Plankstadt. Dr. Nicolas Günzler und Knut Doll, Initiatoren, Dr. Miriam Freudenberger, Theorie, und Bürgermeister Tore-Derek Pfeifer, Praxis, nahmen die Zuhörer am Donnerstag im Gemeindezentrum mit auf den Weg in die Zukunft der Gemeinde. Und es waren nicht wenige Bürger, die der Einladung der "Plänkschter Allianz" (PA) auf den Weg der Gemeindeentwicklung folgten.
Günzler und Doll hoben die PA gemeinsam aus der Taufe, sind nun auf der Suche nach Mitstreitern, die sich dem Modell der Bürgerbeteiligung anschließen wollen, die daran mitarbeiten wollen, eine Vision für die Gemeinde "Plankstadt 2030" zu entwickeln.
"Kannst eh nix machen", war der häufigste Satz, der Doll im Kommunalwahlkampf zu Ohren kam, wollte er Mitstreiter gewinnen, um Wähler werben. Wie Günzler merkte er, sie kandidierten beide für die GLP, dass es äußerst schwer sei, Leute zum Mitmachen zu bewegen. Weshalb die Zwei die Idee entwickelten, eine Plattform zu schaffen, bei der alle mitmachen können: neutral, überparteilich und überkonfessionell. Ziel sollte es sein, die Bürger mitzunehmen, sie in die für die Gemeinde wichtigen Entscheidungsprozesse zu integrieren.
Ein Ansinnen, mit dem das Duo bei Bürgermeister Jürgen Schmitt offene Türen einrannte: "Plankstadt gemeinsam bewegen war meine Botschaft und umreißt zugleich mein Politikverständnis. Bewegen im Sinne von nach vorne bringen und im Sinne von die Menschen bewegen und gemeinsam im Sinne von zusammen." Weshalb es für Schmitt, für den das Gemeinwohl nicht die Summe von Einzelinteressen ist, keine Frage war, die PA zu unterstützen, wie er es beim Forum in der Begrüßung der Gäste auf den Punkt brachte.
Vernetztes Denken gefragt
Günzler war es sodann vorbehalten, die Eckpunkte der Gemeindeentwicklung zu umreißen. Sein Ansatzpunkt ist der demografische Wandel, "die Gesellschaft wird immer älter", und die damit einhergehenden Veränderungen, auf die es heute zu reagieren gelte, nicht erst in 30 Jahren, wenn die Realität sämtliche Handlungsstränge gekappt hat.
Günzler erläuterte seine Gedanken an einigen Punkten. So stelle sich in der Gemeinde die Frage nach dem Wohnen im Alter, barrierefrei statt Einfamilienhaus, betreutes Wohnen statt Kindergärten oder auch die Verkehrsbeziehungen innerhalb einer Gemeinde, auf die eine alternde Gesellschaft angewiesen sei.
Diese Fragen, so Günzler, seien alle nun innerhalb eines Gerüstes verschiedener Themenfelder, von Wirtschaft über Kultur bis zu Gesundheit und Bildung, sowie den beiden wichtigsten Gebieten Verkehr und Finanzen, zu beantworten. Denn eine Antwort korrespondiere immer mit einer anderen Frage - vernetztes und nachhaltiges Denken sei die Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung der Gemeinde.
Um diesen Prozess auf möglichst viele Schultern zu verteilen, bedürfe es des Konzeptes der Bürgerbeteiligung, betonte Günzler. Denn die PA, die von ihm und Doll erarbeiteten Themenfelder, seien nur Rahmen ohne Inhalte. "Es sind nur Gefäße, füllen müssen sie die Bürger."
Doch wie die Bürger beteiligen, sie mitnehmen auf den Weg zu "Plankstadt 2030"? Tore-Derek Pfeifer, Bürgermeister der Gemeinde Glatten in der Nähe von Freudenstadt an der südlichen Grenze des Regierungsbezirks Karlsruhe, hat sich mit seiner Bevölkerung bereits erfolgreich auf den Weg gemacht.
Der gebürtige Bruchsaler schilderte den interessierten Zuhörern auf sehr unterhaltsame Art und Weise, wie er den Prozess der Gemeindeentwicklung in Glatten in Gang setzte, das Modell der Bürgerbeteiligung zur Anwendung brachte.
Zunächst, so Pfeifer, sei der Ist-Zustand der Gemeinde ermittelt worden, dann seien Ziele definiert und Wege dorthin ermittelt worden. Im Wechselspiel zwischen Gemeinderat und Bürgern sei dann das Gemeindeentwicklungskonzept erarbeitet worden. Ganz wichtig für Pfeifer: Das Konzept wurde durch den Gemeinderat beschlossen. Somit haben die Verwaltung und der Rat ein Handlungskonzept, das sie Punkt für Punkt nach dem Willen der Bürger abarbeiten müssen. Ein Konzept für die Gemeinde, weit ab von parteipolitischen Überlegungen oder Machtansprüchen.
Dr. Miriam Freudenberger von der "Initiative Allianz für Beteiligung", der die PA mittlerweile beigetreten ist, erläuterte abschließend die gesetzlichen Rahmenbedingungen, innerhalb deren sich die Bürgerbeteiligung entfalten muss. Anhand des Beispiels von Heidelberg machte sie den Prozess anschaulich und wie zuvor schon Pfeifer legte sie besonderen Wert darauf, dass die Beteiligung in einen Beschluss des Rates münden muss.
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