Besonderer Geburtstag - Alina Soenke, Johanna Rapp und Melissa Hartmann sind um die Jahrtausendwende zur Welt gekommen / Technikwandel miterlebt

Vom „Millenium-Baby“ zur jungen Frau

Von 
Sabine Zeuner
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Oftersheim. Wir schreiben das Jahr 1999, es neigt sich dem Ende zu. Erwartungsvoll blickt die Welt auf das beginnende neue Jahrtausend und neue Jahrhundert. Die 2000er sollten rasante Entwicklungen der Vorjahre noch intensivieren, Neues bringen. Wir erinnern uns an die Riesenfeten weltweit, die das neue Zeitalter begrüßten, an den Bammel der Softwarespezialisten, die nicht wussten, ob der Wechsel von 1999 auf 2000 problemlos und vor allem virenfrei vonstattengehen würde. Heute wissen wir: Es hat geklappt.

Ein regelrechter Hype entstand 1999 darum, ein „Millenniumskind“ zur Welt zu bringen. Es gab also echt Menschen, die ihr Elternwerden daraufhin ausrechneten, den Jahreswechsel im Kreißsaal eines Krankenhauses zu feiern. Es wurden Patenschaften, Preise und mehr ausgelobt, ganz verschieden, für den ersten Menschen, der in dieser denkwürdigen Silvesternacht das Licht der Welt erblicken sollte. Die Natur lässt sich jedoch glücklicherweise nicht auf die Minute festlegen, wenn es um die Geburt geht und nicht alle Eltern legten es auf den Run zum Jahreswechsel an, ihr Kind in den Armen halten zu können.

Es gab sie also auch, die ganz normal, eben einfach rund um dieses magische Datum, Geborenen. Wir haben in Oftersheim drei junge Frauen gefunden – ja, auch die „Millennium-Babys“ sind mittlerweile erwachsen. Sie lassen uns wissen, wie das bei ihnen so war: Geplant – nicht geplant? Wie ging und geht das Umfeld mit dem millenniumsnahen Geburtstag um? Wie wird der 18. Geburtstag gefeiert?

Im Krankenhaus anstoßen

Alina Soenke etwa hat am 7. Dezember 1999 um 11.17 Uhr im Schwetzinger Krankenhaus das Licht der Welt erblickt. „Klar haben sich meine Eltern Gedanken gemacht, denn eigentlich war meine Geburt für den 28. Dezember 1999 ausgerechnet“, sagt sie, dabei ging es aber mehr darum, ob man im Krankenhaus auf Kind und neues Jahr anstoßen würde, als darum, ein Millenniumskind zu bekommen. Schaut sie zurück, sagt sie: „Den Geburtstag erlebe ich aus der Sicht von heute ganz normal, wie jeden anderen auch.“ Allerdings seien in den ersten Lebensjahren öfter einmal Kommentare wie „ein Millennium-Baby“ oder ähnliches gekommen. Und weil die jungen Leute ja in die bereits komplett digitalisierte Zeit hineingeboren wurden haben wir gefragt, wie sie die „historischen“ Kommunikationsmittel kennen gelernt haben, ob sie diese noch genutzt haben oder gar noch nutzen.

„Meine Eltern haben davon erzählt, wie man ohne Handy gelebt und sich ausgetauscht hat“, erzählt Alina Soenke. Selbstredend kenne sie die „alten Kommunikationsmittel“ noch, schildert sie, dass sie eine Brieffreundschaft hatte, weit bevor sie Messenger, SMS und Co. nutzte. Endlich 18 – wie wurde gefeiert? „Meinen 18. Geburtstag habe ich mit der Familie an meinem eigentlichen Geburtstag gefeiert und mit Freunden dann in der Grillhütte ein paar Tage später“, erläutert Alina Soenke, die zurzeit eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Schwetzingen macht.

Johanna Elisa Rapp ist vom Geburtsdatum her ein wenig dichter dran am „Millenniums-Kind“, ist am 29. Dezember 1999 in Heidelberg zur Welt gekommen, „um 12.07 Uhr“, sagt sie. Ihre Mutter stand damals kurz vor dem ersten Staatsexamen, deshalb wurde die Geburt von den Eltern schon sehr gut geplant, „jedoch nicht im Zusammenhang mit der Jahrtausendwende“, das hätten sie ihrer Tochter erklärt. Johanna Rapp bezeichnet sich selbst als „als Kind der 90iger “, darüber würden sich manche Leute echauffieren, spricht sie davon, dass die dann meinen, sie sollte sich doch eher dem neuen Jahrtausend zurechnen, „das ist immer sehr lustig.“

Früher stundenlang telefoniert

Man würde ihr zudem vorrechnen, dass sie aufgrund ihrer Gene und des Geburtsdatums gute Chancen hätte, in drei Jahrhunderten zu leben, das mache ihr aber keine Angst, sondern amüsiere und mache neugierig es zu erleben. In Sachen Kommunikation gestern und heute holt die Architekturstudentin ein Stück weit aus: „Früher hat man stundenlang mit Freunden über das Festnetz telefoniert und wenn dann irgendjemand Wichtiges für die Eltern angerufen hat, war die Leitung blockiert. Außerdem konnte man schlecht auf dem Festnetz angerufen werden, wenn man offiziell schon schlafen musste, denn einmal klingelte das Telefon ja auf jeden Fall durchs ganze Haus. Mit 14 habe ich das alte Nokia-Handy meiner Mutter bekommen, aber ohne Vertrag. Deshalb war es nicht für nächtelange Gespräche geeignet, wie man das in diesem Alter gerne tut, und eine SMS kostete mich jedes Mal 19 Cent. Das war auf Dauer zu teuer. Ganz schnell schrieb fast niemand mehr SMS. Ich habe mir dann ein Skype-Konto eingerichtet, damit ich kostenlos chatten und mit Freunden reden konnte, ohne unser Festnetztelefon benutzen zu müssen. Mein erstes Smartphone habe ich mir bewusst erst mit 16 Jahren gekauft und ich habe mich lange Zeit gegen Whats-App und Co gesträubt. Aber nun bin ich genauso wie alle anderen dabei. Wir haben allerdings immer noch kein Wlan zu Hause, was mich vor unnötigen Youtube-Abenden bewahrt.“

Den 18. Geburtstag gestern hat sie mit ihrer gesamten Familie bei italienischem Essen gefeiert. „Mit meinen Freunden feiere ich eine Silvesterparty“, freut sie sich schon.

Melissa Hartmann hat den Jahrtausendwechsel noch in Mamas Bauch mitgemacht, kam am 4. Januar 2000, etwa um 0.30 Uhr in Mannheim zur Welt. Ihre Eltern haben die Geburt nicht zu einem festen Termin geplant. Für Melissa Hartmann persönlich ist ihr Geburtstag direkt nach dem historischen Jahreswechsel nichts Besonderes. „Außer 2018, denn da werde ich ja 18 Jahre alt“, sagt sie, dass sie mit Freunden und Familie feiern wird. Und wie hat sie den Siegeszug der Smartphones erlebt? „Ich bin ganz normal aufgewachsen, sehe lediglich, dass die Kinder immer jünger werden, die das erste Handy oder Smartphone und Computer bekommen, das war bei mir noch nicht so.“ Dass sie Briefe, Festnetztelefone und Fax noch gut kennt, sagt die Schülerin. Manches werde noch heute genutzt.

Also alles ganz normal, trotz der Geburt rund um den Jahrtausendwechsel. Wir wünschen den Oftersheim Millenniums-Kids alles Gute zum Volljährigwerden und für die weitere Zukunft.

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