Plankstadt. Die unbändige Fähigkeit zu feiern, ragt seit jeher hervor in der Kurpfalz. „Zwische Bärgschdrooß un Woischdrooß, Odewald un Haardt“, wird ausgiebig gefeiert. Beim „Worschdmarkd“, „uff Schdrooßefeschde“ und während der „Kärwe in „Monnem“ oder „Fräänse“, in „Schriese“ oder „Plankscht“. Professor Dr. Hans-Peter Schwöbel stellte gleich zu Anfang heraus, warum die Kurpfalz einfach wunderschön ist. Der Heimat- und Kulturkreis (HKK) hatte zusammen mit dem Kulturforum zu einem Mundartabend unter dem Motto „Unser Schbrooch, Ihr Leit“ eingeladen.
Der Kabarettist, Schriftsteller und Sozialwissenschaftler aus Mannheim bekam im Heimatmuseum mundartliche Unterstützung vom baden-württembergischen Umweltstaatssekretär und Grünen-Landtagsabgeordneten Dr. Andre Baumann aus Schwetzingen. Der Eintritt war frei, Spenden wurden gerne angenommen.
Mundartabend in Plankstadt: Vom „Schobbe bärschde“
Die HKK-Vorsitzende Heidrun Engelhardt-Geiß und Winfried Wolf vom Kulturforum freuten sich über die gute Resonanz auf die erste Veranstaltung nach der langen Corona-Zwangspause.
Das froh gelaunte Publikum hörte von Schwöbel Wissenswertes über den „Schobbezähler“, oder den „Gorgelknopp“, wie der Adamsapfel, an dem jeder Schoppen vorbeilaufen muss, heißt.
Das „Schobbe bärschde“ gehört auch dazu. Zur Erklärung: Ein „Schobbe“ ist ein Hohlmaß und entspricht einem halben Liter. Wer so etwas an diesem Abend wusste, bekam vom Mundartenthusiasten Schwöbel ein „Gutsel“ geschenkt.
Das größte Weinfest der Welt? „De Worschtmarkt in Däärkm“, kann die Antwort nur lauten. Zumindest ist es das „weltgrößte Weinfest in der Pfalz“. Mit dem Riesenrad fahren, gehört dazu und dann muss man seiner Liebsten sagen: „Du bisch mei Herzkersch.“
Für Andre Baumann ist Dialekt ebenso ein Herzensanliegen. Er erzählte von seinen Eltern, Konditormeister Christian Baumann und dessen Frau Marie, die einst das Schlosscafé sowie die Kurfürstenstube in Schwetzingen führten. Früher sei der Dialekt in der Schule verpönt gewesen, am Hebel-Gymnasium habe es für Ausdrücke in Mundart sogar eine Note schlechter gegeben, so der Politiker. Er sei deshalb dankbar, dass der Landtag eine Initiative zum Erhalt des Dialekts gestartet habe.
Mundartabend in Plankstadt: Vielgestaltige Sprachlandschaft
Das Ländle hat eine vielgestaltige Sprachlandschaft unter dem bekannten Motto „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ Das Kurpfälzische, im Raum um Mannheim und Heidelberg gesprochen, gehört zum rheinfränkischen Dialektraum. Einer der bekanntesten Dialektsprecher in Baden-Württemberg dürfte Ministerpräsident Winfried Kretschmann sein. In diesem Jahr soll nun ein Dachverband für Mundart und Dialekte gegründet werden. Die Landesregierung hatte bereits 2018 eine Initiative auf den Weg gebracht, deren Ziel es ist, die Dialektstruktur zu bewahren. Das Thema Dialekt soll zudem auch Eingang in die Schulen finden.
„Dialekt ist wichtig, ebenso wie das Verbindende des Dialekts, es ist unsere Aufgabe, dieses Kulturgut zu schützen“, führte Baumann aus. Er selbst sei nie ganz losgekommen von der Kurpfalz. Als er einem Taxifahrer am Niederrhein einmal erzählt habe, dass er aus Mannheim kommt, habe dieser ihm erwidert: „Da hören sich die Frauen so erotisch an.“ Und sein Vater habe ihm auch oft die Geschichten vom „Blumepeter“, der in Plankstadt geborenen Mannheimer Lokallegende, vorgelesen.
Sehr wichtig sei das Selbstbewusstsein der Dialektsprecher, pflichtete ihm Schwöbel bei. Dialekt sei schon während seines Studiums „meine Heimat“ gewesen: „Die besondere Musikalität wird oft übersehen.“ Auch Ministerpräsident Kretschmann spreche mehr und öfter Dialekt als noch vor 30 Jahren. „Situatives Dramatisieren“ gehöre dazu, so Schwöbel. Wenn er früher die Monnemer Marktweiber gehört habe, „war das ein reines Schwimmen im Glück“.
Der Dialektverfechter wandte sich den Politikern zu. Ohne Robert Habeck hätte er nie gewusst, „dass man drei Minuten duschen kann“. Und erst von Ministerpräsident Kretschmann habe er erfahren, „dass ein Waschlappen ein Reinigungsgerät ist“. „Alla, donn“, der „Worschtmarkt in Däärkm“ dürfe deshalb nie „Würstchenmarkt in Bad Dürkheim“ heißen. Das sehr alte Fest sei ja auch eher ein „Dorschtmarkt“. Und für Pfälzer gebe es ohnehin beim Essen und Trinken keine Verkleinerungsform.
Abschließend überreichte Winfried Wolf den beiden Herren als Dank Hochprozentiges von den Kurpfalz Distillers aus Plankstadt und ein Buch mit Artikeln über die „Plänkschter“ Mundart.
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