Ortsmitte - Rund 400 Fans bejubeln die frischgebackene Weitsprung-Europameisterin / Eintrag ins Goldene Buch im Schulhof

Riesensause für Malaika Mihambo

Von 
Anette Zietsch
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Oftersheim. Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Diesen Spruch beherzigen die Oftersheimer sehr gerne. Grund gibt es immer wieder – gestern Abend sogar einen ganz außergewöhnlichen: Die Gemeinde und ihr Heimatverein TSV 1895 haben für die Weitsprung-Europameisterin Malaika Mihambo eine Riesensause organisiert. Mehr als 400 Fans pilgerten in den Hof der Friedrich-Ebert-Schule, um der sympathischen Leichtathletin, die in Oftersheim aufgewachsen ist, zu ihrem Erfolg zu gratulieren.

Zwischen Rathaus und Schulgebäude hängt ein großes Transparent mit der Aufschrift „Wir gratulieren unserer Europameisterin im Weitsprung Malaika Mihambo“. Die Besucher sind stolz auf ihr Gold-Mädchen: „“Ich bin am Samstagabend vor dem Fernseher gesessen und habe das Weitsprung-Finale gesehen. Ich habe ihren Werdegang verfolgt und finde es großartig, was sie leistet“, erzählt Monika Lucha. „Vor zwei Tagen habe ich sie vor der Kurpfalzhalle getroffen. Ich bin aus dem Auto gestiegen und habe sie gefragt, ob ich sie umarmen darf.“ Diese Geste zeigt, welche Wertschätzung Malaika Mihambo in ihrer Heimatgemeinde genießt. Immer wieder sprechen die Menschen davon, dass sie die nette junge Frau geblieben ist.

„Der Aufruf, dass die TSV-Mitglieder in roten T-Shirts erscheinen sollen, hat ja prima geklappt“, freut sich der stolze Vorsitzende Markus Lauff bei der Begrüßung und Bürgermeister Jens Geiß ergänzt: „Das ist eine tolle Ehre für Malaika, dass so viele Menschen heute hier sind.“ Es zeige die Verbundenheit der Oftersheimer zu „ihrer“ Malaika. „Sie steht einfach für Oftersheim.“

Als die frischgebackene Europameisterin dann gemeinsam mit ihrem Trainer Ralf Weber in einem eierschalenfarbenen Mercedes Oldtimer 170 S zum Lied „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ vorfährt, kennt der Jubel keine Grenzen mehr. Sie lässt sich umarmen und herzen.

Lea Uhrig steht in der ersten Reihe. Das Mädchen hält ein Plakat im DIN A 3-Format hoch, das sie selbst gebastelt hat. Es zeigt Bilder der Sportlerin, die Lea aus unserer Zeitung ausgeschnitten hat.

Daneben steht: „Liebe Malaika, ich bin so stolz auf Sie, dass sie Europas Weitsprungkönigin geworden sind, ich war den ganzen Tag am TV gesessen. Sie sind mein größtes Vorbild. Ich bin schon mein ganzes Leben begeistert von Ihnen, Sie können wirklich stolz auf sich sein.“ Die Worte der Zehnjährigen sprechen vielen auf dem Schulhof aus dem Herzen.

Auch Irmingard Schmidt möchte Malaika Mihambo zu der tollen Leistung gratulieren. „Ich konnte ihren Triumph leider nicht live verfolgen, habe die Entscheidung aber aufgenommen und später geschaut.“ Sie kennt die 24-Jährige schon seit vielen Jahren: „Malaika hat mit ihrer Mutter früher im gleichen Haus wie meine Schwiegermutter gewohnt.“

Die Mutter des Trainers

In der Menge steht auch Elisabeth Weber im roten T-Shirt. Auf die Rückseite hat sie einen handgeschriebenen Zettel geheftet. „Team Malaika + Ralf“ steht drauf, ebenso wie auf ihrer roten Mütze. Sie ist die stolze Mutter des Trainers Ralf Weber. „Mein Mann und ich haben am Samstag gezittert und gebebt“, gesteht sie lachend – und jetzt erleichtert. „Wir haben ja gesehen, wie angespannt unser Sohn war, wie er die Backen aufgeblasen hat. Als der dritte Sprung von Malaika dann geglückt ist, haben wir auf die weiße Fahne gewartet, dass der Versuch gültig ist. Die 6,75 Meter sind prima.“

Mittlerweile stehen Athletin und Trainer auf der Bühne im Schulhof. „Am Samstag ist ganz Oftersheim in die Sandgrube gesprungen“, meint der Moderator und stellvertretende TSV-Vorsitzende Stefan Lauff. „Wie geht es dir jetzt?“, will er wissen. „Supergut. Ich freue mich, dass ihr alle gekommen seid, es ist mir eine Ehre“, sagt Malaika Mihambo.

