Hochzischgschischde“ erzählen mit feinsinnigem Humor von ihrer Liebe zur Spargelstadt.

Barbara Kießling berichtete von einem „Rendezvous im Badhaus“ und einem „Spaziergang mit Wolfgang Amadeus 1763“. „Spargel un Flieder“ wurden ebenso begeistert aufgenommen wie „Die Liejebrigg“ und der „Ehealldag“. Dem „Klääne Sindefall“ folgten noch ein paar „Alldagswehwehlin“, die viele kennen dürften: „Mitleid heische“ und „Die Gallezäppsche“.

„Alla dann“, Charly Weibel brachte noch weitere Lieder, alle in seiner „Sprooch“. So schwärmte er den Gästen von einem leckeren „Geelariewesalohd“ vor. Dem Kaviar könne er nichts abgewinnen. Das Publikum sang kräftig mit. Der Song von „Siwwe Dohse vun Amerigoh“ erntete ebenfalls viele Lacher und auch „Fa Reigeplaggde“ gab es was auf die Ohren. Nach der schlimmen Nachricht „D’Ohjafroh mim Fohrrohd hod de Hohs iwwafohre“ beschloss Weibel den Dorfabend mit der Hymne auf seine lebens- und liebenswerte Heimat: „Isch werr niemols Eskimo, do isch’s immer sou kalt em Klo.“

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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