Auszeichnung - Roland Seidel bekommt das Bundesverdienstkreuz am Bande für langjähriges Engagement im Gemeinderat, in Vereinen und sonstigen Institutionen

Vorzeigedemokrat und Rekordhalter

Von 
Anette Zietsch
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Oftersheim. Dr. Andre Baumann kam – ganz vorbildlich – mit dem Rad aus Schwetzingen, um Roland Seidel in einer Feierstunde das Bundesverdienstkreuz am Bande „in Anerkennung seines langjährigen Engagements im Gemeinderat, in Vereinen und sonstigen Institutionen“, wie es in der Einladung steht, zu verleihen. Der Staatssekretär im baden-württembergischen Umweltministerium hatte jedoch übersehen, dass die Unterführung gesperrt ist und musste einen Umweg nehmen. Doch die geladenen Gäste im Rose-Saal unterhielten sich derweil prächtig, die Band „Django Mobil“ lieferte die perfekte Hintergrundmusik.

„Diese Verleihung an Roland Seidel ist eine nicht alltägliche Ehrung, die uns alle mit Stolz und Freude erfüllt“, sagte Bürgermeister Jens Geiß bei seiner Begrüßung. Der 76-Jährige habe weit über den Ort hinaus Gutes geschaffen und erhalten. Angesichts der Vielzahl seiner Ehrenämter im sportlichen, kommunalen und gesellschaftlichen Bereich sei er „eine einzigartige Bereicherung für unsere Gemeinde“. Die Matinee, blickte Geiß voraus, sei der Auftakt für ein Roland-Seidel-Jahr. Denn im Spätherbst gebe es eine weitere Feierstunde – wenn er die 50 Jahre im Gemeinderat vollgemacht hat.

Auf dieses seltene Jubiläum ging auch Dr. Andre Baumann ein. Der Staatssekretär nannte den neuen Bundesverdienstkreuz-Träger einen Vorzeigedemokraten. „Er ist Rekordhalter in der jüngeren demokratischen Geschichte Oftersheims – und vermutlich auch Baden-Württembergs.“ 1968 habe es ihn nicht, wie viele andere seines Alters, auf die Straße gezogen, sondern in den Gemeinderat. Sein politisches Engagement zeichne sich durch Liberalität, Toleranz, Unabhängigkeit und Sachorientiertheit aus, seinen Wählerauftrag nehme er sehr ernst.

Sachverstand und Erfahrung

„Als Gemeinderat hat er dazu beigetragen, dass sich Oftersheim so positiv entwickeln konnte und trotz des Wachstums einen liebenswerten Charakter bewahrt hat“, ist der Laudator überzeugt. „Sein Engagement, vor allem aber auch sein Sachverstand und sein Erfahrungswissen waren und sind von unschätzbarem Wert für das Wohl der Ortschaft und ihrer Einwohner. Wenn Oftersheim heute eine attraktive Wohngemeinde ist, sich ein kleines Stück Heimat am Dünenrand bewahrt hat, ist das auch das Verdienst von Roland Seidel“, meinte der Staatssekretär. „Der soziale Zusammenhalt, der Kitt der Gesellschaft, bleibt dank Ehrenamtlichen wie ihm erhalten.“

Der vielfach engagierte Oftersheimer gehöre zu einem besonderen Menschenschlag, richtete er die Worte an die Hauptperson dieser Matinee: „Sie haben den Mitbürgern mit Ihrer Lebenszeit Ihren wertvollsten Schatz geschenkt.“

Unter dem Beifall des Publikums, das sich zur Verleihung von seinen Stühlen erhob, steckte der Staatssekretär das Bundesverdienstkreuz am Bande ans linke Revers von Roland Seidels Jackett – der hatte angesichts der Bedeutung dieses Augenblicks und beim Blick in den voll besetzten Rose-Saal das erste Mal an diesem Morgen einen Kloß im Hals.

Den Auftakt der Grußwort-Redner machte Gerhard Stratthaus. „Wir haben vieles zusammen hingekriegt“, meinte der frühere Rathaus-Chef von Schwetzingen und in dieser Funktion auch einige Jahre Dienstherr von Roland Seidel. Doch die beiden kennen sich schon wesentlich länger. Fast gleichaltrig, sind sich die Buben immer wieder am Hebel-Gymnasium über den Weg gelaufen. Später, als Jugendliche, sind sie sich beim Sport begegnet, wusste der ehemalige baden-württembergische Finanzminister, geboren am 22. März 1942, zu berichten. „Richtig häufig getroffen haben wir uns dann aber ab 1982 in unserer gemeinsamen Zeit in der Schwetzinger Verwaltung – auch da war er mir wieder ein halbes Jahr voraus“, erzählte Stratthaus schmunzelnd. Sachverstand, Engagement, vor allem aber gesunder Menschenverstand seien unverzichtbar in der Kommunalpolitik. „Und diese Charaktereigenschaften zeichnen Roland Seidel aus.“

