Aktionsgemeinschaft Hardtwald

Leise Gefahr vor der Haustüre – Oftersheimer kämpfen gegen invasive Kermesbeere

Spaziert man durch den Forstbezirk Schwetzinger Hardt, fällt sie einem früher oder später unweigerlich ins Auge: die Kermesbeere. Mit ihren weißen Blüten und den dunkelrot-schwarzen Beeren wirkt die Pflanze eigentlich ganz hübsch.

Von 
Johannes Blem
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Mit Spaten und Machete bewaffnet gegen die sich ausbreitende Kermesbeere: von links Peter Schimass, Dr. Andre Baumann und Norbert Wilkens. © Blem

Oftersheim. Spaziert man durch den Forstbezirk Schwetzinger Hardt, fällt sie einem früher oder später unweigerlich ins Auge: die Kermesbeere. Mit ihren weißen Blüten und den dunkelrot-schwarzen Beeren wirkt die Pflanze eigentlich ganz hübsch. Doch der Eindruck täuscht erheblich. Nicht nur ihre Früchte sind für Mensch und Tier giftig. Die invasive Art breitet sich rasend schnell im Hardtwald südlich von Oftersheim aus und droht, bald weite Teile zu dominieren.

Ursprünglich aus Nordamerika, wurde die Kermesbeere als Zier-pflanze nach Europa gebracht. In den Neunzigern gelangte sie mutmaßlich aus Gartenabfällen in den Hardtwald. „Sie hat keine Feinde und verdrängt die einheimische Flora. Deshalb ist sie eine riesige Gefahr für das Waldgebiet“, berichtet Norbert Wilkens. Gemeinsam mit Initiator Klaus Frohn und Peter Schimmas bildet Wilkens die Aktionsgemeinschaft Hardtwald, die sich seit zwei Jahren der Bekämpfung der Pflanze verschrieben hat.

Unterstützt von einem kleinen, aber harten Kern von freiwilligen Helfern ist das Trio fast jedes Wochenende im Gelände zu finden. So auch am vergangenen Freitag, als die Säuberung eines etwa vier Hektar großen Gebiets nahe dem Hockenheimring auf dem Plan stand, das ab September von Schafen und Ziegen stoßbeweidet wird.

Auch Dr. Andre Baumann, Landtagsabgeordneter und Staatssekretär im Landesministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, packte mit an. Der 49-Jährige erklärt: „Nach der Blütezeit bildet ein einziger ausgewachsener Spross rund 32 000 Samen. Jeder dieser Samen ist 20 Jahre haltbar. Wenn man sich den bereits dichten Bewuchs im Schwetzinger Hardt anschaut, wird das Ausmaß der Katastrophe klar.“ Da die Kermesbeere zudem eine Biochemikalie ausströmt, die umliegende Pflanzen an der Auskeimung hemmt, lautet Baumanns realistisches Schreckensszenario: „In fünf bis zehn Jahren wäre der ganze Wald voll.“

Seine Verwendung des Konjunktivs spendet ein wenig letzte Hoffnung, dennoch kann der Entwicklung entgegengewirkt werden. Dafür ist aber unbedingt eine größere Anzahl an Freiwilligen notwendig. „Mit der jetzigen Personenstärke ist der Wald nicht zu retten“, stellt Schimass klar.

„Für die heimische Natur“

Die Motivation, ab und zu mal die Ärmel hochzukrempeln, fällt Helferin Birgit Fitterling nicht schwer: „Mein Mann und ich haben über die Presse von der Problematik erfahren. Seit letztem Herbst sind wir regelmäßig dabei. Man ist an der frischen Luft und tut etwas für die heimische Natur.“ Jutta Siegel geht es ähnlich: „Für mich ist es einfach keine Option, nichts zu tun. Wir sind bereits eine tolle Gemeinschaft, aber mit noch mehr Unterstützung wäre noch mehr möglich.“

Einen zusätzlichen Ansporn bietet die Verwertung der Kermesbeerenabfälle. „In enger Zusammenarbeit mit der AVR Umwelt Service GmbH werden wir erstmals versuchen, aus den ausgegrabenen Pflanzen Biogas zu produzieren und in das Gasnetz einzuspeisen“, verkündet Staatssekretär Andre Baumann stolz. „Wenn man so will, bedeutet das ‚Kermesbeeren gegen Putin-Gas’.“

Der Natur vor der eigenen Haustür helfen und damit dem Autokraten in Moskau ein Schnippchen schlagen, wenn das nicht Motivation genug ist. Die Aktionsgemeinschaft Hardtwald freut sich über jede helfende Hand.

Info: Mehr Informationen zur AG Hardtwald unter www.kermesbeeren.de oder die direkte Kontaktaufnahme per E-Mail: Peter@Schimass.de

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