Jugendzentrum - Kinder lernen mit Naturpädagogin das Leben im Wald kennen und wandeln auf den Spuren von Winnetou und dem letzten Mohikaner

Waldindianer pirschen durchs Unterholz

Von 
Katrin Filthaus
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Zum Palavern treffen sich die "Waldindianer" im großen Kreis. Luca und Paolo üben sich in der Kunst des Bogenschießens, Monique Opel bastelt mit Luca Traumfänger und Fabian macht es sich mit Max im Unterholz gemütlich (untere Reihe, von links).

© Filthaus

Oftersheim. Im Wildschweingehege liegen die Tiere faul in der Sonne, stehen allenfalls auf, um in der lockeren Erde nach Futter zu suchen oder aus einer Pfütze zu trinken. Wenige Meter weiter geht es weit lebhafter zu, Äste schlagend klackend aneinander, Kinder Schreien und jubeln - die Waldindianer sind los.

Auf den Spuren der Indianer

Zwei Tage lang haben 17 Jungen und Mädchen gemeinsam mit der Naturpädagogin Christine Müller-Beblavy und JUZ-Leiterin Monique Oppel gebastelt, getobt, Spuren gesucht - und natürlich auch welche hinterlassen. Stolz zeigen "Mutiger Fuchs" Marius, "Schneller Wolf" Simon, "Schlauer Ochse" Max, sein Bruder "Weiser Adler" Bastian sowie die beiden Fabians "Schwarzer Adler" und "Roter Pfeil", ihren Unterschlupf aus großen Ästen. "Der war schon da, wir haben ihn noch weiter ausgehöhlt und abgedichtet", erklärt Max. Jetzt passen die sechs gemeinsam in den Unterschlupf - auch wenn es noch nicht so richtig gemütlich ausschaut. Trotzdem sagen die Jungs übereinstimmend, dass sie sogar hier übernachten würden. "Dafür machen wir es extra noch dichter, falls es regnet", sagt Marius. Ein Indianer kennt eben keine Unbequemlichkeit.

Apropos kennen: Kennt der Stamm, der sich spontan "Wilde Waldindianer" tauft, denn berühmte Vorbilder? "Winnetou", kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen - und es gibt auch gleich Nachhilfe in Sachen Sitten und Gebräuche. "An den Marterpfahl wurden gar keine Gefangenen gefesselt, das war ein Pfahl, in den die Götter geschnitzt wurden", wissen die JUZ-Indianer.

Neue Stämme gebildet

Vier Stämme haben sich gebildet, nach der Reihe sind sie dran mit Pfeil und Bogenschnitzen, sie basteln Lederbeutel, in denen sie Fundstücke aufbewahren können, und Traumfänger. Natürlich wird auch ordentlich getobt. "Es gibt eine Zone, da können die Stämme sich bekämpfen", erklärt Marius und zeigt auf ein durch Baumstämme abgegrenztes Feld, auf dem ein paar Jungs kurze Stöcke schwingen. "Aber danach vertragen sich die Stämme doch wieder?", hakt Monique Oppel nach. "Hm ja . . .", lautet die nicht ganz überzeugende Antwort - die Gruppe ist eben ganz in ihrem Spiel gefangen.

Ein Blick durch das Lager verrät aber, dass sich hier keine Fronten bilden, einträchtig sitzen die Indianer auf ihrer Waldcouch, einem Holzkreis, in dem geschnitzt werden darf, basteln mit der JUZ-Leiterin ihre Indianerausstattung oder üben mit der Naturpädagogin schießen. Ein bisschen schwer haben es die vier Mädels, die einen eigenen Stamm gebildet haben. "In der Kampfzone lagen ganz viele Äste, die wir für unser Lager wollten. Wir wollten sie holen, aber die Jungs haben uns nicht gelassen - da war schwer was los", erzählt "Bunter Schmetterling" Linn aufgekratzt. Sie könnten sich aber ganz gut durchsetzen, meint Vivi und Linn weiß: "Die Jungs wollen kämpfen, Mädchen sammeln."

Amazonen sind mit dabei

Aber natürlich gibt es auch gemeinsame Aktionen. So will beispielsweise das Indianerauge geschult werden - und was eignet sich da besser, als Dinge, die nicht in den Wald gehören, aufzuspüren? Eine Kerze, ein Feuerzeug, ein Baustein - insgesamt zwölf Gegenstände entdeckten die Fährtenleser. Ja, auch das können sie nun. Spuren von einem Reh und einem Wildschein hat "Schneller Pfeil" Luca ausfindig gemacht. Die Naturpädagogin hat den Kindern auch die Höhle eines Spechts gezeigt und ihnen beigebracht, wie es aussieht, wenn ein Reh auf Futtersuche war: "Hier an dem At sind gar keine Knospen mehr", zeigen Linn und Marius.

Die Waldindianer toben und lernen viel in diesen zwei Tagen - und fallen abends todmüde ins Bett. "Ich hatte so Muskelkater", verrät Luca. Kein Wunder, er ist auf dem "Tipi" herumgeturnt, um es abzudichten. Dass das eine prima Unterhaltung für die Osterferien ist, darüber ist sich auch der Stamm der "Wilden Waldindianer" einig: "Wir würden sofort wieder mitmachen." Ach ja, eine letzte Frage ist noch offen: Was essen Indianer eigentlich, wenn sie sich den ganzen Tag im Wald herumtreiben?

Spontane Vegetarier

"Blätter sind lecker", behaupten zwei ganz wilde und knabbern bereitwillig an einem herum - aber das Picknick, das sie dabeihaben, schmeckt dann doch viel besser. Man muss es mit dem Indianertum ja auch nicht übertreiben.

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