Heidelberger Straße - Bürgerinitiative Wohnen und Verkehr diskutiert mit Bürgermeister und Gemeinderäten / Grobkonzept soll bis Jahresende vorliegen

Lösungen finden statt Gräben aufreißen

Von 
Stefan Kern
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Zu Gesprächen und zur Diskussion mit Gemeinderäten und Bürgermeister Jens Geiß (vorne, 4. v. r.) trifft sich die Bürgerinitiative im Schwetzinger Lokal „Mamma Rosa“. © Lenhardt

Oftersheim. Der Druck war spürbar. In einem kleinen Nebenraum der Gaststätte „Mamma Rosa“ in Schwetzingen trafen sich Vertreter der Bürgerinitiative (BI) Wohnen und Verkehr in Oftersheim mit Gemeinderäten und Bürgermeister Jens Geiß. Eine Konstellation, die angesichts des Ärgers, der sich in Sachen Verkehrsaufkommen gerade bei den Anwohnern der Heidelberger Straße angestaut hat, beachtliches Eskalationspotenzial barg. Es ging dann auch recht schnell deutlich, manche sagten sogar „hart“, zur Sache, aber es eskalierte nicht.

Der Vorsitzende Dr. Michael Stuzmann, Geiß und der überwiegende Anteil der Anwesenden pflegten eine klare, aber nicht verletzende Kommunikation. Es gehe, so Stuzmann, auch nicht darum, Gräben weiter aufzureißen, sondern um Lösungen für alle. Und diese Lösung war im Grunde auf allen Seiten unstrittig. Eine Verkehrsberuhigung streben alle an.

Zu Beginn erläuterte Stuzmann mit einer Einführung den thematischen Rahmen. In der Augen der BI sei bei der Oftersheimer Verkehrspolitik große Ruhe eingekehrt. Was leider nicht für das Verkehrsaufkommen und den damit einhergehenden Lärm gelte. Eine Verkehrszählung in der Heidelberger Straße durch BI-Mitglieder am 17. September zwischen 7 und 19 Uhr ergab ein Aufkommen von fast 7000 Fahrzeugen. Der Hauptkritikpunkt drehte sich jedoch um das städtebauliche Verkehrskonzept, das am 18. Oktober 2017 in einem fraktionsübergreifenden Antrag gefordert wurde. Auch das Regierungspräsidium in Karlsruhe würde auf solch ein Konzept warten, um etwaige Geschwindigkeitsbegrenzungen ermöglichen zu können. Leider habe man dann erfahren müssen, dass im Mai, sieben Monate nach diesem Antrag, noch nichts geschehen sei. Darüber, das räumte Stuzmann ein, sei man in der BI sprachlos gewesen.

Wohngebiet neben Scheffelstraße

Zu oft seien in Oftersheim Vorhaben rund um Verkehrspolitik verschleppt und es dränge sich der Verdacht auf, führte Stuzmann weiter aus, dass das einmal mehr geschehe. Auch wenn mittlerweile Gespräche mit BS Ingenieure stattgefunden hätten und bis Ende dieses Jahres ein Grobkonzept vorliegen solle. Die Zeit dränge, da das Pfaudler-Gelände in Schwetzingen neben der Scheffelstraße Wohngebiet werden soll, und dies für die Heidelberger Straße durchaus weitere Belastungen mit sich bringen könne.

Die Zeit sei günstig, da die Kassenlage der Gemeinde im Vergleich zu früheren Jahren gut sei. Es also Mittel gebe, Verkehrspolitik aktiv zu gestalten. Erfreulich sei, dass die Gemeinde nun eine mobile Geschwindigkeitsmessanlage kaufe. Vielleicht bekomme man so das Problem der nächtlichen Raser in den Griff.

