Hilfsprojekt - Die Oftersheimerin Katrin Bugert kommt mit dem „Zirkus Sternenbrücke“ aus São Paulo nach Deutschland

In sieben Szenen um die Welt

Von 
Sabine Zeuner
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Oftersheim/SÃo Paulo. „Alle Kinder sprechen noch immer von dem großen Abenteuer und den vielen Erlebnissen, von Freunden, die sie gefunden haben“, die Oftersheimerin Katrin Bugert spricht mit der gleichen Euphorie und Leidenschaft vom Zirkusprojekt „Ponte das Estrelas“ (Sternenbrücke) in São Paulo, das für sie so viel mehr als „Heimat“ geworden ist. Und vor allem kündigt sie die zweite Deutschlandtournee vom 1. Januar bis 18. Februar 2019 der brasilianischen Kinder und Jugendlichen an, die in der Silvesternacht 2018/2019 mit einem ganz besonderen Flug aus Südamerika nach Europa beginnen wird.

Vor zwei Jahren war die Truppe, also ein Teil der Kinder und Betreuer, schon einmal hier unterwegs, begeisterte an vielen Orten mit ihrer zirzensisch aufbereiteten Geschichte. „Neun der 16, die mitkommen, waren damals dabei, freuen sich ganz toll auf Deutschland, einige wollen hier in sozialen Projekten freiwillige Jahre machen – mal sehen, was sich ergibt“, schildert Katrin Bugert alles Neue. Sie selbst besucht zurzeit bis zum 26. Dezember ihre Familie, kümmert sich darum, dass alles reibungslos ablaufen wird. „Und auf dem Waldorf-Weihnachtsmarkt habe ich unsere Bastelarbeiten verkauft, das ergibt in der Summe immer einen Flug und motiviert die Kinder sehr“, fügt sie an.

Warme Schuhe fehlen noch

Von Freunden und Bekannten hat sie für jeden der Mitreisenden – es kommen außer den Zirkuskindern noch Betreuer und Organisatoren mit – eine warme Jacke, Handschuhe, Mützen gesammelt, jetzt fehlen noch Schuhe: „Einige habe ich schon, das ergibt sich noch“, ist sie zuversichtlich, „meine Freunde hier wissen, dass wir in Brasilien Winter eigentlich nicht kennen, fünf bis zehn Grad plus sind dort schon bitterkalt“, erläutert sie und lacht.

Die Gruppe kommt aus Campo Limpo, einer Favela im Süden der 12-Millionenstadt São Paulo. Was gibt es Neues bei diesem Hilfsprojekt? Katrin Bugert lacht, die blauen Augen strahlen: „Wir haben jetzt ein festes Zirkushaus“, berichtet sie vom Umzug in ein Haus, in dem unabhängig vom Wetter immer trainiert, gespielt, gelebt werden kann. Im August 2016 war es so weit, der Umzug stand an. Für das Projekt, das von Spendengeldern und den Erlösen aus den Auftritten in Brasilien lebt, ein großer Schritt. Staatliche Unterstützung gibt es für das Projekt nicht, es ist zu klein für Subventionen. „Das Haus liegt inmitten von einem Grünstreifen mit Mango- und Avocadobäumen, ist aus Eukalyptusstämmen gebaut, es gibt einen betonierten Boden – perfekte Voraussetzungen für uns“, erklärt Bugert. 20 Kinder und Jugendliche kommen zurzeit regelmäßig. Katrin Bugert selbst wollte eigentlich nur ein Jahr nach Brasilien, „Portugiesisch richtig lernen“, daraus ist mittlerweile ein Jahrzehnt geworden.

Zuvor hatte Bugert die Freie Waldorfschule in Mannheim besucht, studiert und mehrere Jahre in Hamburg im Bereich Jugendhilfe gearbeitet. „Ich habe eine Studienkollegin besucht, die eine Kindertagesstätte für HIV-Kinder im Alter von null bis sechs Jahren am Rand von São Paulo betrieben hat“, erzählt Bugert davon, dass die Kinder auch danach nicht ohne Hilfe auf den Straßen der Metropole landen sollten. Die Idee der Zirkusarbeit keimte, in die auch die älteren Geschwister der betreuten Kleinkinder integriert werden konnten. Zusätzlich werden in Zusammenarbeit mit den Freunden der Erziehungskunst Rudolf Steiners Freiwillige Soziale Jahre in Deutschland organisiert. „Manche bleiben danach hier und studieren, gehen einer Arbeit nach. Der Einsatz trägt Früchte“, sagt Bugert.

Größtes Abenteuer ihres Lebens

Dann spricht sie vom aktuellen Programm: „In diesem Jahr erzählen wir die Geschichte ,Santiagos Welt’ in unseren Auftritten.“ In sieben Szenen tanzt, turnt und jongliert sich Santiago von Israel über Spanien, Afrika, Russland, die Mongolei zurück nach Brasilien. Er trifft viele Menschen und stellt am Ende fest, in Brasilien vermischen sich Rassen und Völker aller Kontinente, und die größte Stärke ist der Zusammenhalt der verschiedenen Kulturen.

Die erste Sternenzirkus-Tour hat Bugert in Worten und Bildern in einem Portfolio zusammengefasst, das die Begeisterung aller – Artisten, Begleiter, Sponsoren und Vorstellungsgästen – widerspiegelt. „Es hat sich rentiert, dass wir auch jetzt seit gut einem Jahr alles vorbereiten, die Kinder sind so voller Vorfreude auf eines der größten Abenteuer ihres Lebens.“ Das wird nicht nur ihre, sondern auch die Welt derer verändern, die zuschauen und die jungen Menschen kennenlernen.

Info: Mehr Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

Oftersheim

Oftersheim: Zirkus "Sternenbrücke" aus Sao Paulo zu Gast

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Aufführungen

Der „Circo Ponte das Estrellas“ (Sternenzirkus) tritt am Sonntag, 13., und Montag, 14. Januar, in der Freien Waldorfschule Heidelberg auf. In der Freien Waldorfschule Mannheim sind die Artisten am Dienstag, 15., und Mittwoch, 16. Januar, sowie an der Akademie für Waldorfpädagogik Mannheim am Donnerstag, 17. Januar, unterwegs.

Eine öffentliche Vorführung findet am Dienstag, 15. Januar, um 19.30 Uhr in der Freien Waldorfschule Mannheim statt. Eintritt frei – Ausgang mit Hut! zesa

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