Oftersheim. Dass das Jugendzentrum (Juz) in Oftersheim Vivien Gierden in ihrem Team begrüßen durfte, bezeichnet die Sozialarbeiterin heute als „Glück im Unglück“. Und tatsächlich ist der Weg, den die 25-Jährige bis dato ging, nicht immer ganz geradlinig. Umso schöner, dass die junge Frau trotzdem ihr Ziel erreichte – und mittlerweile eine feste Rolle in der selbst ernannten „Juz-Familie“ einnimmt.
Lange habe es nicht so ausgesehen, als würde Vivien Gierden eines Tages ein Interview im Jugendzentrum Oftersheim geben. Nach ihrem Abitur mit dem Schwerpunkt in Medien- und Gestaltungstechnik zog es die gebürtige Hockenheimerin eigentlich in ganz andere Lebenssphären: „Als ich mit der Schule fertig war, wusste ich erst einmal überhaupt nicht, was ich machen möchte. Ich habe mich dann trotzdem dazu durchgerungen, Germanistik zu studieren.“
Allerdings habe sie schnell gemerkt, dass ihr das Studium der deutschen Sprache keinen Spaß gemacht hat. „Also habe ich ein freiwilliges soziales Jahr gemacht. Das war in einem Hockenheimer Wohnhaus für Menschen mit Behinderung.“ Ein Glücksgriff für die Unentschlossene: „Die Arbeit mit und am Menschen hat mir viel Spaß gemacht. Deswegen entschloss ich mich soziale Arbeit zu studieren.“
Für das Jugendzentrum Oftersheim ein großes Glück
Das FSJ war ein Glücksgriff, aber noch lange nicht das versprochene „Glück im Unglück“. 2022 habe Gierden dann ein Praxissemester machen müssen – Mitten in der Corona-Pandemie. „Da war es natürlich sehr schwer, etwas zu finden. Zunächst bekam ich nur Absagen, bis ich bei einem Krankenhaus unterkam. Ganz kurzfristig wurde das dann aber auch abgesagt.“ Eine verzweifelte Situation für die Studentin, die sich nicht lange mit Prokrastination aufhalten wollte: „Ich suchte dann eine sehr kurzfristige Alternative und kam über einen Kollegen aus dem FSJ auf den Kontakt zu Sebastian Längerer.“ Der Oftersheimer Jugendreferent habe eine Stelle für die junge Frau parat gehabt – das „Glück im Unglück“ für die junge Frau, die das Jugendzentrum in Oftersheim nie wieder verließ, denn auch nach Ablauf des Praxissemesters blieb die Hockenheimerin den Oftersheimer Jugendlichen erhalten: „Das halbe Jahr hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich erst als Werkstudentin weitermachte und seit meinem Bachelor hier halbtags arbeite.“ Zwar sei es nicht der erste Plan gewesen, den sich Vivien Gierden zurechtlegte, glücklich sei sie nun trotzdem.
Momentan arbeite sie halbtags in der Einrichtung: „An einem Tag komme ich etwas früher, um die Hausaufgabenbetreuung zu übernehmen. Ansonsten beginne ich jeden Tag, wenn auch die Jugendlichen kommen.“
Einen typischen Tagesablauf im Jugendzentrum? So etwas gebe es nicht, erklärt die Sozialarbeiterin lachend. „Das ist ja das Schöne an diesem Job, es ist total abwechslungsreich und jeden Tag anders.“ Außerdem gebe es genug Platz, um sich selbst zu verwirklichen, sagt Gierden: „Ich koche und backe zum Beispiel sehr gerne. Meine Mutter ist Konditorin und ich kann daher auch richtig aufwendig verzierte Torten. So etwas mache ich auch mit Jugendlichen, die gerne kochen und backen.“
Es ist allerdings nicht nur der Tagesablauf, der den Beruf zu ihrem Traumjob macht: „Außerdem sind wir ein unglaublich tolles Team. Das Arbeitsklima ist sehr angenehm und voller Respekt. Schon während meines Praxissemesters wurde ich immer auf Augenhöhe behandelt.“
Nicht nur wegen ihrer Künste in der Küche ist Gierden schnell zu einer festen Säule im Jugendzentrum mutiert. Auch wegen ihrer Erfahrungen aus dem Fachabitur: „Ich hatte den Schwerpunkt in Medien- und Gestaltungstechnik. Deswegen unterstütze ich gerne bei der Büroarbeit des Jugendzentrums. Zum Beispiel gestalte ich Flyer, plane manchmal Ausflüge und Ähnliches.“
Besonders stolz zeigt sich die junge Frau auf ein Upcycling-Projekt, das sie nun mit den Jugendlichen beendet habe. „Das war megacool, wir konnten nämlich Basteln mit Wissensvermittlung verbinden.“ Allerdings gebe es auch schwierige Momente im Jugendzentrum: „Wenn die Jungs Fußball spielen wollen, das ist gar nicht meins. Aber dann mach ich eben die Schiedsrichterin.“ Und auch den einen oder anderen stressigen Moment meisterte Gierden im Jugendzentrum schon: „Wenn viel los ist und auch viel noch im Hintergrund läuft, habe ich manchmal das Gefühl, alles prasselt auf mich ein. Da einen kühlen Kopf zu behalten, kann kompliziert sein. Irgendwie klappt es aber immer.“
Zur Zeit arbeite sie mit Jugendlichen an einem Film: „Das haben wir schon einmal während meines Studiums gemacht, mit Knetfiguren. Jetzt wollen die Kinder einen Film mit echten Menschen drehen.“ Welch Glück für die Jugendlichen, dass Gierden in der Schule lernte, Videos zu drehen und zu schneiden.
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