Der entscheidende Punkt des Abends war jedoch ein Zeitplan. „Wann liegt das Verkehrskonzept, mit dem man dann alle weiteren Schritte hin zur Verkehrsberuhigung angehen kann, auf dem Tisch“, fragte der BI-Vorsitzende und forderte den Bürgermeister und die Gemeinde auf: „Wir erwarten, dass Sie liefern.“

Der Bürgermeister zeigte für alle Forderungen Verständnis und betonte immer wieder, dass man auf dem Weg sei. „Ein Ingenieurbüro ist beauftragt.“ Aber bei allen Wünschen gebe es rechtliche Bestimmungen, die, das räumte er ein, nicht immer ganz leicht zu verstehen seien. Zugleich zweifelte er aber an der Meinung, dass das Verkehrsaufkommen laufend steige.

Eine Verkehrszählung aus dem Jahr 2002 ergab in der Heidelberger Straße ein Aufkommen von 10 300 Fahrzeugen – und das bei deutlich weniger Einwohnern. Prognosen von damals seien von einem Wachstum bis zu über 12 000 Autos ausgegangen. Angesichts dessen seien die nun gezählten 7000 Autos zumindest kein Rückschritt. Erste Zählungen des nun beauftragten Büros an der Heidelberger Straße ergaben vom 10. September bis 4. Oktober 217 000 Fahrzeuge. Das sind im Schnitt 9000 pro Tag. 98,5 Prozent dieser Fahrzeuge fuhren 54 Stundenkilometer und weniger. 3320 (1,5 Prozent) fuhren schneller als 55 Stundenkilometer und 829 Fahrzeuge (0,3 Prozent) waren mit mehr als 60 Stundenkilometern unterwegs.

Trotzdem bestehe kein Zweifel am Handlungsbedarf. Die Verzögerungen bei der Konzeptarbeit erklärte Geiß mit den Schwierigkeiten, ein geeignetes Planungsbüro zu finden. Der Markt sei angespannt und viele Büros komplett ausgelastet. „Aber jetzt sind wir auf dem Weg. Bis Ende des Jahres steht ein Grobkonzept und im Frühjahr geht es in die Gremien und an die Öffentlichkeit.“

Geiß: Es gibt keinen Königsweg

Zugleich erklärte Geiß aber auch, dass es keinen Königsweg gebe. Die Heidelberger Straße sei eine zentrale Erschließungsstraße und das werde sich auch nicht ändern. Und eine Garantie, dass mit dem Konzept vom Regierungspräsidium grünes Licht für eine allgemeine Begrenzung auf 30 Stundenkilometer komme, gebe es nicht. Thema wurde dann auch noch die Frage nach Ampel oder Kreisverkehr an der Kreuzung Scheffelstraße und Heidelberger Straße. Bis dato ging die BI von einem Kreisverkehr aus. Geiß brachte hier nun aber auch eine Ampellösung ins Spiel. Gerade wenn das Pfaudler-Areal erschlossen sei und mehr Autos über diesen Bereich rausfahren, könne das bei einer Kreisverkehrlösung für einen Rückstau weit in die Heidelberger Straße hinein sorgen.

Viele Fragen blieben an diesem Abend offen. Verkehrspolitik, das wussten hier alle, ist hoch komplex. Dreht man an einer Schraube, können sich auch an unerwarteter Stelle Effekte zeigen. Deshalb sei das Konzept so wichtig, dessen Erstellung nicht verschleppt werde. „Wir bleiben da dran“, versprachen der Bürgermeister und die anwesenden Ratsmitglieder aller Fraktionen.

Natürlich waren zum Schluss nicht alle zufrieden. Einige warten ja auch schon seit Jahrzehnten auf eine Lösung. Aber das Bewusstsein, dass hier für die Verlangsamung und die fairere Verkehrsverteilung alle an einem Strang ziehen, machte sich am Ende doch breit. Und der Zeitplan für das Konzept steht. Bis zum Frühjahr, so die BI-Mitglieder, wolle man etwas auf dem Tisch haben, mit dem man auch gegenüber dem Regierungspräsidium wieder in Vorhand komme.

Oftersheim

Oftersheim: Weiter Diskussionen um Verkehrsbelastung in Heidelberger Straße

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Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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