Plankstadt. Der kleine Bollerofen spendet an kalten Tagen behagliche Wärme in dem zur Lern- und Spielstube umgebauten Bauwagen. An den Wänden hängen Notizen zum Tagesablauf, handgemalte Bilder und lustige Details eines entspannten Kinderlebens.
Doch eigentlich sind dieser Wagen und auch sein Pendant nur wenige Meter entfernt nicht der wesentliche Baustein des Abenteuerhorts am Rande der Gemeinde.
"Bewegungsfreiheit statt Räume", so Linda Engelhardt, sei das Konzept der im Herbst gegründeten Kinderbetreuung: Die Kinder verbringen so viel Zeit wie möglich im Freien, können spielen und toben. Oder auch sich konzentrieren und etwas entstehen lassen. Die Struktur und der Tagesablauf, das machte die Bildungswissenschaftlerin, die seit Herbst den Hort leitet, deutlich, als jetzt offiziell das Abenteuer für Kinder eingeweiht wurde. Unspektakulär wie der Alltag hier ging es bei der kleinen Zeremonie darum, sich zu begegnen und kennenzulernen.
Gemeinsames Toben
Die Kinder hatten dies ohnehin bereits vorweggenommen und tobten gemeinsam über die Wiese und den Spielplatz in der Bahnstraße. Seifenblasen, Holzklotzstädte, Gebüschhäuser und dazu viele Kreativangebote - die Zeit nach der Schule soll genauso aktiv sein. "Generell aber ist der Tagesablauf und die Struktur genauso wie in einem anderen Hort", erläuterte Linda Engelhardt den Gästen des Nachmittages im Grünen. Einzig: Die Zeit gehört den Kindern: Spielen, wenn sich endlich die Regenwolken verdrückt haben. Alltagserlebnisse auch beim Essen erzählen und später die Hausaufgaben erledigen. So kommt Entspannung in die Kinder, wenn der tägliche Schulgang absolviert wurde.
Und: Es verändert die Kinder. Eine Beobachtung, welche die Leiterin gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Valerie Kummer und Lars Tressi (Freiwilliges Soziales Jahr) bereits machten. "Die Gruppe ist enorm zusammengewachsen, die Erst- und Zweitklässler spielen gemeinsam und haben ein "Wir-Gefühl" entwickelt"; berichtete die Leiterin, "und sind viel entspannter, wenn sie nach Hause gehen."
Bürgermeister Jürgen Schmitt und Stefan Lenz vom Trägerverein Postillion freuten sich, dass die neue Idee gut angenommen wurde: zehn der 20 Plätze sind bereits belegt. "Die Betreuung findet von Montag bis Freitag, jeweils zwischen 12 und 17 Uhr, statt", so Stefan Lenz - inklusive Mittagessen.
Natürlich sind die beiden Bauwagen alltagsfit eingerichtet: Neben der Ofenheizung gibt es auch eine Toilette, die Kinder haben eigene Unterbringungsmöglichkeiten für ihre Regenkleidung und private Sachen. Dazu gehören natürlich auch Sonnencremes, denn die heißen Tage locken. Auch hier haben die Hortleute vorgesorgt: Die Kinder tragen an heißen Tagen langarmige Kleidungsstücke und sollten gegen Zecken geschützt sein.
Dass es keinen Zaun um das Gelände gibt, stelle kein Problem dar, so die Leiterin. "Wir haben zu Beginn gemeinsam mit den Kindern die Grenzen mit Forstspray markiert", erläuterte sie. Für den Abenteuerhort auf dem Spielplatzgelände habe man sich als Alternative zu einem Waldhort, wie es ihn seit kurzem in Ketsch gibt, entschlossen, weil "wir einfach keinen Wald haben", so Bürgermeister Schmitt.
Bauernhofkindergarten geplant
Ein Bauernhofkindergarten sei nun aber in Planung, denn Landwirtschaft gehöre zu Plankstadt einfach dazu. Um die beiden herum tobte weiter das Leben: Eltern erkunden die Bauwagen, und im Sandelplatz war kaum noch ein Plätzchen frei. Dort spielen übrigens auch Tag für Tag Kinder, die nicht den Hort besuchen. Für Linda Engelhardt kein Problem, denn "wenn wir etwas nur für uns machen wollen, sagen wir das den anderen Kindern einfach."
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