Epilog

Nach Benefizaktion in Oftersheim: Disput zwischen TSV und "WoodRock"

Kommunikationsprobleme, Irritationen und Missverständnisse: Nach der Benefizveranstaltung „Wir ziehen in den Frieden“ kam es zum Disput zwischen TSV und der Band "WoodRock".

Von 
Joachim Klaehn
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Nach einem ungewöhnlichen Konzert und sehr viel Aufregung rund um die Benefizveranstaltung: Gitarrist Horst Marthaler (v. l.), Schlagzeuger Martin Schütz und Bassist Hagen Grube nach ihrem Auftritt in der Jahnstraße. © Klaehn

Oftersheim. Noch sind die Wogen nicht ganz geglättet. Mit mehr Distanz tritt unterdessen mehr Sachlichkeit in einen Disput ein, der im Zuge der Benefizveranstaltung „Wir ziehen in den Frieden“ am 2. Juli entstanden war. Friedlich jedenfalls ging es zwischen den Veranstaltungspartnern nicht zu, die Adjektive „gereizt“ und „genervt“ treffen im Zusammenhang mit diesem Event besser zu. Eine Reihe von Kommunikationsproblemen, Irritationen und Missverständnissen von der öffentlichen Ankündigung Mitte Juni an bis hin zum Veranstaltungstag selbst entwickelten eine Eigendynamik.

Und dies ist zugleich jammerschade: Denn im Grunde genommen hatten alle Beteiligten nur hehre Absichten. Sie wollten etwas Gutes für ukrainische Flüchtlinge tun. Für Menschen, die von Putins Krieg gebeutelt worden sind, von deren Ausmaß und Wucht an Schicksalsschlägen wir in mitteleuropäischen Gefilden allenfalls eine ungefähre Vorstellungskraft haben. Dass die Idee hervorragend, deren Umsetzung hingegen zu wünschen übrigließ, wurde immer offensichtlicher. Der Streit zwischen den Veranstaltungspartnern TSV Oftersheim, der Schwetzinger Classic-Rockband „WoodRock“ und dem TSV-Clubhaus entzündete sich am Spendenziel. Das ursprünglich vorgesehene und angekündigte deutsch-ukrainische Begegnungscafé im Siegwald-Kehder-Haus fiel als Empfänger weg, da es momentan pausiert, könnte aber freilich bei Bedarf jederzeit wiederbelebt werden. Es ist sechs Tage nach Beendigung der Benefizaktion nicht endgültig geklärt, wohin das Geld fließen wird.

753,21 Euro Erlös

Tatsache ist: Es wird ukrainischen Flüchtlingen gespendet. Unstrittig ist ebenfalls, dass der Spendenerlös nach Auskunft der Vereinsspitze exakt bei 753,21 Euro liegt. „Wir werden den Vorschlag noch mal ausarbeiten - der Spendenerlös wird aber definitiv an ukrainische Flüchtlinge gehen“, sagt TSV-Vorstand Dr. Markus Lauff der Schwetzinger Zeitung.

Vielversprechender Auftakt: TSV-Vorstand Markus Lauff begrüßt die Gäste und freut sich vor dem „Peace“-Zeichen auf die positiven Botschaften der Kinder. © Lackner

Insgesamt war die Veranstaltung auf spärliches Interesse gestoßen. Es gab die Fraktion der Unterstützer von unterschiedlichen Tanzgruppen (150 Leute), und es gab die Gruppe der 40 treuen Fans von „WoodRock“, die Hagen Grube, Horst Marthaler und Martin Schütz zuhören wollten. Erschwerend zu alledem: In puncto Werbemaßnahmen, Öffentlichkeitsarbeit und Außendarstellung lag vieles im Argen.

„Es war sicherlich gut gemeint von allen“, ordnet Lauff die Benefizaktion ein, „vielleicht existiert derzeit auch eine gewisse Übersättigung an Hilfsaktionen.“ Emotional entzündete sich die Debatte an Hagen Grubes Kritik gegenüber den Grundpfeilern der Organisation. Lauff räumt ein, dass es ein „Hin und Her“ gegeben und Grube sich „um alles mitgekümmert“ habe, wodurch der Überblick verlorengegangen sei. „Es sind einige Fehler passiert, keine Frage. Man muss es aber auch im Kontext der Ehrenamtlichkeit sehen“, sagt Markus Lauff.

Im Nachgang sei die Sache für den TSV mühselig geworden. „Wir sind weiterhin verärgert über einige Äußerungen von Hagen Grube“, möchte Lauff das leidige Thema am liebsten ad acta legen.

„WoodRock“ bewertet die Vorfälle anders. Letztlich überließen die Musiker dem TSV die Auswahl der Verwendung des Spendengeldes. „Mit einem offen gehaltenen Spendenzweck konnte sich ,WoodRock’ nicht anfreunden. Dem zweiten Vorschlag, einen Ausflug mit ukrainischen Kindern in einen Vergnügungspark zu machen, fehlte unserer Meinung nach die Nachhaltigkeit“, sagt Grube, seit langem das Gesicht der Rockband.

Der Fehler im System?

Grube und Co. sind gleichermaßen wie der TSV als „Hausherr“ enttäuscht. Vielleicht lag der Fehler gar im System. Die Grenzen der Zuständigkeiten verwässerten zusehends. Gastronomie (TSV-Clubhaus), Rahmenprogramm (Verein) und Musikset („WoodRock“) - hinzu gesellte sich die kurzfristige, Corona-bedingte Absage der Band „Red Ordinary“ - waren nicht einfach unter einen Hut zu bringen. Dieser Zeitung wurde seitens des TSV „zu viel Nähe“ und „Einseitigkeit“ vorgeworfen. Zahlreiche Mails wurden verschickt, Stellungnahmen auf den Internetseiten vom Verein und der Band veröffentlicht - und beidseitig wieder zurückgezogen. Letztlich ist klar: Redaktionen berichten über Ereignisse - und sind eben nicht der „Pressewart“ von Vereinen oder die „Pressestelle“ für Institutionen, sondern ein konstruktiv-kritischer Begleiter - Dienstleister für Leser und Nutzer.

Ein Besucher des Events stellte kein gutes Zeugnis aus. „Es war desaströs. Die Band und Clubheimpächterin Christiane Formberg wurden schlichtweg im Regen stehen gelassen. Es war ja von Vereinsseite niemand da. Auch die Art und Weise, wie man mit den Spendenkassen umgegangen ist, möchte ich nicht weiter kommentieren. Ich habe mich maßlos über das Auftreten/Nichtauftreten des Vereins geärgert. Und all das in Zusammenhang mit der Ukraine - das geht gar nicht“, schreibt Thomas Amann.

Eine zarte Annäherung findet unter den Veranstaltungspartnern inzwischen statt. „Die von Markus Lauff inszenierte Choreografie mit Kindern zum Lindenberg-Song ,Wir ziehen in den Frieden‘ war grandios. Gänsehaut pur bei dieser Aufführung“, so Grube anerkennend. Deeskalation und Abkühlung sind nach diesem „Hitze-Duell“ angesagt. Der Schaum der Woge verflüchtigt sich.

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