Warum ist es immer so spannend?

„Muss es eigentlich immer so spannend sein? Wie kann man dabei nur so cool bleiben?“, will Lauff wissen. „Unter Druck war ich gefordert, mein Bestes zu geben – und das habe ich gemacht“, berichtet die 24-Jährige. Wenn man vor mehr als 60 000 Zuschauern springen müsse, flattere schon das Herz. „Aber ich konnte die Nervosität beiseite schieben.“

Es sei schon etwas Besonderes bei einer Europameisterschaft im eigenen Land zu starten. „Da bekommt man bei jedem Sprung die volle Aufmerksamkeit. Sonst sind wir ja immer ein bisschen unter dem Radar. Das hat mir anfangs schon zu schaffen gemacht.“

Dann waren die Zuschauer dran mit Fragen: Woher sie ihre Motivation nach Rückschlägen oder Verletzungen nehme, will eine Besucherin wissen. Es sei in Ordnung, auch mal durchzuhängen, meint Mihambo. „Aber man muss wieder aufstehen, wenn man Großes leisten will“. Ein Mädchen fragt, ob die Medaille aus echtem Gold sei. „Das würde mich auch interessieren“, antwortet die Europameisterin, die außerdem erzählt, dass sich der Titel gut anfühle. „Aber man bleibt der gleiche Mensch.“

Unter den Zuschauern ist auch Brigitte Hoffmann aus Altlußheim, denn: „Ich wollte so ein großes Ereignis nicht verpassen. Ich bin am Samstag vor dem Fernseher gesessen und habe zugeschaut. Es war super.“ Sie war früher selbst Leichtathletin beim TSV, hat viele ehemalige Sportler gesehen.

Dass der TSV wieder gute Nachwuchssportler rausbringt, bestätigen die Gesprächspartner von Stefan Lauff auf der Bühne: Stephanie Wirth (Geschäftsführerin der Sportregion Rhein-Neckar), Gert Bartmann vom Team Tokio und Philipp Krämer (Präsident des badischen Leichtathletikverbandes). Sichtbarer Beweis sind die Teilnehmer an deutschen Meisterschaften, die ebenfalls auf der Bühne zu Wort kommen: Jennifer Mattern, Clara Wollschläger, Denise Grashoff, Anne Braun, Kim-Lukas Koloska sowie Yannik und Jonas Dudda. Neben Sören Eisenhofer (Leiter der Leichtathletikabteilung) lobt TSV-Kugelstoßlegende und Mihambos Athletik-Trainer Werner Heger seinen Schützling: „Ich bewundere ihre Normalität und ihre Natürlichkeit.“

Unter die Zuschauer hat sich auch Günter Siegel gemischt: Er kennt Malaiko Mihambo seit vielen Jahren vom Clubhaus und hat eine besondere Überraschung dabei – einen Umschlag mit einem größeren Geldbetrag: „Das ist mir ein Bedürfnis, das mache ich gerne.“

Pfarrerin gehört zu den Fans

Pfarrerin Esther Kraus gehört ebenso zu den Fans des Oftersheimer Gold-Mädchens: „Ich habe am Samstag total fasziniert im Nordsee-Urlaub vor dem Fernseher gesessen und mitgefiebert. Klasse, wie sie das gemacht, wie sie sich in dem Kessel konzentrieren konnte. Das ist irre.“

Nach dem Eintrag ins Goldene Buch stehen die Autogrammjäger dann etwa 100 Meter Schlange für eine Unterschrift von Malaika Mihambo – bis zum Sonnenuntergang.

Info: Weitere Bilder unter www.schwetzinger-zeitung.de

Oftersheim

Oftersheim: Empfang für Europameisterin Malaika Mihambo und ihren Trainer Ralf Weber

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