Geschäftsleben - Wie die Firma Klar Seifen ihre Produkte herstellt / Unternehmen besteht seit 1840 / Olivenöl als Hauptzutat für die vielen verschiedenen Sorten

Dufte Manufaktur mit langer Tradition

Von 
Saskia Grössl
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Plankstadt. Es ist ein relativ kleines Gebäude, das die Manufaktur beherbergt – zumindest wenn man hört, dass hier ein bis zwei Millionen Seifen pro Jahr hergestellt werden. Dafür ist die Duftwolke umso größer, wenn man die Firma Klar Seifen im neuen Teil des Gewerbegebiets besucht.

„Älteste Seifenmanufaktur Deutschlands“ hat sich die Firma überschrieben. Bereits 1840 wurde sie von Philipp Klar in Heidelberg gegründet. Zuletzt war sie im Stadtteil Rohrbach angesiedelt, doch seit diesem Jahr ist Plankstadt das neue Domizil. Die Lage und Atmosphäre im Gewerbegebiet haben einfach gepasst, wie Geschäftsführer Jan Heipcke verrät.

Empfangsort für alle Gäste ist der kleine Verkaufsraum – mit Waschbecken natürlich, damit man die Seife auch testen kann. Hier stehen die kleinen Quader aufgereiht in ihren bunten Verpackungen – die durchaus auch nach Vorbildern aus alter Zeit gestaltet sind. Durch eine direkt anschließende Tür gelangt man ins Lager, das olfaktorisch schon eine gewisse Herausforderung bietet. Denn bei jedem Schritt offenbaren sich neue Gerüche – Orange, Riesling, Rosmarin, Lavendel, Zimt: Es ist alles dabei und verbindet sich zu einer ganz eigenen Duftmischung.

Palmöl ersetzt

Doch das eigentliche Herz der Manufaktur ist natürlich die Produktionshalle, in der es ganz schön laut ist, wenn die Maschine läuft. Auf der einen Seite finden sich die Rohstoffe in großen weißen Paketen. Ein Sack wiegt eine Tonne. Der Grundstoff für die Klar-Seifen ist Olivenöl. „Wir haben vor zwei Jahren die Rezepturen überarbeitet und das Palmöl, das wir davor verwendet haben, durch Olivenöl aus Griechenland ersetzt“, erklärt Jan Heipcke. Möglichst umweltschonend arbeiten, das sei die Devise. Aus 100 Gram Olivenöl wird etwa eine Seife, das bedeutet, dass ein Sack für etwa 10 000 Seifen reicht und damit je nach Produktion für etwa zwei bis vier Tage.

Das Olivenöl wird mit einer Lauge verseift, also aufgekocht und verfestigt. Das ist der Kern jeder Seife, weswegen man dazu auch Kernseife sagt. Zu dieser werden dann nach Belieben weitere Stoffe hinzugefügt - etwa Lavendelblüten oder ätherische Öle für den Duft oder Traubenkernextrakt für pflegende Eigenschaften. Dabei erfüllen die Klar-Seifen den Standard für Naturkosmetik – quasi nebenbei.

Die Zutaten werden dann in der Maschine in einem großen Mischer erst einmal vermengt. Danach gelangen die vermischten Inhaltsstoffe in die sogenannte Pilliermaschine. In ihrem Inneren verarbeiten Walzen die unterschiedlichen Zutaten zu einer homogenen Seifenmasse. Am Ende kommen kleine Stücke aus einer Presse raus. Wer schon einmal gesehen hat, wie Nudeln hergestellt werden, fühlt sich daran erinnert. „Das ist kein Wunder, denn dort wird eine solche Maschine auch verwendet“, so Heipcke.

Am Ende der kleinen Produktionsstraße wird mit Wärme und Druck eine lange Seifenwurst erzeugt – eine „Endlosseife“ sozusagen. Die wird dann noch von einer weiteren Maschine in gleich lange Stücke geschnitten und von Mitarbeitern in Kisten verpackt. Oder die einzelnen Stücke kommen unter die Stanze, wo sie in eine dekorative Form gepresst werden. Am Ende der Produktionshalle steht das Regal, wo die unterschiedlichen Stanzformen aufbewahrt werden. Ein bisschen erinnern sie an Kuchenformen. Oval, in Herzform, rund, mit oder ohne Schrift, die dann natürlich spiegelverkehrt ist – es ist alles dabei. Den Schriftzug „Klar Heidelberg“ gibt es einmal in der alten Schriftart und einmal ganz modern und schnörkellos.

Fertigung nach Farben

Rund 1000 bis 2000 Stück Seife werden pro Tag produziert – zum Großteil für die Eigenmarke, zum Teil aber auch in der Lohnfertigung für andere Firmen. Manchmal steht die Maschine still, wenn sie gereinigt werden muss. Schließlich haben unterschiedliche Seifensorten auch unterschiedliche Farben. „Dann arbeiten wir sozusagen den Regenbogen ab von hell nach dunkel. Aber wenn wir danach beispielsweise von einer grünen auf eine weiße Sorte umsteigen wollen, geht das nicht ohne Reinigung“, erklärt Jan Heipcke.

