Plankstadt. Mehr als 3,7 Millionen Deutsche haben sich laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bisher nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Bei über 1,8 Millionen von ihnen liegt diese Erkrankung bereits über sechs Monate zurück. Ein Leser aus Plankstadt, der namentlich nicht genannt werden möchte, ist einer von ihnen. Gemäß der Empfehlung des RKI hat er sich sechs Monate nach seiner Erkrankung einmal impfen lassen und gilt damit bereits vollständig als geimpft. In seinem gelben Pass klebt entsprechend nur ein Aufkleber. Diese sogenannte „Boosterimpfung“ ist nicht speziell gekennzeichnet – und genau das ist ein Problem.
Beim Fitnessstudiobesuch, im Restaurant oder Hotel – ständig kommen Genesene in Erklärungsnot. Kritisch wird der Impfpass mit nur einer Impfung beäugt und Verwirrung macht sich breit. „Ich habe eine Genesenenbescheinigung, die eigentlich nicht mehr gültig ist, da die Erkrankung länger als sechs Monate zurückliegt, und einen Impfpass mit nur einer Impfung“, erklärt der Plankstadter verärgert.
Erst kürzlich hat er die Bescheinigung zugesendet bekommen, in der explizit steht, dass er „nicht mehr als genesene Person“ gilt. „Wenn ich beispielsweise mit meinen Bescheinigungen eine Urlaubsreise antrete, könnte es passieren, dass ich nicht reisen darf“, äußert unser Leser seine Bedenken.
„Aktuell gibt es noch kein einheitliches Dokument, das diese Kombination zusammenführt und bescheinigt. Eine digitale Lösung ist mit Einführung des digitalen Impfausweises angedacht“, schreibt das Sozialministerium Baden-Württemberg auf Nachfrage unserer Zeitung. Daher müssten geimpfte Genesene als Nachweis bislang eine Kombination aus Dokumenten nutzen, die die Infektion und die Impfung belegen. Wie lange die Infektion zurückliege, sei in diesem Fall egal.
Die Verantwortlichen betonen aber auch: Ein Vermerk im Impfpass ist nicht verpflichtend und wurde auch in der Vergangenheit nicht überall vorgenommen. Möglichkeiten, eine PCR-bestätigte Corona-Erkrankung in den gelben Pass einzutragen gebe es dennoch, zum Beispiel im Abschnitt mit dem Titel „Durchgemachte Infektionskrankheiten“.
Arbeitgeber sollen aufklären
Auf die Frage, wie der Verwirrung dieses Themas betreffend entgegengewirkt werden kann, schreibt das Sozialministerium, dass „die kontrollierenden Personen vom Arbeitgeber entsprechend darüber aufgeklärt und angewiesen werden“ müssten, „was genau sie kontrollieren müssen und welche Konstellationen über welche Nachweise akzeptiert werden können.“
Seitens des Bundesministeriums für Gesundheit heißt es: „Die in Papierform vorhandenen Impfnachweise sehen entsprechende Eintragungen durch den Impfarzt vor. Ein Genesener, der eine Impfung erhält, wird somit als vollständig geimpfte Person im Impfbuch vermerkt.“ In der Coronavirus-Impfverordnung sei klar geregelt, welche Angaben zur Impfung von allen impfenden Stellen erhoben und auch täglich an das RKI übermittelt werden müssen. Dazu gehöre unter anderem das Datum der Schutzimpfung, der Beginn oder Abschluss der Impfserie (Erst- oder Folgeimpfung) und die impfstoffspezifische Dokumentationsnummer (Impfstoff-Produkt oder Handelsname). Mit dem nun zur Verfügung stehenden digitalen Impfnachweis gebe es zudem eine weitere Möglichkeit, den Impfstatus digital und einfach ablesbar nachzuweisen.
Eine Lösung für all die Unklarheiten soll nun also der digitale Impfausweis bieten, den sich Geimpfte nun besorgen können. Er soll Ordnung ins Chaos bringen und die Nachweise europaweit vereinheitlichen. Ob das auch der Fall sein wird? Unser Leser bleibt skeptisch.
Der digitale Impfpass
Seit Montag wird in Deutschland der digitale Impfpass ausgestellt. Damit kann der Corona-Impfschutz einfach per Smartphone nachgewiesen werden. Der gelbe Impfpass bleibt zusätzlich weiterhin gültig.
Per QR-Code wird der Impfnachweis in einer App hinterlegt. Wer bereits vollständig geimpft ist, soll den digitalen Nachweis nachträglich bekommen.
Den digitalen Impfnachweis für Geimpfte bieten auch die Plankstadter Apotheken an. Die Schubert-Apotheke in der Schubertstraße hat trotz technischer Tücken am Montag bereits einige Exemplare ausgestellt, die Luisen Apotheke in der Luisenstraße wird bald folgen. caz
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