Plankstadt. Es ist zur Zeit das Aufregerthema schlechthin, das quer durch die voraussichtlich betroffenen Gemeinden die Gemüter erregt. Während des Dialogforums im Oktober stellte die Deutsche Bahn die laut den laufenden Planungen möglichen Streckenvarianten für die Neubaustrecke Mannheim–Karlsruhe mit zweigleisiger Güterbahntrasse vor, von der Plankstadt eventuell erheblich betroffen sein könnte. St. Leon-Rot lehnte daraufhin eine Führung der Trasse durch das Gemeindegebiet direkt ab, Oftersheim forderte gar einen Tunnel.
Bedenken wie zunehmende Lärmbelastung, der erhebliche Eingriff in die Natur und die Gefährdung der Umsetzung des Radschnellweges sind es indes, die der Plankstadter Bevölkerung Sorgen bereiten. Auf den Sozialen Netzwerken informierte Gemeinderat Dr. Felix Geisler über die Pläne der Bahn und rief seine Mitbürger dazu auf, sich politisch zu engagieren oder in einer Bürgerinitiative zusammenzutun.
Aufruf zum Engagement
„Ein weiteres Problem neben vielen offenen Fragen ist, dass überhaupt nicht eingeschätzt werden kann, wann man sich als Bürger in die Planungen der Bahn einbringen kann“, so Dr. Felix Geisler. Der CDU-Gemeinderat hatte in einem Facebook-Post vor ein paar Wochen auf den aktuellen Stand der Planungen der Bahn hingewiesen und schrieb, dass, wenn die Bürger dies nicht einfach hinnehmen wollten, es nun spätestens an der Zeit sei, sich zu engagieren.
Im Gespräch mit unserer Zeitung sagt er: „Hochdruck-Gas-Pipeline, Geothermie – es sind einige Eingriffe, die bei uns im Raum stehen, genau wie der Radschnellweg, der durch unser Gemeindegebiet laufen wird. Ist der Eingriff gering, dann ist es eher unkritisch und eine Mehrheit wird sich eventuell finden lassen. Das kann sein, wenn zum Beispiel Leitungen im Boden verlaufen.“ Aber bei der geplanten Güterbahnstrecke sei dies anders: „Natürlich lässt sich unter Umständen, zumindest hinsichtlich der Lärmbelastung, viel durch Technik lösen, sodass sich diese eventuell auch in Grenzen hält. Aber nur Nachteile bei keinen Vorteilen für die Gemeinde – das ist eine schwierige Kiste. Es handelt sich bei der betreffenden Planung um eine neue Trasse als Teil der Fernstrecke Rotterdam-Genua, auf der zum Beispiel Chemikalien über weite Strecken transportiert werden. Fände auch Personenverkehr statt und gebe es eine Zustiegsmöglichkeit, wäre dies etwas anderes.“
Auch im Rathaus sei das Thema schon aufgegriffen worden. Bürgermeister Nils Drescher habe, so Geisler, zusammen mit den politischen Oberhäuptern aus anderen, eventuell betroffenen Gemeinden, die Bahn bezüglich des Projekts angeschrieben. Nur Sandhausen habe sich nicht beteiligt. Sonst seien „alle dabei“. Auch sei die geplante Bahntrasse schon im Gemeinderat behandelt worden. „Dazu darf ich aber nichts sagen, da es sich dabei um eine nicht öffentliche Sitzung gehandelt hat“, so Geisler.
Eine weitere, wichtige Frage beschäftigt den Kommunalpolitiker, weil es durchaus sein könnte, dass die Bahntrasse vor dem Radschnellweg umgesetzt wird. „Es ist gut möglich, dass die Bahn schneller ist. Dann würde eine Radbrücke nötig werden, was die Kosten in die Höhe schnellen ließe, was wieder neue Fragen aufwerfen würde“, sagt er. Auch der allgemeine Nutzen des Projektes stünde alles andere als fest: „Es gibt immer mehr ‚just in time‘, für das vieles einfach per Lastwagen transportiert werden muss, weil es oft am schnellen Umladen von Bahn auf Lastwagen hapert. So wird immer mehr direkt über die Straße transportiert. Man weiß daher nicht genau, ob diese Strecke wirklich benötigt wird. Und wenn, wäre ein Ausbau bestehender Strecken zu bevorzugen.“ Der Kommunalpolitiker schließt: „Auf jeden Fall müsste jeder Eingriff so gering wie möglich gehalten werden.“
In einer Pressemitteilung weist der Landtagsabgeordnete Olav Gutting darauf hin, dass die Bahn der Sorge der Kommunen im Landkreis Karlsruhe, es kämen für die geplante Güterbahntrasse Mannheim-Karlsruhe nur noch Varianten auf badischen Rheinseite in Frage, widersprochen habe. „Meiner geäußerten Sorge, dass die links-rheinische Variante schon vom Tisch sei, wurde von der Deutschen Bahn ausdrücklich widersprochen. Auch die linksrheinisch Variante ist trotz notwendiger Rheinquerung nach wie vor im Rennen“, berichtet Gutting.
Initiative noch nicht existent
Ob und wie sich die Bürger engagieren werden, ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abzusehen. Frank und Barbara Becker, die in der Nähe der eventuellen neuen Bahntrasse wohnen, meinen: „Wir gehen oft hier spazieren, vorbei am Wasserwerk und dann zwischen den Feldern. Jetzt haben wir schon eine Durchgangsstraße gleich neben an und da soll noch eine Güterbahntrasse hin? Wir wussten davon bisher nichts. Aber sollte sich eine Bürgerinitiative gründen, würden wir auf jeden Fall zu Versammlungen gehen.“ Der geplante Streckenverlauf würde vom Wasserwerk aus gesehen in Nord-Süd-Richtung verlaufen.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt_artikel,-plankstadt-aufregung-um-neues-bahnprojekt-nur-nachteile-fuer-plankstadt-_arid,1891812.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/plankstadt.html
[2] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/oftersheim.html