Evangelische Kirche

Einzug der Königin von Saba: Fulminanter Auftritt des Schwetzinger Kammerorchesters

Ein abwechslungsreches Programm mit Konzerten aus der Barockzeit und großen Komponistennamen - außer Händel Antonio Vivaldi und Tommaso Albinoni - in der evangelischen Kirche in Plankstadt.

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mtr
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Der Schwetzinger Kammerorchester spielt in der evangelischen Kirche in Plankstadt unter der Leitung von Dirigent Rainer Ruhland. © Lackner

Plankstadt. Nachdem in der gut besetzten evangelischen Kirche der begeisterte Applaus langsam verebbt war, stand vom Publikum niemand auf! Und so kam es, dass sich Dirigent Rainer Ruhland herausgefordert sah, mit seinem Orchester das Stück noch einmal zu spielen, mit dem er den Abend auch eröffnet hatte: mit Georg Friedrich Händels festlicher Sinfonia aus dessen Oratorium Salomo. Es ist ein kleines Bravourstück für die Geigen und gewinnt seine Spannung aus der Abwechslung zwischen den furios aufspielenden und nach vorne drängenden Geigen und den zwei Oboen.

Das Programm mit Konzerten aus der Barockzeit und großen Komponistennamen – außer Händel Antonio Vivaldi und Tommaso Albinoni – war kurzweilig und abwechslungsreich. Das Orchester und die Solisten waren bestens disponiert und die Musizierfreude allen anzumerken.

Den Stamm des seit fast 50 Jahren in Schwetzingen und Umgebung bekannten Klangkörpers bilden Laienmusiker, die sich von Zeit zu Zeit Unterstützung durch Profis holen. So auch am Sonntag. Nach dem festlichen Auftakt mit dem Einzug der Königin von Saba folgte von Antonio Vivaldi das Concerto d-moll Op.3 Nr.11 für zwei Violinen, Violoncello und Orchester.

Erinnerungen an Vivaldi

Vivaldi (gestorben 1741) hat seine fast 500 Werke für das Mädchenorchester eines kirchlichen Waisenhauses in Venedig geschrieben. Seine Kompositionen wurden meist in Gottesdiensten von den Mädchen aufgeführt. Und die müssen große Könnerinnen gewesen sein. Wolfgang Grosch und Victoria Burjakowskaja taten es ihnen nach und ließen ihre Violinen erstrahlen, ebenso Kalliope Eberhardt-Rittmann, die den Solopart des Violoncellos spielte, sensibel begleitet vom Schwetzinger Kammerorchester. Im Programm folgte ein Oboenkonzert von Tommaso Albinoni (gestorben 1751), der ebenso in Venedig zu seiner Zeit vielgerühmt wirkte. Er war Komponist und Geiger und nannte sich selbst einen „dilettante veneto“.

Von Dilettantismus ist in dem Oboenkonzert B-Dur, Op.7 Nr.8 allerdings wenig zu spüren. Barbara Obert gestaltete das klangschöne und melodienreiche dreisätzige Werk mit viel Ausdruck und musikalischer Anteilnahme. Weiter ging es in dem Programm mit Vivaldis berühmtem Flötenkonzert „La Notte“ – die Nacht. Den Zuhörern sollen dabei Schauer über den Rücken laufen, denn musikalisch erzählt wird eine Spukgeschichte, eine nächtliche Geisterstunde. Großartig gestaltete die junge Flötistin Julia Schmidt den virtuosen Solopart, das Orchester war stark gefordert und meisterte alle technischen und musikalischen Herausforderungen. Den Zuhörern war anzumerken, dass sie nicht nur von Julia Schmidts virtuosem Flötenspiel mitgerissen waren, sondern dass dem einen oder anderen tatsächlich ein Schauer über den Rücken lief.

Den Schlusspunkt dieses bemerkenswerten Barock-Konzertes setzte das Orchester noch einmal mit Georg Friedrich Händel, in Halle an der Saale geboren und aufgewachsen, in London als britischer Staatsbürger und einzigartiger Musiker 1759 gestorben. Sein Concerto Grosso Op.6, Nr.10 bildete den glänzenden Schlusspunkt des Konzertes des Schwetzinger Kammerorchesters. Sechs Sätze bilden eine abwechslungsreiche und farbige Satzfolge, die ihre Spannung aus dem Wechsel des „Großen Konzerts“ mit einer kleinen Solistengruppe bezieht.

Große Herausforderung

Für ein Laienorchester stellen Händels Concerti Grossi eine Herausforderung dar. Konzertmeister Wolfgang Grosch und Victoria Burjakowskaja spielten wiederum die Soli. Alexander Levental am Cembalo war das ganze Konzert hindurch ein zuverlässiger Continuo-Stützpfeiler. Das Orchester hat die vielfältigen Herausforderung angenommen und unter der Leitung seines Dirigenten Rainer Ruhland den Zuhörern eine gute Stunde bewegender Barockmusik geschenkt – und den Einzug der Königin von Saba am Ende ein zweites Mal als triumphaler Auszug.

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