Oftersheim. Zu Gast im Hause Wendtland fühlt man sich wie in der Galerie eines modernen Kunstmuseums. Das helle Wohn- und Esszimmer wird von den großen, farbenprächtigen und abstrakten Gemälden Sabine Wendtlands geschmückt. Im Dachgeschoss des Hauses befindet sich das Atelier der Künstlerin, in dem sie auch Kunstinteressierte empfängt. Anlass des Besuchs bei ihr ist die Ausstellung ausgewählter Werke im Schloss Wolfsbrunnen in Heidelberg. Unter dem Titel „Jardin plein de couleur“ können noch bis Sonntag, 14. Juli, im Museumszimmer Gemälde der Serien „Jardin“, „Vague“ und „Fleurir“ bewundert werden.
Wendtland wuchs in Sandhausen auf dem elterlichen Hof mit Tabak- und Spargelanbau auf. Als jüngstes von vier Kindern suchte sie sich in ihrer musisch geprägten Familie eine eigene kreative Leidenschaft. „Meine Schwester ist Floristin, ein Bruder ist Motocross gefahren, der andere hat Musik gemacht und meine Mutter hatte immer ein Harmonium zu Hause stehen. Als Kind hatte ich chronische Bronchitis und durch die Kuraufenthalte damals kam es, dass ich viel gemalt habe.“ Prägend war in dieser Zeit besonders die ländliche Umgebung ihres Zuhauses, so die Künstlerin weiter: „Da ist die Verbindung zur Natur und zu Tieren gewachsen, denn ich bin ständig draußen gewesen und konnte mich frei bewegen, stand auch öfter in der Werkstatt bei meinem Vater. Dieses Greifbare, alles mit den Sinnen erleben zu können, beeinflusst schon immer meine Kunst.“
Beginn mit wässriger Schicht
Neben zahlreichen Auslandsaufenthalten, etwa in Norwegen, Wien und Frankreich ist seit ihrem Lehramtsstudium und bis heute vor allem die Arbeit mit Kindern eine große Quelle der Inspiration für die Grundschullehrerin. Parallel zu ihrem Lehramtsstudium mit dem Hauptfach Kunst arbeitete sie bereits als Kunstpädagogin und leitet aktuell eine Kunst-AG an der Friedrich-von-Schiller-Gemeinschaftsschule in Reilingen. „Mein Sohn zeichnet und auch meine Tochter hat oben in meinem Atelier die Möglichkeit, ihre eigenen Leinwände zu bemalen. Die Arbeit mit Kindern ist in dieser Hinsicht immer eine Bereicherung für mich gewesen. Es ist ja ein Stück weit auch das innere Kind, das man beim Malen herausholen kann“, beschreibt Wendtland ihre Inspiration.
Der kreative Prozess beginnt bei ihr häufig mit einer Farbidee: „Oftmals ist es so, dass ich in der Natur etwas sehe und plötzlich merke, das beschäftigt mich, etwa bestimmte Farbkombinationen. In den Techniken, die ich verwende, habe ich immer bestimmte Phasen und Schwerpunkte. Einiges bleibt aber auch gleich.“ Ihre Gemälde liegen während des Malens flach vor ihr und sie beginnt mit einer wässrigen Farbschicht, fügt dieser nach dem Trocknen Schicht für Schicht weitere Farben hinzu. „Und immer warte ich, bis die Farbe erneut getrocknet ist“, ergänzt Wendtland. Akzente setzt sie oft auch durch Zeichen, die sie schwungvoll aus der Farbflasche auf die Leinwand laufenlässt. Moderne fernöstliche Kalligraphie, mit der sie sich seit längerer Zeit beschäftigt, verbindet sie dadurch mit ihren kurpfälzer Wurzeln.
Auf die Frage, wann ein Bild für sie vollendet ist, antwortet Wendtland: „Zum einen befrage ich gerne meine Familie. Zum anderen, wenn mir meine eigenen kompositorischen Ansprüche sagen, dass die Bildelemente miteinander im Einklang sind. Letztendlich ist es ein inneres Gefühl, dass ich mit dem Bild zufrieden und glücklich bin.“
Schloss Wolfsbrunn ist für Wendtland der ideale Ausstellungsort für ihre Bilder, denn „meine Bilder sind zum einen sehr farbintensiv, haben aber doch immer wieder eine Verbindung zur Natur. An so einem Ort kommt das natürlich besonders zur Geltung und spiegelt sich in der Umgebung wider.“
Zur Person
Sabine Wendtland wurde 1971 in Sandhausen geboren. Sie lebt seit 2006 in Oftersheim und hat zwei Kinder, Sarah (11) und Jonas (14). Hauptberuflich arbeitet sie als Grundschullehrerin an der Friedrich-von-Schiller-Gemeinschaftsschule.
Website: www.wendtland-kunst.de
Instagram: @jardin_plein_de_ couleur sd
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