Gerne erinnere er sich an Wanderungen oder Skiurlaube. Dazu bemerkte Stratthaus jedoch selbstkritisch: „Der Roland war in fast allem erfolgreich, in einem Punkt hat er aber völlig versagt: Er konnte mir nicht das Skifahren beibringen.“

Der Oftersheimer Altbürgermeister Siegwald Kehder freute sich, dass „Roland Seidels vielfältiges Wirken nun eine verdiente Würdigung erfährt“. Früh habe dessen Herz für den Handball geschlagen, er habe seine Teams als Spieler und als Trainer bundesweit zu Titeln geführt und gelebt für den Sport. „Er hat einen großen Anteil am guten Ruf Oftersheims als Handballgemeinde.“ Als talentierter und sympathischer Sportler habe er sich später nicht gescheut, auch Verantwortung als Vorstand zu übernehmen. „Einsatz und Beständigkeit gehören zu seinen Stärken“, lobte Kehder.

Dies schätzten die Bürger auch am Gemeinderat Roland Seidel. Dem Gremium gehöre er nun seit fast 50 Jahren – zunächst für die FDP/Oftersheimer Liste, seit 1971 für die gerade neugegründeten Freien Wähler – an. Anno 1968 sei es ein bemerkenswerter Vorgang gewesen, dass ein so junger Mensch – Seidel war 27 Jahre – in den Gemeinderat gewählt wurde. In diesem halben Jahrhundert habe er sich der Bewältigung von (Nach-)Kriegsaufgaben und den Herausforderungen der Gegenwart beschäftigt, aber auch die Weichen für die Zukunft gestellt. „Man kann sagen: Roland Seidel hat ein Stück Gemeindegeschichte mitgeschrieben“, sagte Kehder.

Name mit Bellamar verbunden

Und schließlich sei sein Name untrennbar mit dem Bellamar verbunden. „Deshalb freue ich mich, dass mit den früheren Oberbürgermeistern Gerhard Stratthaus und Bernd Kappenstein sowie mit dem ehemaligen Bürgermeister Stefan Dallinger und dem derzeitigen Amtsinhaber Matthias Steffan die (alte) Schwetzinger Stadtspitze anwesend ist; gleiches gilt für den ehemaligen Oftersheimer Bürgermeister Helmut Baust. Das zeigt die Wertschätzung, die Roland Seidel genießt.“

Wenn einer diesen Orden verdient habe, dann sei dies Roland Seidel, meinte auch Michael Seidling, der als Vorsitzender der Freien Wählervereinigung den Reigen der Grußwort-Redner beschloss. Er begleitet den Geehrten seit der Jugend – zunächst im Handballsport, dann im TSV-Vorstand und nun seit 15 Jahren im Gemeinderat. „Roland Seidel gestaltet, sein Wort hat Gewicht, auf ihn kann man sich verlassen. Seine kommunalpolitische Karriere sucht ihresgleichen. Ich bin mir sicher: Wenn es die Gesundheit und die Fitness mitmachen, wird er zum alleinigen Spitzenreiter in Baden-Württemberg, was die Zugehörigkeit zum Gemeinderat betrifft.“

Roland Seidel erinnerte in seinen Dankesworten daran, dass an diesem Vormittag viele Weggefährten in den Rose-Saal gekommen seine, mit denen ihn schöne Erlebnisse verbinden: „Sicher habe ich auch einigen Menschen im Lehrschwimmbecken der Kurpfalzhalle das Schwimmen beigebracht.“

In den fast 50 Jahre im Gemeinderat habe er es vom jüngsten zum (dienst)ältesten Mitglied gebracht. „Es bereitet mir immer noch viel Freude. Vieles hat sich verändert, manches vermisse ich, anderes hat sich zum Positiven verändert. Ich habe viele interessante Menschen kennengelernt.“ Gleiches gelte auch für seine sportlichen Stationen. „Das größte Los aber habe ich mit meiner Frau Gisela gezogen, die mir nicht nur zwei tolle Söhne geschenkt, sondern mich immer unterstützt hat. Sie kann einen großen Teil der Ehrung heute für sich in Anspruch nehmen“, sagte ein sichtlich gerührter Bundesverdienstkreuz-Träger.

Info: Weitere Bilder gibt’s unter www.schwetzinger-zeitung.de

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Oftersheim: Roland Seidel bekommt Bundesverdienstkreuz

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