Singstunden wieder im Saal

Sängerbund Liederkranz Oftersheim: Neuer Mann hat musikalisch Großes im Sinn

Nach dem Weggang des langjährigen Dirigenten Fritz Kappenstein wurde nun der neue Chorleiter Walter Muth vorgestellt, der den 50-stimmigen Männerchor übernommen hat.

Von 
Volker Widdrat
Lesedauer: 
Vorsitzender Peter Pristl (l.) und Pressewart Dr. Wolfgang Prox (r.) freuen sich, dass Musikdirektor Walter Muth als ausgebildeter Kirchenmusiker die Chorleitung beim Sängerbund Liederkranz 1892 übernommen hat. © Widdrat

Oftersheim. Beim Sängerbund Liederkranz 1892 wird wieder richtig gesungen – seit August bei regelmäßigen Chorproben und mit einem neuen Dirigenten. Während Corona hatten sich die Männer oft nur privat in kleiner Runde getroffen. Singstunden und Veranstaltungen waren wegen der Pandemie abgesagt worden. Das einsame Üben zu Hause war auch nicht das Wahre, so die Sänger. Eine Zeit lang blieb nur die Scheune in der Mannheimer Straße 59 als Übungsraum, aber das gemütliche Beisammensein nach dem Singen fehlte dennoch.

Jetzt finden die Singstunden wieder im Saal statt. Nach dem Weggang des langjährigen Dirigenten Fritz Kappenstein nun mit dem neuen Chorleiter Walter Muth, der den 50-stimmigen Männerchor übernommen hat.

Musikalischer Kreis schließt sich

Der 60-jährige Kirchenmusiker ist in Oftersheim kein Unbekannter. Er wurde in der Hardtgemeinde geboren und hat die Friedrich-Ebert-Schule besucht. Sein Vater Karl hat früher ebenfalls hier gesungen. Die Liebe zur Musik sei schon früh gekommen, erzählt Muth. Bei der Fusion der beiden Oftersheimer Gesangvereine im Jahr 1975 sei ein Klavier „übrig“ geblieben, das habe er dann bekommen: „So hat es angefangen. Heute schließt sich der Kreis.“

Muth war Mitglied im Domchor in Speyer und dort unter anderem mit Einzelproben bei Konzerten und Oratorien betraut. Er war Orgelschüler bei Domkapellmeister Bernhard Weck und in Schwetzingen kennt man Muth als langjährigen Organisten, etwa in der katholischen Kirche St. Maria. Aktuell leitet der 60-Jährige, der seit über 30 Jahren in der Laienchorszene aktiv ist, noch weitere Chöre, darunter den MGV Liederkranz-Liedertafel Plankstadt, den MGV Frohsinn Rotenberg, die Germania Weinheim, den MGV Germania Sandhausen und den Gesangverein „Deutsche Einheit“ Rheinhausen.

„Die ganze Vereinswelt steht derzeit noch Kopf wegen Corona“, bedauert Walter Muth. Er wolle mit dem Sängerbund Liederkranz „so gut wie möglich das Kulturgut des Männergesangs erhalten“, betont er.

Die Freude sei groß, nach mehreren Monaten der Corona-Zwangspause wieder singen zu können, und das Interesse der Männer ungebrochen, sagt der Vorsitzende Peter Pristl. Der neu verpflichtete Dirigent werde sie gesanglich wieder in Form bringen und somit auch für Neuzugänge werben, denn auch die Oftersheimer Sängerkameraden müssen dem allgemein rückläufigen Trend der Mitgliedszahlen entgegenwirken.

Das Repertoire des Chores umfasst Volkslieder, Kirchenlieder, Schlager, altes deutsches Liedgut sowie Trink- und Feierlieder. „Wir stellen uns breit auf, um es möglichst vielen recht zu machen“, verspricht Muth. Er lege viel Wert auf Einsingen und Stimmübungen, auf Chorklang und Aussprache sowie Atemtechnik. „Stimmpflege ist wichtig, damit die Stimmen der zumeist älteren Sänger nicht so schnell verschleißen“, erklärt er. Nach dem Neustart der Singstunden würde man auch gerne wieder in die Planungen für Chorkonzerte einsteigen. Neues wagen, nicht zuletzt, um mehr Werbung für den Chorgesang zu machen, steht ebenfalls auf der Agenda.

Walter Muth plant für das Spätjahr 2022 ein gemeinsames Konzert seiner Chöre aus Oftersheim, Plankstadt und Sandhausen. Schwerpunkt soll dann die alpenländische Musik sein, mit Stücken wie Hubert von Goiserns „Weit, weit weg“ oder „Amoi seg’ ma uns wieder“ von Andreas Gabalier.

Auf der Suche nach Tenören

Alle Sangesfreunde, die gerne in einer freundschaftlichen Atmosphäre ihre musikalischen Talente einbringen oder auch weiterentwickeln möchten, seien herzlich in der Singstunde willkommen. Sie findet freitags ab 20 Uhr im Sängersaal statt. „Tenöre sind noch Mangelware“, ergänzt Pressewart Wolfgang Prox und betont noch einmal die Geselligkeit nach den Singstunden.

Der Sängerbund Liederkranz ist in den nächsten Tagen gleich zweimal zu hören. Am Samstag, 9. Oktober, um 18.30 Uhr gestaltet der Chor die Eucharistiefeier in der katholischen Kirche St. Kilian mit und am Sonntag, 24. Oktober, ist er um 10 Uhr im Gottesdienst in der evangelischen Christuskirche zu Gast. Zwei Lieder werden jeweils zu hören sein: der Gospelsong „Lord, I want to be a Christian“ und das russisch-orthodoxe Kirchenlied „Tebe Poem – O Herr, gib Frieden“.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung