Oftersheim. "Gerhard Regele hat einen umfangreichen Erfahrungsschatz als Kriminalist und einen Blick für die polizeiliche Basisarbeit. Damit wird er ein Gewinn für das Polizeipräsidium Tuttlingen sein", lobte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl, als er den 59-jährigen Leitenden Kriminaldirektor zum Leiter der Polizeidienststelle ernannte. "Es ist gut, dass diese wichtige Funktion wieder besetzt ist." Der Oftersheimer trat zum 1. Dezember die Nachfolge von Ulrich Schwarz an. Redaktionsmitglied Anette Zietsch sprach mit Gerhard Regele.
Herr Regele, Sie haben nach den ersten Tagen sicher schon einen ersten Eindruck von Ihrer neuen Arbeit bekommen. Wie sieht der aus?
Gerhard Regele: Ich bin überaus positiv aufgenommen worden, habe engagierte Kollegen getroffen, die erfolgreiche Arbeit leisten. Die möchte ich natürlich auch fortsetzen. Ich freue mich auf meine neuen Aufgaben.
Andere Kollegen gehen mit 60 Jahren in Pension, Sie suchen eine neue Herausforderung. Was ist Ihre Motivation?
Regele: Das Amt des Polizeipräsidenten ist eindeutig die Krönung einer Laufbahn in meinem Beruf. Wenn sich die Möglichkeit bietet und man sich gesund fühlt, so wie in meinem Fall, sollte das Alter bei der Entscheidung keine Rolle spielen. Es ist das Privileg von Polizeibeamten, mit 60,5 Jahren in Pension gehen zu dürfen - aber es ist eben auch keine Verpflichtung. Ich habe schon vor, das Amt noch eine Weile auszuüben. Tuttlingen braucht ja keinen Interimspräsidenten.
Sie müssen ja wahrscheinlich umziehen. Zum Pendeln ist die Entfernung zu groß. Was sagt Ihre Familie dazu?
Regele: Die freut sich und trägt die Entscheidung mit. Meine Töchter haben ihre Zelte in Nürnberg beziehungsweise in Münster aufgeschlagen. Mein Sohn studiert an der Universität Mannheim und meine Frau arbeitet bei der Staatsanwaltschaft dort. Beide wollen auch aus diesen Gründen nicht mit umziehen, ich werde also die nächsten Jahre eine Wochenend-Ehe führen (lacht). In Tuttlingen habe ich aber innerhalb weniger Tage schon eine schöne Wohnung gefunden.
Hat es bei der Wohnungssuche geholfen, dass Sie der neue Polizeipräsident sind?
Regele: Ich muss gestehen, dass ich das gar nicht gesagt habe. Ich habe mich lediglich als Polizeibeamter vorgestellt. Ich glaube, das war schon behilflich.
Wie sehen Ihre ersten Amtshandlungen aus?
Regele: Ich möchte jetzt so schnell wie möglich die Kollegen, ihre Bedürfnisse und Sorgen kennenlernen und natürlich die Entscheidungsträger in den Kommunen und in den Landkreisen. Mein Ziel ist, dass der Dienstbetrieb reibungslos läuft und wir somit auch für die bestmögliche Sicherheit der Bürger sorgen können.
Wo sehen Sie die größten Unterschiede zwischen dem Tuttlinger Präsidium und dem in Mannheim, wo Sie bisher als Leiter des Führungs- und Einsatzstabs tätig waren?
Regele: Das ist eindeutig die Größe. Der Einzugsbereich ist von der Fläche her doppelt so groß wie das Saarland. Er reicht von Baiersbronn im Norden bis an die Schweizer Grenze im Süden und umfasst fünf Landkreise. In Mannheim war im Gegensatz dazu alles sehr kompakt. Dafür gibt es aber in meinem Zuständigkeitsbereich keine Großstadt mit mehr als 100 000 Einwohnern - Mannheim allein hat ja rund 300 000 Bewohner und Heidelberg etwa die Hälfte. Insgesamt gesehen leben im Einzugsbereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen etwas weniger Einwohner als im Gebiet, das das Mannheimer Präsidium umfasst. Aber ich habe dafür auch nur etwa die Hälfte der Beamten zur Verfügung. Und da dauert es länger, Polizeikräfte zusammenzuziehen.
Ihren Vorgänger Ulrich Schwarz hat man unter anderem dafür, weil die Personalausstattung in der Realität weit von dem Stand entfernt sei, wie er auf dem Papier existiere. Wie ist Ihre Einschätzung?
Regele: Es gibt eindeutig zu wenig Polizisten bei uns in Baden-Württemberg, das hat die Landesregierung ja auch erkannt, deshalb möchte sie in dieser Legislaturperiode 1500 Stellen zusätzlich schaffen. Und das ist auch dringend notwendig.
Zur Person
Gerhard Regele ist 59 Jahre, verheiratet und Vater zweier Töchter (31 und 29 Jahre) sowie eines Sohnes (23).
Er wohnt seit 1995 in Oftersheim und ist Mitglied im CDU-Gemeindeverband.
Er wurde am 1. Dezember Leiter des Polizeipräsidiums Tuttlingen.
Gerhard Regele trat 1977 in den Polizeidienst ein. 1981 erfolgte der Aufstieg in den gehobenen Polizeivollzugsdienst und 1994 in den höheren Polizeivollzugsdienst.
Im Polizeipräsidium Mannheim wurde er Leiter der Inspektion Zentrale Aufgaben (1994), der Inspektion Ermittlungen (1995), der Kriminalinspektion 4 (2000) und der Kriminalpolizei (2001).
2008 erfolgte ein Wechsel ins Regierungspräsidium Karlsruhe als Leiter der Kriminalitätsbekämpfung und 2013 als kommissarischer Leiter der Landespolizeidirektion.
2014 kehrte er ins Polizeipräsidium Mannheim als Leiter des Führungs- und Einsatzstabs zurück, wo er bis zu seinem Wechsel nach Tuttlingen blieb. zg
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