Oftersheim. Die Hardtgemeinde ist stolz auf ihren Wald. Er dient Spaziergängern als Erholungsgebiet, Joggern als Laufstrecke. Umso mehr fällt – ungefähr auf halben Weg zwischen der Abzweigung von der Bundesstraße 291 und dem Golfclub – auf der rechten Seite ein umzäuntes Areal ins Auge, das einen vernachlässigten Eindruck macht: der ehemalige Rod & Gun Club.
Es wurde mehr als 60 Jahre als Schießanlage von der US-Army genutzt, seit dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte im Jahr 2013 und der Rückgabe liegt das Gelände brach – und rottet vor sich hin. Doch was passiert mit dem rund 14 Hektar großen Gebiet unweit des Dünen-Naturschutzgebietes? Diese Frage stellt sich den Menschen, die an diesem unanschaulichen Fleckchen vorbeikommen.
Verwaltung und Verwertung
Wie alle vergleichbaren Konversionsflächen ist auch der ehemalige Rod & Gun Club im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in Bonn, deren Aufgabe die Verwaltung und Verwertung der Liegenschaften des Bundes ist. Er wird durch den Geschäftsbereich Bundesforst betreut, vertreten durch den Bundesforstbetrieb Rhein-Mosel.
Zur Zukunft des Areals teilt Thorsten Grützner von der BImA-Pressestelle auf Anfrage unserer Zeitung mit: „Die BImA plant, die Liegenschaft komplett zurückzubauen und der Natur sowie den Menschen der Region uneingeschränkt zurückzugeben. Ein Verkauf oder eine Vermietung sind dementsprechend nicht angedacht.“
Erste orientierende Untersuchungen zu Altlasten und Kampfmitteln hätten keine Hinweise auf eine Belastung ergeben, die für einen Schießstand ungewöhnlich sei. Im Boden seien zwar Rückstände von Blei sowie eine Belastung mit sogenannten Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), zum Beispiel aus Treibstoff, gefunden worden. Diese werden aber derzeit als ungefährlich für Mensch und Grundwasser eingeschätzt.
Die BImA erwarte dennoch im Laufe des Sommers endgültige Untersuchungsergebnisse zu allen Risiken, heißt es. Die zwölf Gebäude, unter anderem ein Flachbau, ein Verwaltungsgebäude und Zweckbauten zur Versorgung der Liegenschaft, würden komplett zurückgebaut.
Die Renaturierung kann die BImA erst einleiten, wenn die Untersuchungsergebnisse vorliegen. „Bei der Planung handelt es sich um einen komplizierten Prozess mit mehreren Partnern, die zum Teil über Ausschreibungen gefunden werden müssen“, erklärt Thorsten Grützner. Deshalb könne man noch keinen genauen Zeitpunkt nennen, wann und wie mit der Renaturierung begonnen werden kann. Ob der Zaun abgebaut wird, ist noch nicht endgültig geklärt. Er würde, erläutert der BImA-Pressesprecher, weiterhin benötigt, sollte die Fläche beispielsweise über ein Beweidungsprojekt gepflegt werden. Anderenfalls werde er entfernt – in diesem Fall allerdings nicht vor dem Ende der Rückbauarbeiten. Die BImA rechne damit, dass diese im Frühjahr des kommenden Jahres abgeschlossen sein werden.
Der angrenzende Sicherheitsbereich, für den die Landesforstverwaltung zuständig ist, ist ja seit fast einem Jahr wieder frei zugänglich (wir berichteten). Die oberflächennah im Waldboden vorhandene Munition gibt insbesondere Blei und Antimon an den Boden ab. Eine Ausbreitung der Schadstoffe ins Grundwasser sei bisher nicht festgestellt und werde weiterhin überwacht, teilte damals der Kreis im August vergangenen Jahres mit – riet aber vom Verzehr von Pilzen aus diesem Bereich des Waldes ab: „Insbesondere Pilze könnten die Schadstoffe aus dem Boden aufnehmen.“
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