Plankstadt. Seit gefühlten Äonen ist Christian Habekost unter seinem Künstlernamen „Chako“ auf den Bühnen bekannt – nicht nur auf denen der Region, sondern der ganzen Welt: Der „Monnemer Bu“ trat 1994 als erster weißer Europäer beim Karneval in Trinidad und Tobago im Stadion von Port of Spain vor mehr als 10 000 Menschen auf, seine Soca- und Calypsoshows sorgten in New York und in Toronto für Furore. Hierzulande und vor allem gegenwärtig sehr viel bekannter ist seine Bühnenpräsenz als Kabarettist und Comedian.
Ob „Hüsch und Co.“ oder „Ottis Schlachthof“ den Bekanntheitsgrad mehr förderten, wird immer eine Streitfrage bleiben, fest steht, dass „Chako“, der von 1998 bis 2003 auch mit Dieter Hallervorden an dessen „Spottlight“ arbeitete, auf frenetische Fans zählen kann, die alle seine Programme, vor allem aber die legendäre „Chako Music Show“, mit der er deutsche Comedy und karibisch-lateinamerikanische Rhythmen verheiratete, abgöttisch lieben.
Life is ä Comedy
- Mit nur zwei Strichen wird aus einem englischen Slogan ein pfälzischer Sinnspruch für dialektische Multi-Kulti-Comedy.
- Christian „Chako“ Habekost als Hauptdarsteller auf der Bühne seines Lebens: von der Geburt bis zur Pandemie, vom Mannheimer Kinderhort bis ins Capitol, vom hochdeutsch erzogenen Brillenträger bis zum (kur)pälzisch groovenden Dialektiker, vom Klassenkasper im Gymnasium bis zum Reggae-Doktor im Elfenbeinturm, von der Neckarstadt nach Trinidad.
- In einer Art Autobiografie als Comedy-Stand-up feiert Chako mit persönlichen Anekdoten, politischen Rundumschlägen und lokalpatriotischen „Mundartacken“ das Leben, seine Fans, die Kultur als Überlebenskunst und auch ein bisschen „sich selwert“.
- Seit 1992 rockt Chako – der Pfälzer MundArtist – die Bühnen „vun hiwwe bis driwwe“.
- Zur Kultur-Party lädt er am Dienstag, 28. Juni, in die Hockenheimer Stadthalle, am Mittwoch, 6. Juli, in die Festhalle Brühl und am Sonntag, 24. Juli, ins Schwetzinger Lutherhaus ein.
- Tickets an den bekannten Vorverkaufsstellen und im Internet unter www.chako.de.
Als Botschafter der (Kur)Pfälzer Mundart wird er auch die Festwochen zum verlängerten 1250-jährigen Bestehen der Gemeinde Plankstadt von Donnerstag, 30. Juni, bis Samstag, 9. Juli, im Festzelt an der Gänsweid eröffnen. Dabei haben die „Plänkschder“ die Not zur Tugend gemacht und zahlreiche Veranstaltungen aus dem verhagelten Corona-Jahr auf die Festwochen verlegt. Die Eintrittskarten der ursprünglich geplanten Termine haben noch Gültigkeit.
Karten für die Veranstaltungen der Festwoche von Dienstag, 5. Juli, bis Samstag, 9. Juli, gibt es ab sofort in der Gemeindebücherei, online auf dem Ticketportal www.reservix.de und an den bekannten Vorverkaufsstellen.
Im Interview mit dieser Zeitung blickt Christian Habekost auf das Jubiläum.
Chako – wir dürfen doch Chako sagen? – Das Plankstadter Jubiläumsfest verspricht einen ziemlich abwechslungsreichen Taumel zwischen rauschendem Fest und hoher Kunst. Welche Parallelen zum Karneval in Trinidad und Tobago erwarten Sie von den 1500 Menschen im Festzelt?
Christian Habekost: Oha, des is jo mol en Vergleisch . . . (lacht). Aber ja, an und für sich sind die Kurpälzer ähnlich feierwütig wie die Trinis. Wenn ma se losst, was ja in den letzten zwei Jahren nicht so der Fall war. Umso schöner ist es, wenn wir jetzt wieder mit unseren Mitmenschen zusammenkommen können. Dafür bin ich gerade als Künstler sehr dankbar. In diesem Sinn sag ich uff Pälzisch „Alla hopp, losse mer’s krache!“
Die Gemeindehistorie sollen Sie zum Festauftakt am 30. Juni „lebendig“ und „mit Wortwitz“ servieren. Das ist keine leichte Aufgabe. Wie bereitet man sich darauf vor? Oder kommt zupass, dass hierzulande eben auch nur „Leit wie üwerall“ leben?
Habekost: Das ist schon eine schöne Herausforderung, das Sachliche mit dem Comedyantischen zu verbinden. Für mich sind das mit die besten Momente meines Berufes: Diese Gratwanderung zwischen würdig und lustig, hiwwe und driwwe, informativ und unterhaltsam. Ich habe gute Unterstützung durch die Gemeinde erfahren, durch Sabine Zeuner und auch durch den Archivar, Ulrich Kobelke. Letztendlich sollen die Leut’ gut unterhalten werden, denn hier gibts ken Doktortitel zu gewinne, sondern ebbes zu feiern.
Gibt es vorab schon eine besonders witzige Begebenheit, auf die Sie eingehen werden, als Teaser?
Habekost: Da gibt’s so einiges, was mich als Lokalpatriot sehr fasziniert: Die Geschichte mit der Straßenbahn, herrliches Zitat: „Was brauche mer ä Schdroßeboahn, mer hewwe Gail!“ Oder der Begriff „Backenbläser“! Da lacht das dialektische Herz des Comedyanten. Das sind herrliche Vorlagen, um mehr draus zu machen.
