Gut besuchte Vernissage im Gewölberaum

Kunst in Oftersheim: Er verleiht der Weiblichkeit Flügel

Eine Ausstellung mit Werken des Künstlers Miltiadis Myteletsis widmet sich einem großen Thema der Kunst: der Weiblichkeit. Die Werkschau ist im Gewölberaum des Rathauses in Oftersheim zu sehen.

Von 
Maria Herlo
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Künstler Miltiadis Myteletsis hat beeindruckende Werke mit nach Oftersheim gebracht. © Andreas Gieser

Oftersheim. Seit Jahren schon nehmen die Ausstellungen im Gewölberaum des Verwaltungsgebäudes in Oftersheim einen festen Platz im Kulturleben der Gemeinde ein, geben sie doch Einblicke in die regionale Kunstszene. Derzeit begeistert der griechischstämmige Künstler Miltiadis Myteletsis die Besucher mit einer fulminanten Ausstellung unter dem Motto „Weiblichkeit“, das schon immer ein großes Thema der Kunst war.

Bürgermeister Pascal Seidel freute sich über die beachtliche Resonanz bei der Vernissage. Neben den zahlreichen Besuchern begrüßte er auch Kunstschaffende, die hier schon mal ausgestellt haben oder ausstellen werden. „Wir feiern heute eine doppelte Premiere“, sagte er, „es ist die erste Ausstellung, die ich seit meinem Amtsantritt eröffnen darf, und für den Künstler Miltiadis Myteletsis ist es die erste Ausstellung auf deutschem Boden. Seine Werke zeigte er schon in der Schweiz, in Spanien und in Griechenland, beziehungsweise in Zug, Madrid, Athen – und nun sind sie in Oftersheim zu sehen“, würdigte der Bürgermeister dieses besondere Ereignis.

Kunst in Oftersheim: Zwischen Göttinnen und Dämonen

Seidel vergaß auch nicht, all jenen zu danken, die diese sehenswerte Ausstellung erst möglich gemacht haben, Ute Walter und ihrer Kollegin Ina Jahnke für die hervorragende Organisation sowie Yvonne Tatjana Walter für die Vermittlung. Sie wohnt zwar, wie auch der Künstler, in Frankenthal, stammt aber aus Oftersheim und ist immer noch ihrer Heimatgemeinde sehr verbunden. Ohne sie wäre die Ausstellung nicht zustande gekommen. Anschließend führte der Künstler selbst in seine Arbeiten ein. „Dass ich eine Ausstellung machen will, war klar. Aber zu welchem Thema?“, so zunächst seine Überlegung.

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Oftersheim: Einblicke in die Ausstellung "Weiblichkeit" im Gewölberaum

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Schließlich entschied er sich für „Weiblichkeit“, Thema, das die Frau, die Liebe, in den Fokus rückt. „Wir befinden uns hier in Gesellschaft von Göttinnen, von Heiligen“, sagte er, „sie koexistieren mit Müttern, Geliebten, mit Engeln und Dämonen.“ Und er forderte die Vernissagegäste auf, sich beim Betrachten der Bilder ihre eigenen Gedanken über den Begriff des Weiblichen zu machen.

Die Band verbreitet besonderen Zauber. © Andreas Gieser

Rund 24 Exponate sind es, die sich im Gewölberaum der Welt der Frau widmen. Ob schön, anmutig, sinnlich, erotisch aufgeladen oder dämonisch: Die Frauenbilder fesseln die Betrachter mit ihrer geheimnisumwitterten Aura. Rätselhaft mutet die „Dame in Rot“ an oder die „Dame, die Violine spielt“ sowie jene, die „mit dem Hund im Wald spazieren geht“, frech und selbstbestimmt die „Jägerin“, lieblich die „Dame mit Blumen“.

Kunst in Oftersheim: Wirkung durch Gegensätze

Sehr präsent sind die griechisch-orthodoxen Ikonen mit ihrem leuchtenden Goldhintergrund, darunter die „Heilige Mutter Gottes mit dem Jesuskind“ oder die „Heilige Maria, die 7-schwertige“. Lange vor Maria wurde „Göttin Ishtar“ aus Mesopotamien als Himmelskönigin verehrt, bei Miltiadis Myteletsis tanzt sie unterm Mond. In der Ausstellung begegnet man zudem bekannten Gestalten aus dem griechischen Mythenfundus. Da ist zum einen „Nemesis“, die Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit, „Hestia“, die Göttin des Familienherds, ihnen gegenübergestellt „Stheno“, Medusas Schwester, ein weibliches Ungeheuer mit Haar aus lebenden Schlangen. Gerade in diesen Gegensätzen liegt die besondere Wirkung der Darstellung. Vor allem aber ist in der Gestaltungsweise des Künstlers eine Kraft zu spüren, die einhergeht mit einer Prise Humor und Infragestellung von festgefahrenen Wertesystemen durch rebellisches Gebärden oder parodistische Auflehnung.

Bürgermeister Pascal Seidel (l.) im Gespräch. © Andreas Gieser

Einen seltsamen Zauber verbreiteten die Beiträge der Musikband. Yvonne Tatjana Walter, Gesang, Stefanie Freiburg, Gesang, Flöte und Akkordeon, Sören Walter, Gitarre, sowie Wolfgang Roßmann, Mundharmonika, boten mit „Laudato Si“ von Franz von Assisi, dem sephardischen Lied „La Rosa Enflorece“ oder mit dem Lied „Welke Rose“ nach einem Gedicht von Lenau eine schöne, melancholische Musik, die unmittelbar berührte.

Viele Besucher sind zur Vernissage gekommen und lauschen den Ausführungen zum Auftakt. © Andreas Gieser

Kunst in Oftersheim: Facetten der Frauen

Die Vernissagegäste waren durchweg hingerissen. Georg und Ludmilla Zeiler aus Schwetzingen zum Beispiel lobten gegenüber unserer Zeitung die Organisation und das, was sie zu sehen und zu hören bekamen. „Es sind die unterschiedlichsten Facetten der Weiblichkeit, die hier wunderschön dargestellt werden“, meinte Ludmilla Zeiler, „jedes Bild symbolisiert irgendeine Seite der Frau. Das finde ich großartig. Hinzu kommt, dass der schöne Raum hier, die Werke und die Musik zu einem eindrucksvollen Gesamtkunstwerk verschmelzen lässt.“

Zu sehen ist die Ausstellung im Gewölberaum bis Freitag, 31. März, zu den Öffnungszeiten des Rathauses.

Freie Autorin

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