Geschäftsleben

Bessere Braugerste als Ziel

Welde begleitet Pilotprojekt für zukunftsfähigen Rohstoff durch Schonung von Ressourcen

Von 
Marcus Oehler
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Durch den Einsatz digitaler Technik versucht das Pilotprojekt „Bessere Braugerste“ CO2 zu vermeiden – mit dabei ist auch Welde. © Welde/Slow Brewing

Plankstadt. Der Klimawandel macht auch vor der Braugerste nicht halt. Deshalb begleitet die Welde Braumanufaktur aus Plankstadt die Entwicklung des Produktionssystems „Better Barley – Bessere Braugerste“, der BASF Agricultural Solutions, informiert das Unternehmen durch eine Pressemitteilung. Mit dabei sind auch Landwirte und Landmaschinenpartner aus der Region. Nach zwei Anbausaisons auf 25 Hektar Fläche sind die Ergebnisse des zukunftsfähiger angebauten Getreides vielversprechend: eine Senkung von zehn Prozent der Treibhausgasemissionen pro Tonne bei markant weniger Düngereinsatz und gleichzeitiger Erfüllung der hohen Qualitätsanforderungen von Mälzereien und Brauereien.

Damit die Braugerste ins Bier kommen kann, braucht es viele Hände und Vorgänge. Ohne Landwirte, die das Getreide anbauen, geht es ebenso wenig wie ohne Dünger- und Landmaschinenhersteller und Mälzereien. Einig sind sich alle am Pilotprojekt Beteiligten, dass sich beim Gerstenanbau erheblich etwas ändern muss, damit sowohl die Landwirte gute Erträge einfahren als auch die hohen Anforderungen der Brauereien an den Rohstoff erfüllt werden können – und gleichzeitig die CO2-Emissionen so gering wie möglich ausfallen.

Technische Unterstützung

Wie soll mit dem Zukunftsprojekt CO2 eingespart werden? Verkürzt: durch den Einsatz digitaler Hilfsmittel, die den Landwirt befähigen, nur sehr selektiv zu düngen – nur dort, wo es auf dem Feld wirklich notwendig ist. Damit wird der Einsatz von Dünger stark reduziert und es wird deutlich mehr CO2 eingespart als mit konventionellen Düngemethoden.

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Veröffentlicht
Von
Ilgin Seren Evisen
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Dass das funktioniert, sieht Michael von Gemmingen jeden Tag bei seiner Arbeit. Er ist Landwirt und Geschäftsführer der Kraichgauer Güterverwaltungen und begleitet das Pilotprojekt „Bessere Braugerste“ von Anfang an. „Wir erproben, wie durch technisch unterstützte Feldarbeit der CO2-Ausstoß beim Anbau von Braugerste reduziert werden kann“, erklärt von Gemmingen. Gespannt ist er auf die diesjährige Gerste; die Ernte ist im Juli geplant. Gesät habe er die Gerste im März in perfekte Bodenbedingungen, berichtet der Landwirt. Und so stelle sich das Getreide jetzt auch dar, es entwickele sich richtig gut. Ganz nach dem alten Bauernspruch „Wie die Saat, so die Ernte.“

Von Gemmingen ist überzeugt vom Projekt „Besser Braugerste“. Auch weil durch GPS-gestützte Maschinen und Dank der immer aktuellen digitalen Daten zur Bodenbeschaffenheit jedes Quadratmeters der einzelnen Felder schlichtweg Präzisionsarbeit auf dem Feld möglich sei. Das bedeute eine echte Ressourcenreduktion, weil gezielt nur dort und nur dann, wo und wann es nötig und sinnvoll ist, Dünger ausgebracht werde, anstatt gleichmäßig das gesamte Feld zu versorgen. Allein diese Düngereinsparung führe dazu, dass der CO2-Ausstoß relevant sinke, so von Gemmingen weiter.

Klimaschutz als Zukunftsfaktor

Max Spielmann, Geschäftsführer der Welde Braumanufaktur, erklärt das Engagement seiner Brauerei: „Wir brauen ein hochwertiges und klimafreundliches Bier. Das Ziel dieses Projektes ist, den CO2-Fußabdruck auch beim Anbau der Braugerste massiv zu reduzieren.“ Gleichzeitig müssten aber die hohen Qualitätsansprüche von Brauereien an die Gerste erfüllt werden. Deshalb setze er sich mit allen Partnern zusammen, um jeden Schritt zu untersuchen und herauszufinden, wo die Effizienz gesteigert und die Qualität sicherer werden könne. Welde begleitet „Bessere Braugerste“ zum einen, weil den Brauern sehr daran gelegen ist, weiter gute Braugerste zu bekommen – Gerste, die beispielsweise beim Eiweißgehalt weniger Schwankungen unterworfen ist und damit das Brauen planbarer macht. Außerdem sieht die Manufaktur das Thema Klimaschutz als wichtigen Faktor an, den Verbraucher beim Einkauf von Lebensmitteln immer stärker beachten.

Nicht von der Hand zu weisen ist der Kostenfaktor für alle Beteiligten. Je mehr CO2 reduziert und vermieden wird, desto geringere Kosten entstehen für Anbau, Verkauf und Verarbeitung. „Wir wollen unsere eigene Zukunft mitgestalten. Dazu gehört auch, die Wertschöpfungskette entlang des Getreideanbaus so zu verändern, dass der CO2-Abdruck so klein wie möglich wird,“ sagt Welde-Chef Spielmann.

„Mit solchen Projekten erfüllen sich für uns heute überlebenswichtige Ansprüche an Nachhaltigkeit, Qualität und der Verringerung unseres CO2-Abdrucks,“ so Spielmann weiter. Seine eigene Motivation sei, dass er jetzt schon sehe, was der Klimawandel bewirke. „Im Rheingraben Temperaturen wie an der marokkanischen Küste, da müssen wir jetzt was tun. Auch weil wir ein jahrhundertealtes Familienunternehmen sind und mindestens noch weitere 270 Jahre sehr gutes Bier brauen wollen,“ konstatiert der Welde-Chef abschließend. zg

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