Ein Dauerbrenner Ihrer Auftritte ist der Leitsatz „frieher hot’s des net gewwe“. Welches sind aus Ihrer Sicht die größten Errungenschaften der Neuzeit?
Habekost: Ja, das ist schon seit Jahrzehnten das Mantra meiner Bühnenfigur des alten Weinfestbesuchers. Wobei das ja immer auch ironisch gebrochen wird. Wenn wir ehrlich sind, gab’s die gute alte Zeit eigentlich nie. Im Prinzip hocken die Leut’, die sich das „frieher“ zurückwünschen, in einer Zeitmaschine, in der das Navi kaputt ist. Ich glaube, außer dem Internet sind die größten Errungenschaften der Neuzeit sicher medizinischer Art. Darauf gehe ich in meinem neuen Programm und sicher auch bei meiner Festrede ein.
Um die Sache einmal kritisch zu betrachten: „Frieher“ hat es wohl doch so manches gegeben, mit was wir heute noch kämpfen. Im Jahr 771 wurde nicht nur Plankstadt erstmals urkundlich erwähnt, sondern Karl der Große wurde alleiniger Frankenkönig und hat in dem Jahr auch seine langobardische Frau verstoßen und Aquitanien wird nach Absetzung des Herzogs Hunold dem Frankenreich eingegliedert. Sind die Parallelen zwischen ferner Vergangenheit und allzunaher Gegenwart in Ihren Augen mehr Lehrstück, Mahnung oder Hoffnungszeichen in einer verrückt wirkenden Welt?
Habekost: Oh wow, so e historisch fundierti Frog hab isch jo noch nie gstellt kriggt (lacht). Ich glaube nicht, dass wir Menschen viel aus unserer Vergangenheit lernen. Leider! Es scheint so, als müssten wir alles mehrfach wiederholen, um wenigstens einen halben Schritt weiterzukommen. Aber ich bleibe Optimist. Unsere Lebenszeit von läppischen 80 bis 90 Jahren ist zu kurz, um ermessen zu können, wie gut oder schlecht wir vorankommen. Alla, machen wir aus unserer kurzen Zeit das Beste!
Auch Sie haben sicherlich zwei harte Corona-Jahre hinter sich – wie ergeht es einem, der die Bühne doch existenziell zu brauchen scheint, im Lockdown? Und was hat Ihnen den Humor bewahrt?
Habekost: Ja, im Prinzip kam das einer Art Berufsverbot gleich. Andererseits waren das auch zwei sehr kreative Jahre: Weil wir selbst nicht verreisen konnten, habe ich mit meiner Frau einen komödiantischen Reiseroman geschrieben – „Im Nirwana sind noch Zimmer frei“. Außerdem habe ich wieder ein Musikprojekt gestartet: Reggae mit Mundarttexten, wir haben ein ganzes Album aufgenommen, „Pälzer Reggae“ und eine Liveband gegründet mit dem schönen Wortspiel-Namen „Chako’s HaardtBeat“.
Von diesem Humor werden wir ja einiges erleben dürfen. Sie machen nicht nur die Festeröffnung, sondern am Donnerstag, 7. Juli, geben Sie auch „Mit Abstand de Beschde“. Was erwartet das Publikum bei Ihrem Beschd-Of-Programm?
Habekost: So wie das Plankstadter Jubiläum viele Highlights der vergangenen Jahre und Jahrzehnte präsentiert, wird das auch in meinem Programm sein. Dabei werden die vergangenen zwei Jahre auch ein bissel verarbeitet, um sie durch Lachtherapie aus dem System zu kriegen. Und natürlich gehören auch Oden und Raps und Zungenschläge in und über unsere herrliche kurpfälzische Mundart dazu. Das Wichtigste ist, dass wir auch und gerade in diesen schwierigen Zeiten, das gemeinsame Sein und das kollektive Lachen zelebrieren.
Musikalisch sind die Jubiläumswochen abwechslungsreich gespickt. Gibt es besondere Geheimtipps vom Kenner der hiesigen Kulturlandschaft oder eher eine „Generalempfehlung“?
Habekost: Ich möchte einfach den Machern dieses tollen Programms danken. Danke, dass Ihr Künstler engagiert, um mit euch zu feiern. Donkschää!
Sie selbst sind vom „edlen Wilden“ zum „Beschde“ geworden. Ist das ein Aufstieg oder eine Evolution? Und was macht den „neuen Chako“ aus?
Habekost: Seit Ende Mai läuft meine neue Show „Life is ä Comedy“, das bisher persönlichste, fast schon autobiografische Programm. Jedes neue Programm ist immer auch eine Art Bestandsaufnahme des gegenwärtigen Seins. Das Wichtigste – nicht nur in meinem Beruf, sondern allgemein – ist, dass uns der Humor nicht verloren geht. Denn eins ist klar: Die Zukunft is aa nimmi des, was se mol war.
Und wie stellen Sie sich vor, würde ein „ganz ganz neuer Chako“ in 1250 Jahren die Feierlichkeiten zum 2500-jährigen Bestehen von „Plankschd“ wohl eröffnen?
Habekost: Ich fühl mich zwar schon irgendwie alterslos . . . awwer sooo arg dann wohl doch noch net. Also – vielleicht ist dann mein Avatar an der Reihe, der dann in die Menge ruft: „Weeschwie’schmään?“ Und als Antwort kommt dann wie 1250 Jahre früher auch ein donnerndes „Ahjoo“.
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