Die fertigen Seifenstücke müssen dann erst einmal abkühlen, schließlich werden sie bei der Produktion zwischen 40 und 60 Grad warm. Zwischen einer und vier Wochen dauert das, danach gehen sie in die Verpackungsabteilung – die an diesem Tag aus zwei Frauen besteht. Sie falten die Kartons auf und füllen sie mit Inhalt, an diesem Tag mit kleinen Rasierwasserfläschchen, denn das gehört auch zum Sortiment von Klar-Seifen. Wenn sie Seifenstücke verpacken, kontrollieren sie jedes einzelne. Was nicht gut genug ist, kommt in den Korb für Ausschuss.

„Die Hände gewöhnen sich irgendwann an den Rhythmus“, erklärt Sonja Kamuf. Sie kann etwa 200 Rasierwasserflaschen in der Stunde verpacken. Wenn Seife an der Reihe ist, die aufwendig mit Seidenpapier und Schleife verhüllt werden soll, dann schafft sie 70 Stück pro Stunde. Langweilig wird ihr nicht, da eigentlich jeden Tag eine andere Sorte oder ein anderes Produkt an der Reihe ist. Außerdem wird ihr Arbeitsplatz von Duftwolken umweht, da sich um sie herum die Kisten mit den Seifen stapeln. Riecht sie das auch noch zu Hause? „Ich eigentlich nicht, aber meine Familie“, verrät sie und lacht.

Auch Jan Heipcke hat sich an den Duft gewöhnt. „Es ist nur manchmal eine Herausforderung, wenn wir im August an der Produktion für die Wintermonate sitzen und dann der Geruch von Zimt, Mandel und Nelke in der Luft liegt.“ Die fertig verpackten Seifen kommen in den Versand an die Einzelhändler oder Privatpersonen oder in den Werksverkauf. Welches ist die beliebteste Seife? „Eigentlich hat jede Produktkategorie ihren eigenen Renner. Etwa die Rasierseife Klassik oder die Retroseifen in 100-Gramm-Größe. Zunehmend aber auch die Seifen mit Aktivkohle, Porzellanerde oder Meersalz für die Gesichtspflege“, erläutert der Geschäftsführer. Er selbst mag am liebsten Zitrusdüfte. „Aber zu Hause habe ich sowieso sehr viele verschiedene Sorten zum Testen“, meint er und lacht.

Und die ungewöhnlichste Seife aus dem Sortiment? „Ich war überrascht, dass unsere Rasierseife für Damen so gut läuft. Ich musste selbst erst einmal lernen, wie Frauen die anwenden“, erklärt Heipcke mit einem Augenzwinkern. Die aufwendigste Seife ist die in einer großen Elefantenform – sie ist 500 Gramm schwer und wird als Raumduft genutzt.

Es spricht die Sinne an

Jan Heipcke ist seit zehn Jahren in der Firma. Vorher war er in der Unternehmensberatung tätig. Aber die Seifenherstellung hat ihn gleich fasziniert. „Ich finde es toll, ein Produkt aus dem Nichts zu schaffen. Es spricht außerdem alle Sinne an und erfüllt – losgelöst von aller Romantik – noch einen Sinn“, erklärt Heipcke.

Vielleicht rührt die Faszination auch daher, dass sich das Handwerk der Seifenherstellung über die Jahrzehnte eigentlich kaum verändert hat. Natürlich gehen ein paar Kniffe durch die modernen Maschinen leichter von der Hand – das Verfahren ist im Grundsatz aber immer noch gleich.

Dem 37-jährigen Geschäftsführer ist die Nachhaltigkeit wichtig. So ist das Produktionsgebäude im Plankstadter Gewerbegebiet im Inneren eine Holzkonstruktion. Der Strom wird mittels Photovoltaik selbst produziert, die Sonnenenergie sorgt auch für die passende Heizung oder Kühlung. Lichtschalter gibt es keine, das wird mittels Bewegungsmelder gesteuert, damit nicht unnötig irgendwo Licht brennt, wenn sich dort niemand aufhält.

Aber auch die Solidarität kommt bei Klar Seifen nicht zu kurz. So hat das Unternehmen während der Corona-Krise insgesamt 200 000 Stück Seife gespendet – an Privatpersonen und an Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz. Unter anderem daran merkt man, dass in der kleinen Manufaktur mit den rund 15 Mitarbeitern viel Herzblut drinsteckt – jeden Tag, bis sich die Duftwolke langsam senkt und es am nächsten Morgen von vorne losgeht.

Info: Mehr Bilder gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de

Plankstadt

Plankstadt: So wird die Klar-Seife hergestellt

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Die Geschichte des Unternehmens

Im Jahre 1840 beginnt Philipp Klar mit der Kunst des Seifensiedens. Als Geselle begab er sich zur Perfektionierung seines Handwerkes auf Wanderschaft, die ihn bis nach St. Petersburg führte.

Nach der Jahrhundertwende schafft es sein Sohn Theobald Klar, den bestehenden Betrieb im Zuge der Industrialisierung zu vergrößern. Nach dem Zweiten Weltkrieg führen die Söhne Hans, Klaus und Theobald den Seifenbetrieb fort.

Anfang der 1970er Jahre übernahmen Theo und Klaus, die Söhne von Hans, die Seifenproduktion.

Klar Seifen erweitert 2010 das Sortiment Schritt für Schritt auf der eigenen Marke. Zeitgleich werden Innovationen sowie die Digitalisierung des Geschäftes weiter vorangetrieben.

2019 beginnt die Umstellung aller Produkte auf palmölfreie Inhaltsstoffe.

Im Sommer 2020 bezieht Klar Seifen das neue Manufakturgebäude in Plankstadt. grö

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