Jugendliche

Pfadfinder konnten Mitgliederzahlen während Pandemie konstant halten

Im Winter steht bei den Oftersheimer Pfadfindern traditionell viel Theorie auf dem Programm. Durch die Pandemie sind sie bislang gut gekommen, dennoch ist die Sehnsucht auf eine Großfahrt 2022 groß.

Von 
Lukas Heylmann
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Oftersheim. Das Bild im Kopf ist eindeutig: Es liegt Holz auf dem Waldboden, es wird etwas gebaut, verknotet, zusammengefügt und plötzlich steht ein Unterschlupf oder es hängt eine Leiter und einige Meter weiter brennt ein Lagerfeuer. So – oder so ähnlich – stellen sich sicher die meisten Unbedarften das Leben als Pfadfinder vor. Das ist aber nur ein Teil der Realität und das liegt erstaunlicherweise nicht unbedingt an der Corona-Pandemie, sondern auch schlicht und ergreifend an der kalten Jahreszeit.

So erklärt es jedenfalls Amon Scholz, Stammesführer beim Stamm der Inka in Oftersheim. „Zu unseren Aktivitäten gehören immer Theorie und Praxis und gerade im Winter, wenn es früh dunkel wird, ist der Theorieanteil etwas größer.“ So ist es auch bei den wöchentlichen Treffen der Gruppen oder Sippen, wie man eigentlich sagen müsste. Die Treffen finden im Josefshaus in der Bismarckstraße statt. Vor der Pandemie hatte sich eine der Sippen in Schwetzingen getroffen, doch die dortigen Räumlichkeiten seien zu schlecht belüftbar und zu klein gewesen, um den Auflagen Genüge zu tun, wie Scholz erklärt.

Die Oftersheimer Pfadfinder

Die Pfadfindergruppe in Oftersheim gehört zum Gau Kurpfalz der Europapfadfinder.

1976 hat Kalhermann Bergner die ersten Gruppen in Oftersheim gegründet, die sich später dem französischen Bund der Féderation du Scoutisme Européen d’Alsace in Straßburg anschlossen.

Es gibt unterschiedliche Gruppen, die sich nach dem Alter richten: die Wölflingsmeute von 7 bis 11 Jahren, der Pfadfinderstamm zwischen 11 und 17 Jahren sowie die Roverhorte ab 17 Jahren.

Mehr Informationen sowie Kontaktdaten gibt es auf der Website www.europapfadfinder.eu. lh

Wenn dann mehrere Sippen gleichzeitig ihre Treffen abhalten, verteilen sich diese. Während die Jungs der Sippe Bison in einem geräumigen Keller unter der Leitung von Sippenführer Bastian Jacobs gerade etwas über deutsche Flüsse und Städte lernen, studiert die Mädchensippe Wildkatze zwei Stockwerke weiter oben mit Sippenhelferin Annkatrin Koloska sogenannte Wegzeichen. Diese werden, wie Amon Scholz sogleich erläutert, aus Stöcken gemacht und auf Touren eingesetzt. „Damit kann man einen bestimmten Weg markieren, dem jemand anders folgen soll. Pfadfinder wissen natürlich auch, wo sie nach solchen Wegzeichen suchen müssen.“

Die Kameraden helfen aus

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Eine der drei anwesenden Sippen, die zeitgleich ihr etwa zweistündiges Treffen abhalten, darf derweil etwas praktischer zur Tat schreiten. Unter Anleitung von Adrian Hofacker konstruieren die Jungen der Sippe Puma eine Strickleiter. Einige sind noch relativ neu als Mitglieder der Pfadfinder, doch trotzdem scheinen größere Fehler auszubleiben. Und wenn doch mal ein Handgriff nicht sitzt, muss nicht zwingend der Sippenführer eingreifen, stattdessen erklärt auch schnell mal einer der Kameraden, wie es geht.

Das gehört zum Konzept der Pfadfinder. „Unser Ziel ist es, dass nicht alle in einer Sippe genau gleich alt sind“, fasst Stammesführer Scholz zusammen. „So können die Mitglieder, die schon etwas länger dabei sind, den Neuen helfen. Außerdem kommt so auch immer Nachwuchs nach und es sind nicht plötzlich alle auf einmal weg.“ Das zeigt sich auch an den beiden anwesenden Sippenführern: Der 17-jährige Adrian Hofacker ist seit beinahe acht Jahren Pfadfinder, sein Kollege Bastian Jacobs schon fast zehn.

Auch die Pandemie hat der Stamm bisher gut überstanden. „Da hatten wir schon Glück“, gibt Scholz zu. Die Mitgliederzahlen hätten sich in den vergangenen zwei Jahren nicht merklich verändert, obwohl die wöchentlichen Treffen während der Lockdowns in den Online-Bereich ausweichen mussten. „Wir haben Schulungen für die Sippenführer veranstaltet, um ihnen zu helfen, die Stunden auch online interessant zu gestalten“, blickt der Stammesführer in eine Phase zurück, die hoffentlich der Vergangenheit angehört.

Es ist kein Schulunterricht

Denn trotz dessen, dass ein gesundes Maß an Theorie immer Teil der Treffen ist, habe es den Kindern und Jugendlichen irgendwann an Praxis gefehlt. „Ich mache mit den Jungs hier auch jetzt keine zwei Stunden nur Theorie“, gibt Bastian Jacobs zu verstehen. „Wir gehen später noch raus und veranstalten vielleicht ein Spiel.“ Amon Scholz stimmt ihm zu: „Das soll sich hier auch nicht anfühlen wie zusätzlicher Schulunterricht.“

Und er muss es wissen, denn Scholz ist bereits seit stolzen 22 Jahren Pfadfinder – was insbesondere beeindruckend ist, wenn man bedenkt, dass der Oftersheimer selbst erst 25 ist. „Damals gab es bei den Pfadfindern noch eine sogenannte Biberstufe“, sagt er. „Da ging es dann wirklich mit drei oder vier Jahren für uns Kinder los. Meine Eltern haben mich hingeschickt und offensichtlich hat es mir gefallen.“

Der Hardtwald als Heimat

Obwohl die Treffen unter Corona-Bedingungen – drinnen herrscht Maskenpflicht, zudem gilt in den Gebäuden der Kirche die 2G-Regel – möglich sind, freuen sich die Sippen merklich auf das Frühjahr. „Dann können wir auch den Hardtwald wieder mehr nutzen“, so Scholz. „Da üben wir mit den Kindern und Jugendlichen zum Beispiel, eine Notunterkunft zu bauen. Aber oft erkunden wir einfach nur. Wir haben auch eigene Namen für einzelne Wege dort.“

Sogenannte Lager, also im Grunde längere Fahrten mit mehreren Sippen, konnten auch während der Pandemie teilweise stattfinden. Der Plan für 2022 ist die Umsetzung einer Großfahrt. Eine solche gibt es normalerweise alle zwei Jahre, die Ziele waren in der Vergangenheit beispielsweise Schottland oder Norwegen.

Im vergangenen Jahr wäre es eigentlich wieder Zeit gewesen, verhindert hat es Corona. Nun hofft der Stamm auf eine Möglichkeit, die Fahrt dieses Jahr nachzuholen – gut dafür vorbereitet müssten die Pfadfinder ja jederzeit sein.

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