Oftersheim. Die invasive Ameisenart Tapinoma magnum ist auch in Oftersheim zu finden. Die Gemeindeverwaltung teilt in einer Pressemeldung mit, dass sie wegen eines Verdachtsfalls ein Fachgutachten in Auftrag gegeben und nun die Bestätigung des Befalls erhalten habe. Der beauftragte Biologe war im Rahmen der Untersuchungen, insbesondere im Bereich des Gewerbegebiets „Röhlich“ unterwegs. Hierbei wurde ein deutlicher Befall mit Nestern der Tapinoma magnum in den Straßenzügen Saarstraße, Daimlerstraße und Siemensstraße festgestellt. Einzelne Nester wurden allerdings auch in den angrenzenden Wohnstraßen Augustastraße und Robert-Koch-Straße bestätigt. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass sich auch auf der sonstigen Gemarkung bereits Nester dieser invasiven Ameisenart befinden. Die Tapinoma magnum bildet sogenannte Superkolonien aus. Die Nester sind unterirdisch und oft sehr ausgedehnt.
Die aus dem Mittelmeerraum stammende Ameisenart findet in der Rheinebene optimale Lebensbedingungen. Sehr wahrscheinlich wurden die Ameisen durch eingetopfte mediterrane Pflanzen wie Olivenbäume, Zitrusgewächse oder Palmen eingeschleppt. Pflasterflächen und spärlich bewachsene Vorgärten und Gärten bieten ideale Lebensräume, in denen sich diese Ameisenart besonders wohlfühlt und entsprechend verbreitet.
Wie erkennt man Tapinoma magnum?
Die invasive Ameisenart verströmt einen chemisch-süßlichen Geruch, der an Aceton erinnert. Die Arbeiterinnen unterscheiden sich häufig in ihrer Größe. Ihre Länge variiert zwischen 2,5 und 3,5 Millimetern. Heimische Ameisenarten weisen meist eine homogene Größe auf. In der Regel sind heimische Ameisenarten einspurig auf den Ameisenstraßen unterwegs, während die Tapinoma magnum mehrspurige Ameisen-Autobahnen ausbildet. Sie entwickelt sich aus Nacktpuppen ohne Kokon. Bereits im Puppenstadium lassen sich Einzelheiten der Tiere, wie etwa Beine, erkennen. Die Farbe der Eier und Puppen ist weißlich-transparent.
Aktuell gelten die folgenden Empfehlungen zur Bekämpfung:
- Heißwasser: Bei gut zugänglichen Nestern lässt sich die Zahl der Ameisen mit dem Einsatz von Heißwasser reduzieren. Dem heißen Wasser kann zusätzlich noch Kokosöl oder Maisstärke zugesetzt werden, dies erhöht den Wirkungsgrad.
- Kieselgur: Dieser natürliche Wirkstoff aus versteinerten Kieselalgen entzieht den Insekten die Feuchtigkeit, sodass diese austrocknen. Kieselgur muss trocken gelagert und gestreut werden. Die Anwendung empfiehlt sich insbesondere in Räumen und überdachten Bereichen. Der Wirkstoff ist in der Regel in Geschäften für Heimtierbedarf oder Landhandel erhältlich.
- Pestizide: Handelsübliche Ameisengifte zeigen keine oder nur eine sehr geringe Wirksamkeit. Es gibt inzwischen Gele auf der Basis verschiedener Pestizide. Diese wirken teilweise zeitverzögert, da die Arbeiterinnen den Wirkstoff ins Nest eintragen und dort füttern. Die Anwendung von Pestiziden gehört in die Hände von Fachleuten. Sollen Pestizide zum Einsatz kommen, sollte besser ein professioneller Schädlingsbekämpfer beauftragt werden.
Die Gemeinde bittet darum, vor der Bekämpfung zuerst zu prüfen, um welche Ameisenart es sich handelt. Die Nester der einheimischen Ameisen dienen als natürliche Gegenspieler der Tapinoma magnum und müssen daher unbedingt verschont bleiben.
