Oftersheim/Schwetzingen. „Diese Menschen sind eigentlich arm, die solche Ängste haben“, spricht Dieter Burkard über diejenigen, die Angst vor einer Überfremdung hegen und erzählt von seinen zahlreichen Erfahrungen, die er mit Menschen aus den verschiedensten Regionen in Deutschland, aus der ganzen Welt und mit Menschen mit Behinderung gemacht hat. Dieter Burkard ist einer der Protagonisten in einem Projekt der Volkshochschule Bezirk Schwetzingen, in dem es um den Zusammenhalt in der Gesellschaft geht (wir berichteten mehrfach).
Der heute 71-Jährige ist für sein Studium nach Heidelberg gekommen und in der Region geblieben. Oftersheim ist zwar nicht sein Geburtsort – geboren und aufgewachsen ist der studierte Lehrer und spätere Schulleiter der Realschule in Walldorf in Konstanz am Bodensee. Aber er ist ein richtiger Kurpfälzer geworden. Überaus freudig erzählt er über seine neue Heimat Oftersheim, von den vielen Menschen, die ihn aufgenommen haben und auch von der vielen Vereinsarbeit, die er über Jahrzehnte vor Ort geleistet hat. Besonders angetan hat es ihm der Heimat- und Kulturkreis Oftersheim, dessen Vorsitzender er seit 1994 ist.
Was Dieter Burkard auch gerne macht, sind Veranstaltungen für die Badische Heimat, die gemeinsam mit der Volkshochschule organisiert werden. Der ehemalige Geschichtslehrer möchte die regionale Geschichte, das Handwerk und das Leben von früher auch an die nächste Generation weitergeben. Begeistert und sehr versiert in der Sache erzählt er bei einem Rundgang durch das Heimatmuseum in Oftersheim, das jedes Jahr am 1. Mai kostenlos am Museumstag für interessierte Gäste geöffnet hat, welche neuen Ausstellungsstücke in Arbeit sind. Es ist ein stückweit Heimat vor Ort und fürs Heute.
Aber auch seine Erzählungen aus Frankreich verbinden seine Vergangenheit mit der Gegenwart. Während andere Menschen heute aus Syrien oder Afghanistan vor Krieg flüchten, hat Dieter Burkard Kriegserfahrungen nur aus den Erzählungen seiner Eltern und Großeltern kennengelernt.
Frankreich – Feind, dann Freund
„Da war zum Beispiel gegenüber des Hauses ein Spielplatz, das war während des Krieges eine Bunkeranlage, das ist in der Nähe vom Krankenhaus gewesen, man wollte aus Sicherheitsgründen für die Kranken und für die Bediensteten einen Bunker anlegen, wo sie dann bei Luftangriffen eventuell Schutz hätten finden können. Und für uns war das natürlich nur Abenteuerspielplatz und toll und was unsere Eltern eigentlich so nicht verstehen konnten. Für sie war das etwas, was Gott sei Dank nicht mehr notwendig war“, erzählt er von einem Erlebnis aus seiner Kindheit. Ganz besonders hat ihn damals die deutsch-französische Partnerschaft gefallen, als in Konstanz die Stadt Fontainebleau, in der Nähe von Paris zur Partnerstadt wurde. „Das war natürlich alles unheimlich spannend und toll“, sagt er in seiner noch jugendlichen Art und ergänzt: „Und das erste Mal rauskommen nach Frankreich. Wer hat das vorher erlebt. Für meine Eltern war Frankreich eher der Erzfeind gewesen und die kannten nichts anderes, als man führt Krieg gegen Frankreich. Und wir sind in einer Welt aufgewachsen, die mehr und mehr davon beeinflusst war, dass die beiden Länder versucht haben, miteinander partnerschaftlich und später sogar freundschaftlich umzugehen.“
Toleranz ist für ihn auch das, was die Gesellschaft zusammenhält, wenn sie „nicht ein Wort ist, eine Worthülse, sondern etwas Gelebtes ist. Wenn man Achtung hat vor seinem Nächsten, egal wo er herkommt, egal was er tut, welche Profession er hat“, gibt er seine Meinung kund.
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