Oftersheim. Der Hochsommer ist mit Wucht zurück im Südwesten und es wird heiß: Bis zu 38 Grad soll es in den kommenden Tagen in manchen Regionen geben. Menschen schwitzen und auch Tiere haben mit den hohen Temperaturen zu kämpfen.
Alison Meadows-Hertig ist Inhaberin der Oftersheimer Tierarztpraxis am Hardtwald. Im Interview gibt die Veterinärmedizinerin Ratschläge, worauf Tierbesitzer bei Hitze im Alltag achten sollten. Auch Erfrischungstipps für Hunde, Katzen sowie andere Haustiere hat sie parat.
Frau Meadows-Hertig: Lassen Sie uns mit den Hunden beginnen: Was sind bei den aktuellen Temperaturen die wichtigsten Maßnahmen, um Hunde vor Überhitzung zu schützen?
Alison Meadows-Hertig: Ganz wesentlich ist es, Spaziergänge immer in die kühleren Morgen- oder Abendstunden zu legen und den Hund nicht in die pralle Sonne zu schicken. Außerdem sollte immer frisches Wasser zur Verfügung stehen – am besten nimmt man auch auf Spaziergängen Wasser für den Hund mit. Wenn man zu Hause ist, können zusätzliche kühle Plätze, etwa in einem gut durchlüfteten Raum oder mit einer Klimaanlage, helfen.
Viele Hunde mögen Eis aus Naturjoghurt oder auch spezielle Hundeeis-Varianten.
Haben Sie auch Tipps, wie man seinen Hund im Alltag bei Hitze abkühlen kann?
Meadows-Hertig: Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Viele Hunde mögen Eis aus Naturjoghurt oder auch spezielle Hundeeis-Varianten. Wichtig ist aber, darauf zu achten, dass keine Süßstoffe enthalten sind, weil die giftig für Hunde sein können. Normaler Haushaltszucker ist in kleinen Mengen kein Problem. Es gibt auch fertige Hundesmoothies, die man einfrieren kann. Viele Hunde mögen das richtig gerne. Ebenfalls praktisch sind sogenannte Kühlmatten oder Kühldecken, die entweder mit kaltem Wasser gefüllt werden oder im Kühlschrank vorkühlen – allerdings akzeptiert die nicht jeder Hund.
Gibt es bei bestimmten Hunderassen besondere Vorsicht?
Meadows-Hertig: Unbedingt! Vor allem kurznasige Rassen wie Möpse, französische und englische Bulldoggen oder auch Boxer sind viel hitzeempfindlicher als andere Hunde. Sie neigen sehr schnell zur Überhitzung, da muss man schon bei niedrigeren Temperaturen besonders vorsichtig sein.
Viele spielen mit ihren Hunden am See oder im Park. Gibt es dabei Risiken?
Meadows-Hertig: Ja, das darf man nicht unterschätzen: Gerade Apportierspiele im Sommer können schnell zu einem Hitzschlag führen, weil die Hunde selten von sich aus aufhören, wenn sie erschöpft sind. Da muss der Halter aufpassen und das Spiel bei höheren Temperaturen lieber unterbinden – im Zweifel ist weniger mehr.
Und das Thema „Hund im Auto“? Muss man das überhaupt noch ansprechen?
Meadows-Hertig: Leider ja, obwohl man meinen sollte, dass es inzwischen bekannt ist. Die Hitzeentwicklung im Auto ist extrem gefährlich, auch bei kurzen Aufenthalten. Es gibt zwar Autos, die mittlerweile einen „Dog Mode“ haben – der die Temperatur hält und das auch anzeigt –, aber darauf sollte man sich nur im absoluten Ausnahmefall verlassen. Im Zweifel bringt man den Hund besser nach Hause und lässt ihn nicht im Auto zurück.
Kommen wir nun zu Katzen. Gibt es da Empfehlungen für heiße Tage, besonders bei Freigängern?
Meadows-Hertig: Katzen sind zum Glück meist so schlau, dass sie sich ein schattiges Plätzchen suchen. Optimal ist es, die Katze morgens oder abends rauszulassen, wenn es kühler ist, sofern sich das einrichten lässt. In praller Mittagssonne sollte man sie lieber drinnen lassen. Man kann versuchen, ihnen Kühlmöglichkeiten oder kalte Leckerlis anzubieten, aber viele Katzen nehmen das gar nicht an. Wichtig ist auf jeden Fall, immer frisches Wasser bereitzustellen.
Wie sieht es bei Kleintieren aus – zum Beispiel Kaninchen oder Meerschweinchen, die draußen gehalten werden?
Meadows-Hertig: Auch sie brauchen unbedingt ganztägig Schatten. Kaninchen graben sich zum Beispiel gerne in kühle Erde ein, wenn sie es können. Ist das nicht möglich, sollte man mit überdachten, schattigen Bereichen im Gehege nachhelfen. Außerdem sollte stets frisches Wasser und Futter mit hohem Feuchtigkeitsgehalt angeboten werden.
Und was ist mit Tieren, die auf der Weide gehalten werden – Pferde oder Ziegen?
Meadows-Hertig: Bei diesen Tieren ist es wichtig, dass es mehrere Unterstellmöglichkeiten gibt, die echten Schatten spenden – das muss nicht immer ein fester Unterstand sein. Alternativ kann man auch mobile Sonnensegel oder Tarnnetze verwenden, die leicht angebracht werden können. Wichtig ist immer ein Zugang zu frischem Wasser.
Haben Sie noch einen abschließenden Tipp?
Meadows-Hertig: Das Wichtigste ist, die Tiere bei Hitze genau zu beobachten und bei Auffälligkeiten sofort für Abkühlung zu sorgen und gegebenenfalls einem Tierarzt vorzustellen. Und selbst wenn ein Tier eine Aktivität besonders liebt: Manchmal muss man es zum eigenen Schutz bremsen.
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