Plankstadt. Jeder, der schon tagsüber durch die Schwetzinger Straße gefahren ist, kennt Ludwig Ahlheim, den freundlichen alten Herrn, der vor seinem Laden gegenüber der evangelischen Kirche auf dem Schaufenstersims sitzt, immer bereit zu einem Schwätzchen und am Leben in der Gemeinde interessiert und bestens informiert.
Am Dienstag, 14. Januar, wird diese Plänkschder Legende nun 90 Jahre alt. Die Drogerie – die schon seit dem 15. Mai 1906 in Plankstadt existierte – hat er schon zum 30. Juni 2019 offiziell als Betrieb abgemeldet und trotzdem war der Laden immer noch präsent und solange er Warenvorräte hatte, konnten Freunde und Bekannte Notwendiges bei ihm erhalten – vieles auch geschenkt! Natürlich war das Geschäft in den letzten Jahren nur noch sein Hobby, denn gegen den Konkurrenzdruck der großen Drogeriemärkte konnte und wollte er sich nicht behaupten.
Was gab es nicht alles Interessantes und Rares bei Ludwig Ahlheim – sogar aus Holz gedrechselte Fasshähne – noch von Drechslermeister Georg Weier in der Schwetzinger Straße gefertigt – konnte man bei ihm erstehen – so man sie benötigte.
Rattengift, Mausefallen bis hin zu hochwertigen Essenzen der Marke mit der Nummer aus der Kölner Glockengasse, Passbilder, Wasch- und Reinigungsmittel, Tischfeuerwerke, Luftschlangen, Lampions und Knallerbsen für Kindergeburtstage – das alles gab es in der Drogerie Ahlheim. Ab 1980 führte seine Frau den Laden, er selbst arbeitete bis zum Ruhestand als Pförtner bei der Firma ICI im Plankstädter Industriegebiet.
Sein Vorfahre, ebenfalls ein Ludwig Ahlheim, stammte aus Schwanheim bei Bensheim und diente in Schwetzingen bei der 4. Eskadron des Dragonerregiments Nr. 21 im Marstall. Nach seiner Dienstzeit siedelte er sich in Plankstadt als Kolonialwarenhändler und Drogist an. Er gehörte der SPD an und war von 1919 bis 1928 Bürgermeister.
Eine eigene Sparkasse gegründet
Bevor es die Bezirkssparkasse in Plankstadt überhaupt gab, hatte Ludwig Ahlheim schon eine eigene Sparkasse für die Bevölkerung eingerichtet – das Kassenbuch hält er noch heute in Ehren. Übrigens – alle männlichen Nachkommen trugen und tragen bis heute den Vornamen Ludwig. Der heutige Jubilar übernahm dann 1977 von seiner Mutter die Drogerie – der Vater war 1945 im Krieg gefallen – und baute sie weiter aus. Dem Alleinsein nach dem Tod seiner Frau und den wachsenden Mühen des hohen Alters begegnet Ludwig Ahlheim heute durch den Besuch der Tagespflege in Brühl. Dort fühlt er sich wohl, ist gut versorgt und hat auch immer Ansprechpartner.
Wenn er bei gutem Wetter vor seinem Haus auf dem Schaufenstersims sitzt, ist er immer zu einem Schwätzchen aufgelegt. Und er kann eine Fülle von Geschichten aus dem alten Plankschd erzählen – schier unerschöpflich ist sein Lokalwissen – gerade auch für den Gemeindearchivar.
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