Vogelpark

Das gibt's Neues im Vogelpark Plankstadt

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Lukas Heylmann, Johanna Scherdel
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Die Aras überwintern im umfunktionierten Bauwagen. Hier fühlen sie sich sichtlich wohl. © Lenhardt

Plankstadt. Sven Berlinghof steht im Gehege, umringt von hungrigen Vögeln. Die meisten stürzen sich auf das Futter, das er in einem Eimer mitbringt, einige wenige kämpfen weiter hinten miteinander. „Paarungszeit“, kommentiert Berlinghof lapidar während er die hungrigen Tiere füttert. Es sieht also aus als ginge im Plankstadter Vogelpark alles den gewohnten Gang der Natur.

Das bedeutet jedoch nicht, dass sich nicht auch einiges verändert. „Gerade steht die Erneuerung einiger Volieren an“, erklärt Berlinghof vor Ort. Dabei haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Vogelparks nicht nur wie im Frühjahr üblich die Einrichtung ausgetauscht, sondern diesmal auch gleich Wände neu verputzt und gestrichen. „Das war ja alles Jahrzehnte alt“, erläutert der Ehrenamtliche weiter.

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Impressionen aus dem Plankstadter Vogelpark

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Und deshalb beschränken sich die Entwicklungen auch nicht auf reine Erneuerungsarbeiten – beispielsweise wurde auch die Futterküche neu gefliest und ausgestattet – sondern es wird auch einen Neubau geben: eine 16 Meter breite Voliere. Diese ist inzwischen fast vollständig finanziert, auch durch Ersparnisse, aber der Vogelpark sucht weiterhin nach Spendern für das Projekt.

Auch in der tatsächlichen Umsetzung stellt der Neubau das Team des Parks vor Probleme. „Der Weg außerhalb des Parks ist mit dem Lkw nicht befahrbar und hier auf den Wegen kann kein Auto fahren“, schildert Sven Berlinghof die Schwierigkeiten. „Also müssen wir mit Betonpumpen gut 60 bis 70 Meter überbrücken.“ Man merkt – nicht nur bei diesem Thema – die Arbeit im Vogelpark fördert Improvisationstalent.

Aras bekommen Mitbewohner

Das zeigt sich auch bei den Neuerungen, bei denen der Arbeitsprozess bereits abgeschlossen ist. Besonders ins Auge sticht hierbei ein blauer Bauwagen am Ende des Parks. Von außen sehr unscheinbar, verbirgt er im Inneren ein Farbenspektakel. Als Berlinghof die Tür öffnet, kommt ein Ara mit blau-gelbem Gefieder angeflogen und krallt sich am Gitter fest. Der Wagen stellt das perfekte Winterquartier für zwei Aras dar. Hier haben die Mitglieder neu gedämmt und eine Heizung installiert. Das zukünftige Gehege der Aras – die ehemalige Wasservogelvoliere – soll durch einen Tunnel mit dem Bauwagen verbunden werden, sodass die Vögel auch außerhalb der Winterzeit einen Rückzugsort haben – ein weiteres Projekt, das die Freiwilligen in Zukunft in Angriff nehmen werden.

Dieser Horst ist auch schon besetzt. © Dorothea Lenhardt

Sobald die Außentemperaturen steigen, werden nicht nur die Aras in die leer stehende Voliere ziehen. In einem Becken in der Futterküche haben drei Schildkröten ihr vorübergehendes Heim gefunden. Diese hat der Vogelpark über den Tierschutz erhalten und da die ehemalige Wasservogelvoliere auch einen kleinen Teich zu bieten hat, war es nicht allzu schwer, auch ihnen ein Zuhause bieten zu können.

In der Corona-Zeit ist die Zahl der ehrenamtlichen Helfer im Vogelpark etwas geschrumpft. „Aktuell sind es mit mir noch neun“, fasst Sven Berlinghof zusammen. „Vorher waren es drei bis vier mehr. Einige haben altersbedingt aufgehört.“ Der Altersschnitt bei den Freiwilligen allerdings sinkt eindeutig. „Als ich hier angefangen habe, lag der sicherlich bei 60“, erinnert der Ehrenamtliche sich. „Jetzt dürfte der Schnitt eher bei Mitte 40 liegen.“ Das bringt allerdings auch eine Problematik mit sich: Mehr Helfer als früher sind berufstätig. „Vor allem zwischen Ende Februar und Anfang April, wenn alles fürs Frühjahr vorbereitet wird, steckt man hier schon viel Zeit rein. Da sehe ich den Vogelpark manchmal mehr als meine Familie“, sagt Berlinghof und grinst.

Kleinere Einschränkungen

Während indes Corona in der Gesamtgesellschaft zahlreiche Einschränkungen mit sich gebracht hat, ist es im Vogelpark – naheliegenderweise – eine andere Krankheit, die Ähnliches verursacht hat: die Vogelgrippe. Während es beispielsweise in den Zoos Heidelberg und Karlsruhe infizierte Vögel gegeben hat, blieben die Plankstadter Tiere verschont. „Da haben wir wirklich Glück gehabt“, gibt Berlinghof zu verstehen. „Trotzdem haben wir Vorsichtsmaßnahmen. In jeder Woche ist immer nur eine Person fürs Füttern zuständig und das ist dann auch der einzige Mensch, der zu den Tieren rein darf.“

Sven Berlinghof hält Vogelpark-Bewohner „Günter“ in den Armen. © Dorothea Lenhardt

Denn noch sind – bis auf beispielsweise die im Gehege befindlichen Gänse, Schwäne und Enten – fast alle Vögel in ihren Winterquartieren. Wann sie rauskommen, ist witterungsabhängig. „Vielleicht Anfang April“, blickt der Ehrenamtliche in die nahe Zukunft. „Sobald wir nachts eine Woche keine Minusgrade haben, kann man an sowas denken. Diese Woche hatten wir auf dem Teich aber noch eine kleine Eisschicht.“ Und so hält sich eben doch das meiste im Vogelpark tatsächlich noch an den Lauf der Natur.

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