Natur-AG

Kinder der Natur-AG Oftersheim setzen sich für Umwelt ein

Kinder treten für Erhalt der Insektenvielfalt ein, bewerten Bepflanzungszustände von Vorgärten und geben Feedback an deren Besitzer

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zg
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Lisa (v. l.), Isabelle, Nora und Sophie begutachten kritisch ein reichlich bepflanztes Areal. © Privat

Oftersheim. „Bei den schönsten Gärten haben wir sogar geklingelt und die Leute persönlich beglückwünscht“, erzählten die Jungs. Da waren sie gerade von der 2. Oftersheimer Gartenschau zurück, mit der sich die Kinder der Natur-AG der beiden Oftersheimer Schulen in den letzten Wochen beschäftigt hatten.

Diese Aktion wurde bereits im Jahr 2013 von den damaligen Natur-AG-Kindern als 1. Oftersheimer Gartenschau durchgeführt und schon zu dieser Zeit waren die Hintergründe längst bekannt: Aus verschiedenen Gründen ist in den vergangenen Jahrzehnten die Zahl einheimischer Insekten dramatisch zurückgegangen und auch die Fülle einheimischer Blütenpflanzen ist stark im Rückgang begriffen.

Der Zusammenhang: Während erwachsene Insekten sich selbst problemlos von Blütennektar auch exotischer Pflanzen ernähren können, sind sie beim Versorgen ihrer Brut oft auf die eiweißreichen Pollen bestimmter einheimischer Pflanzen spezialisiert und angewiesen.

Eine große Vielfalt heimischer Wildblumen ist daher der beste Weg, das Insektensterben aufzuhalten. Ganz im Sinne der Menschheit, denn das Verschwinden der Insekten lässt nicht nur die heimische Tierwelt verarmen, sondern gefährdet auch die Bestäubung vieler Nutzpflanzen wie Kohl, Gurken, Zwiebeln und aller Obstsorten. In einer Region Chinas werden bereits Wanderarbeiter beschäftigt, die mit Wattestäbchen die Blüten der Obstbäume einzeln bestäuben, weil es dort keine Bienen mehr gibt, die dies normalerweise übernehmen.

Was also bieten Oftersheimer Vorgärten, um Schmetterling, Wildbiene und anderen Insekten das Überleben zu sichern? In kleinen Gruppen zogen die Kinder der Natur-AG durch die Straßen ihrer Gemeinde, beurteilten 206 Vorgärten und hinterließen den Besitzern ihr Gutachten im Briefkasten: War dort der „Häppi“ angekreuzt, das herzhaft lachende Gesichtchen, dann waren im Garten viele Blütenverschiedener Arten und auch wildwachsende Blütenpflanzen zu finden. Dies war bei 32 Gärten der Fall.

Der „Grinsi“ bescheinigte den Besitzern von 37 Gärten eine Bepflanzung mit vielen Blüten, aber ohne einheimischen Wildwuchs. Pflanzen waren zwar vorhanden, aber nur wenig Blüten hatten die 78 „Grimmi“ Gärten und bekamen dafür das etwas grimmig dreinblickende Gesicht angekreuzt. 59 Gärten hatten kaum oder gar keine Pflanzen aufzuweisen und wurden von den Kindern mit einem „Heuli“ beurteilt.

Die Auswertung im Klassenzimmer hatte damit einige Überraschungen parat. So ist zum Beispiel trotz steigendem Umweltbewusstsein in den vergangenen neun Jahren der Anteil der für Insekten unattraktiven Vorgärten von 56 Prozent im Jahr 2013 auf aktuell 66,5 Prozent gestiegen.

Einfache Anpassungen

Natürlich kann jeder seinen Garten gestalten, wie es ihm gefällt, aber die Rücksichtnahmen für Insekten ist ganz einfach. Niemand muss seinen Garten umkrempeln, um Schmetterlingen und Wildbienen einen Lebensraum zu bieten.

Auch mit einheimischen Pflanzen lassen sich Gärten schön anlegen. Und eine kleine, ungenutzte Ecke, in der Wildkräuter wachsen dürfen, lockt bestimmt schnell Insekten an. Lauch und Karotten im Garten haben einen ähnlichen Effekt. Bei blühenden Pflanzen entsteht hier schnell eine Insekten-Kolonie.

Die Kinder haben inzwischen auch den Praxisteil des Themas erledigt: Die große Wiese hinter der Halle wurde jüngst um 150 Quadratmeter und viele Tausend Wiesenblumensamen erweitert. zg

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