Oftersheim/Schwetzingen. Es ist eine Zone, in der alles ineinander übergeht. Trotz der Ortsschilder, die Oftersheim und Schwetzingen ausweisen, ist auf Anhieb nicht immer ganz klar, wo die Gemarkungsgrenzen verlaufen. In der kleinen Bunsenstraße gestaltet sich die Situation besonders. Einige Häuser liegen noch in Schwetzingen, andere bereits in Oftersheim. Plötzlich ändern sich an einer Stelle die Hausnummern. Tatsache ist: Die Beethoven- und die Bunsenstraße tragen die Hauptlast des veränderten Buslinienverkehrs. Eine Folge der Straßenbau- und Kanalarbeiten des Bauabschnitts zwei in der Mannheimer Straße.
„Wenn man sich den Ortsplan aus der Vogelperspektive anschaut, dann ist die Beethovenstraße die Parallelstraße der Mannheimer Straße und auch die einzige, die durchgeht“, sagt Bürgermeister Jens Geiß auf Nachfrage, „das Ordnungsamt hat alles im Vorfeld entsprechend überprüft und mit allen Betreibern der Buslinien, vor allem der Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) wegen der Umleitungsstrecke gesprochen. In der Realität ist es die einzige Möglichkeit, wie der Bus fahren kann.“
Im ÖPNV nicht allein
Die Gemeinde Oftersheim sei im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht allein. „Wir sind in einem Liniennetz unterwegs“, ergänzt Geiß, „wir haben nun mal keine eigene Polizeibehörde und müssen uns mit dem Polizeipräsidium Mannheim abstimmen.“
Naturgemäß bewerten die Anwohner der Beethovenstraße – und in der Verlängerung der Bunsenstraße – die Situation anders. Sie haben nach dem offiziellen Start der notwendigen Baumaßnahmen am 27. Juni in der Mannheimer Straße Mitte Juli eine Bürgerinitiative gegründet. Federführend sind hier Christine und Frank Laqua, die seit September 2014 in der Beethovenstraße leben.
„Es kann doch nicht sein, dass alles für die nächsten eineinhalb Jahre oder sogar noch länger allein auf unseren Schultern lastet“, sagt Laqua, Lehrerin an der Plankstadter Friedrichschule. Laqua ist in hiesigen Gefilden bekannt. Gemeinsam mit Anne Bade und Elena Spitzner bildet sie das Gesangstrio „Evas Schwestern“, das schon lange durch eigene Arrangements und mit einer gehörigen Portion Selbstironie auf der Bühne glänzt. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben die Laquas und ihre Gleichgesinnten aus der Beethovenstraße insgesamt 52 Unterschriften gesammelt und ans Rathaus geschickt. Der Eingang der Unterschriftslisten wurde von der Verwaltungsspitze bestätigt. Der Austausch zwischen Behörde und Bürgern bedarf intensiver Pflege.
Was sind die Hauptkritikpunkte der Bewohner des sogenannten „Musebrotviertels“, das früher beschaulich am Feldrand lag und im Zuge der baulichen Erweiterungen von Oftersheim Nordwest und vom Schwetzinger Schälzig seine Gemütlichkeit und Stille verloren hat?
„Untragbar und kaum auszuhalten ist diese permanente und laute Dauerbeschallung des gesamten Pkw-, Lkw- und Busverkehrs“, sagt Ulrike Schilling-Knebel und weist auf das Übersteigen von Dezibelwerten hin. Darüber hinaus seien der CO2-Ausstoß und die Erschütterungen von teilweise vorbeibretternden Bussen und Baufahrzeugen eine hohe Belastung. Insbesondere zu Rushhour-Phasen in der Zeit zwischen 7 und 9 Uhr morgens sowie 16 und 20 Uhr am Abend käme es regelmäßig zu „Rückstaus, dauerndem Anfahren und Abbremsen, kritischen Manövriervorgängen, oft über unseren Gehsteig“, so Schilling-Knebel weiter. Radfahrer müssten auf den Velos jonglieren – oder würden generell auf dem Gehsteig fahren. Gerade auch die Straße überquerende Spielplatz- und vorbeifahrende Schulkinder seien einem erhöhten Gefahrenpotenzial ausgesetzt. „100 Busse über den Tag verteilt sind ein Wort“, räumt Jens Geiß ein, „dass die Bewohner des Viertels nicht begeistert sind, ist klar.“
Suche nach Lösungen
Die Suche nach Lösungen, trotz komplexer Zusammenhänge, hat begonnen. Die Bürgerinitiative hat konkrete Vorschläge ausgearbeitet. Aussetzen oder Umlegung einiger Buslinien, Vorgaben, die Strecke nicht als Abkürzung Richtung Schwetzingen zu nutzen, engmaschige Geschwindigkeitsüberprüfungen und vor allem die Einrichtung einer temporären 20-Kilometer-Zone zählen etwa hinzu. „Wir Anwohner wurden vorher unzureichend informiert. Und es bedarf eben eines schlüssigen Verkehrskonzepts über die nächsten eineinhalb Jahre“, sagt Christine Laqua.
Die Bürgerinitiative hat sich Gehör verschafft und mit Schwetzingens Ordnungsamtsleiter Pascal Seidel und Jens Geiß kommuniziert. Mut macht der Bürgermeister in Sachen Temporeduzierung. Der Kontakt zu den zuständigen Institutionen ist hergestellt. „Wir versuchen auf die Leute zuzugehen – vielleicht schaffen wir eine vorübergehende Ausnahmegenehmigung“, so Geiß.
Es ist ein Anfang in der Belastungszone. Ein Mutmacher für ein lösungsorientiertes Miteinander.
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