Maßnahmen zur Vermeidung einer weiteren Ausbreitung
Bei einem Befall dürfen Grünschnitt und Pflanzenreste auf keinen Fall in der Natur entsorgt werden. Eine Anlieferung von Grünschnitt auf dem Häckselplatz sollte bei Verdachtsfällen ebenfalls unterbleiben. Die Insekten nisten gern in den Wurzeln und legen dort ihre Eier ab. Grünschnitt oder Wurzelballen müssen daher vor der Entsorgung untersucht werden. Kleinere befallene Mengen sind dann über den Restmüll, da dieser verbrannt wird, oder die Biotonne, deren Inhalt erhitzt wird, zu entsorgen. Eine regelmäßige Kontrolle der Abfalltonne wird empfohlen. Sollte sich ein übermäßiger Befall an Ameisen zeigen, kann hier mit Kieselgur gegengesteuert werden.
Auch eine Kontrolle von Pflanzen nach dem Kauf oder Erhalt ist angeraten. Der Wurzelballen muss hierzu aus dem Topf genommen und genau kontrolliert werden. Bei einem Befall auf dem eigenen Grundstück sollten keine Pflanzen verschenkt oder weitergegeben werden. Vorhandene Ameisenstraßen und -nester sind regelmäßig zu kontrollieren – heimische Ameisenarten sind harmlos und entwickeln sich nicht zur Superkolonie. Es wird geraten, keine zuckerhaltigen oder proteinhaltigen Lebensmittelabfälle zu kompostieren, hierdurch wird den Ameisen eine wichtige Nahrungsgrundlage entzogen.
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Schottergärten und Mulchfolien sind Brutorte
Schottergärten sind seit 2020 in Baden-Württemberg verboten – sie würden die Ausbreitung dieser Ameisenart begünstigen. Mulchfolien sind eine direkte Einladung für alle Ameisen – aber insbesondere die invasive Art. Eine hohe und dichte Vegetation wirkt nachhaltig gegen die Ansiedlung der Tapinoma magnum und ist daher empfohlen.
Die invasive Art muss in ihrem Bestand deutlich zurückgedrängt und an einer weiteren Ausbreitung gehindert werden. Kommunen und die Bürger sind aufgefordert, die gleichen Ziele zu verfolgen und aktiv zu werden. Die Kommune Oftersheim wird sich den befallenen öffentlichen Flächen annehmen und fordert die Bürger sind auf, selbst auf ihren privaten Grundstücken tätig zu werden und die Hinweise und Empfehlungen unbedingt zu beachten.
Monitoring und Meldung von Verdachtsfällen
Die Gemeinde wird die Ausbreitung der invasiven Art durch ein entsprechendes Monitoring begleiten. Hierzu sind Hinweise aus der Bevölkerung notwendig. Verdachtsfälle sollten daher per Mail an umweltamt@oftersheim.de gemeldet werden. Dabei ist das Grundstück, auf dem der Befall festgestellt wurde, genau zu benennen. Gern können auch Fotos der Nester und Erläuterungen zu bereits erfolgten Bekämpfungsmaßnahmen beigefügt werden. Die Gemeinde wertet die Angaben entsprechend aus und passt die nächste Kartierung den Meldungen an.
Koordinierte Bekämpfungsmaßnahmen in Deutschland
Inzwischen breitet sich die invasive Ameisenart in ganz Deutschland aus. Eine konkrete, einfache Lösung zur Bekämpfung dieser Ameisenart gibt es leider noch nicht. Derzeit kann nur versucht werden, die Ameisen durch koordinierte Bekämpfungsmaßnahmen an einer weiteren Ausbreitung zu hindern. Hierzu ist die aktive Hilfe jedes Einzelnen gefragt, schreibt die Gemeinde.
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