Oftersheim. Wir befinden uns mitten im „Veganuary“, wie die gleichnamige Organisation, die 2014 in Großbritannien gegründet wurde, den ersten Monat im Jahr nennt – ein Kofferwort aus Vegan und January. Sie ruft dazu auf, sich zu Beginn jedes Jahres vier Wochen lang vegan zu ernähren.
Seit Kurzem werben die Initiatoren auch in Deutschland dafür. Ziel ist es, den Veganismus zu fördern, also eine Ernährungs- und meist auch Lebensweise, bei der nicht nur auf Tierfleisch, sondern auch auf alle anderen Produkte, die von Tieren stammen, verzichtet wird. Einer aus der aktuell größer werdenden Veganergemeinde ist der Oftersheimer Patrick Alberti, der seit August 2019 an jedem Vollmondabend zum „Gutenachtlauf“ gegen Tierleid einlädt – Corona-konform, denn jeder läuft für sich. Seine Hündin „Pünky“ nimmt er da gerne mit.
„Seit 2015 bin ich Vegetarier und seit 2017 ernähre ich mich komplett vegan. Es war ein schrittweiser Prozess“, erklärt Patrick Alberti, der sich auch politisch als Gemeinderat in der Gemeinde engagiert. Schon während des Studiums vor mehr als 15 Jahren habe er mit dem Laufen angefangen. So mancher Halbmarathon und Marathon sei dabei gewesen. „Dann hat sich das etwas verloren, aber ich wollte wieder anfangen, fand nur zuerst den Einstieg nicht. Da stieß ich in einem Internetforum auf den ‚Gutenachtlauf‘, der von dem veganen Sportverein ‚Laufen gegen Leiden‘ aus Nürnberg initiiert wurde. Da dachte ich ‚mega‘, so kann ich prima mehrere Dinge miteinander verbinden – das Laufen, die vegane Lebensweise und noch etwas gegen Tierleid tun.“
Spende an verschiedene Projekte
Denn die inzwischen rund 400 Mitglieder des Vereins und alle anderen Teilnehmer spenden pro gelaufenem Kilometer einen Euro, wer will, auch mehr. „Das Geld kommt zu 100 Prozent, meist direkt vor Ort, tollen Projekten zugute“, unterstreicht Alberti. „Noch mehr Menschen für den Tierschutz und einen veganen Lebensstil zu begeistern, das ist es, was ich will.“ Lächelnd meint er: „Wenn ich sage, wir möchten nicht so ein bisschen missionieren, würde ich lügen. Aber es geht nicht ausschließlich ums Vegane, sondern genauso um Sport. Es ist der größte Lauftreff Deutschlands.“ Patrick Alberti läuft bei jedem Wetter, „immer wenn Vollmond“ ist, erklärt er. Mitglied müsse man dazu nicht sein. „Manchmal stelle ich auch etwas in die Oftersheimer Gruppe auf Facebook und auf meinem eigenen Account berichte ich darüber, bevor es losgeht. Oft verabredet man sich dann. Wegen Corona laufen wir aktuell alleine, aber wir wissen, welche Strecke der andere läuft und winken uns manchmal von Weitem zu.“
Sobald es die Corona-Situation zulasse, wolle er wieder in der Gruppe laufen. Meist seien es zwischen fünf und sieben Kilometer, aber auch schon mal zehn. Wichtig sei ihm, niemandem einen veganen Lebensstil aufzuzwingen, sondern darüber zu informieren und an das Thema heranzuführen.
Der Umgang mit den Tieren müsse kontinuierlich geprüft werden. „Der Fleischkonsum und die Nutzung von Tieren hat ein Stück weit sicher ausgedient und sich vegan zu ernähren, ist sehr gesund und tierleidfrei. Aber da wir meist karnistisch erzogen werden, fällt es zu Beginn oft schwer, auf Fleisch zu verzichten. Den Konsum zu reduzieren, ist schon mal gut, für die Tiere und den Klimaschutz. Die CO2-Bilanz ist viel besser als bei Fleisch. Fleischersatzprodukte können da eine gute Einstiegshilfe sein.“
Wer Petra Mihambo-Fichtner kennt, versteht, woher ihre berühmte Tochter Malaika die sportlichen Anlagen hat. Sie macht ebenfalls beim „Gutenachtlauf“ mit. „Man muss sich nur die Schlachtfabriken ansehen, dann versteht man schnell, dass man für das Tierwohl etwas tun muss.“ Sie sei schon als Kind Vegetarierin geworden. „Aus einem ‚Mickey Mouse‘-Heft erfuhr ich, dass die Leber eines Schweins so ähnlich ist, dass man sie in einen Menschen transplantieren kann. Da entschied ich, kein Fleisch mehr zu essen.“ Mit einem Augenzwinkern ergänzt sie: „Das wäre ja, als würde man einen Verwandten essen, wie den entfernten Onkel aus der Pfalz. Das will ich nicht.“
Ihre Eltern seien damals wenig begeistert gewesen. Ihre eigene Tochter habe sie dann vegetarisch erzogen. „Die Tiere können einem wirklich Leid tun, besonders wenn sie nicht artgerecht gehalten werden. Ich laufe, um dafür mehr Bewusstsein zu schaffen.“
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