Oftersheim. „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging“ – mit diesen allseits bekannten Worten beginnt das christliche Krippenspiel. Bald werden diese auch in der Kirche St. Kilian der katholischen Gemeinde wieder zu hören sein – natürlich an Heiligabend. Und das gleich zwei Mal. Um 13.30 Uhr mit den Kindern des Kindergartenchors von drei bis sechs Jahren und um 15 Uhr mit Kindern der Gemeinde ab sieben Jahren mit Begleitung des Kinderchors unter der Leitung von Gaby Weissmann.
Nun wurden für die Gruppe der Größeren die Rollen vergeben. Unsere Zeitung stattete den kleinen Schauspielern dabei einen Probenbesuch ab. Nachwuchssorgen für das christlichste aller Stücke muss man sich nicht machen.
Es ist Samstag, 10 Uhr. Viele Kinder sind mit ihren Eltern zur Kirche St. Kilian gekommen, manche auch ohne. Vanessa Palumbo ist schon 21 Jahre alt und ein richtiger „Krippenspielprofi“, denn sie verkörperte früher schon viele Figuren wie Engel, Hirte und die Maria gleich mehrfach. Zusammen mit Elena Matern, Sprecherin des Familiengottesdienst-Teams, fragt sie in die Runde: „Wer möchte den Engel spielen und wer die Maria?“
Krippenspiel in Oftersheim: Spannendes „Mariencasting“
Sofort gehen überall im Kirchenschiff Finger in die Höhe. Das Interesse ist groß, auch um einmal Josef, Sprecher, Hirte oder der Wirt des Gasthauses zu sein, in dem das berühmteste Paar der Christenheit vor 2022 Jahren abgewiesen wurde und wodurch das Jesuskind schließlich in einem Stall geboren wurde. Vanessa Palumbo geht mit drei gut gelaunten Mädchen und einem Mikrofon in der Hand ein Stück weiter in den Altarraum – zum „Mariencasting“, während andere Helferinnen Gleiches tun, aber für andere Rollen.
So auch Anika Kaplan, bei der es sehr schnell zu einer Entscheidung kommt: die neunjährige Paulina. Das Mädchen strahlt über beide Backen und fängt direkt an, den Text für ihren großen Auftritt als Engel zu lernen. Auf die Frage, ob sie denn gar kein „Lampenfieber“ habe, antwortet sie stolz: „Nein, ich spreche gerne vor anderen“, und natürlich sei es etwas ganz Besonderes, einen Engel zu verkörpern.
Währenddessen sitzen bei Vanessa Palumbo die beiden Achtjährigen Ella und Romy noch im friedlichen Wettbewerb. „Wir sind Freundinnen und besuchen beide dieselbe Klasse in der Ebert-Grundschule“, betonen sie. Ella sei schon öfter dabei gewesen, Romy noch nicht. „Wir haben total Lust darauf und es macht voll Spaß“, betont Letztere, auf die die Wahl dann tatsächlich fällt.
Nach weniger als einer halben Stunde ist das Ensemble komplett und die Kinder gehen stolz mit ihren Texten nach Hause. Denn in gerade mal drei Wochen sollten diese unbedingt sitzen.
„Früher gab es ein einziges großes Krippenspiel“, erläutert Elena Matern und ergänzt: „Wegen Corona haben wir schon im letzten Jahr die Menschenmassen etwas ‚entzerrt‘, indem wir zwei getrennte Krippenspiele nacheinander machen.“
So gebe es nun eines mit und für die Kleinsten bis sechs Jahre und eines für die Kinder und Altersklasse (ab sieben Jahren) darüber. „Für die erste Gruppe war noch nicht einmal eine Aufruf nötig, denn da gibt es schon 20 Kinder, die gerne mitmachen.“ Auch für die Älteren seien genug Interessierte angemeldet. „Es sind sieben feste Rollen, aber am Ende sind es meist so um 25 Kinder.“
Krippenspiel in Oftersheim: Verzicht auf Engelsflügel
Engelsflügel stünden übrigens nicht mehr zur Verfügung, dies aber nur aus pragmatischen Gründen. „Die waren etwas problematisch bei der Aufführung, da sie manchmal etwas beim Auftritt störten. Aber wir haben wunderschöne Kostüme, die eine Dame unseres Familiengottesdienst-Teams vor ein paar Jahren kreiert hat, da sie sehr gut nähen kann“, so Elena Matern, die seit rund 13 Jahren mit an Bord sei.
Vanessa Palumbo, die von der Rolle als aktiver Darstellerin nun in die des Coaches gewechselt ist, meinte: „Ich schauspielere gerne und war auch Ministrantin. Kirchen sind wichtige Orte der Ruhe, des Nachdenkens und der Begegnung. Darum ist es schön, dass die Kinder hier mit Freunden zusammenkommen, so wie Romy und Ella. Das Krippenspiel und das Einstudieren sind eine tolle Vorbereitung auf Weihnachten.“
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