Plankstadt. Dass das Electric-Horizon-Festival im Weldegarten Plankstadt schon bei seiner ersten Austragung eng mit der kurpfälzischen Heimat verbunden ist, fällt dem detailverliebten Beobachter schnell auf: Ob in schwarzen Lederstiefeln und dem neonpinken Netzoberteil, in einer silber-schimmernden Verkleidung, die an Außerirdische erinnert oder ganz basic mit Jeans, Shirt und breiter Sonnenbrille – In der rechten Hand halten die Techno-Fans den Fächer, wie es schon die Hofdamen zu Zeiten von Kurfürst Carl Theodor taten. Nur wedeln sie diesen eben im schnellen und pointierten Rhythmus des Hardtechno-Basses, der aus den großen Boxen am DJ-Pult des zweiten Floors hallt und sich den direkten Weg bis tief ins Knochenmark des wild tanzenden Publikums bahnt.
Wer aber glaubt, es seien nur die eingefleischten Technoszene-Mitglieder im Weldegarten, täuscht sich. Die Tanzfläche vor der Open-Air-Bühne – dem sogenannten ersten Floor – und das große restliche Festivalgelände sind übersäht von ganz unterschiedlichen Besuchern. Alle Altersklassen und Gesellschaftsschichten haben sich versammelt, um gemeinsam zu den verschiedenen Rhythmen zu tanzen – Marcel Kästel, Organisator des Festivals und Geschäftsführer des Schwetzinger Basement-Clubs, hat gemeinsam mit der Biermarke Welde etwas ganz Besonderes nach Plankstadt gebracht: Einen „Rave“, nicht nur für junge Generationen, sondern für alle.
Nachdem sich die besonders hartgesonnenen Technofans schon in der Nacht von Freitag auf Samstag im Club auf den großen Festivaltag vorbereitet hatten, ging es im Weldegarten erst zur Mittagszeit los. Gerade zu dieser frühen Stunde glich das Gelände alles anderem als einem „Hardcore-Festival“, wie es der eine oder andere Plankstadter befürchtete. Das zu diesem Zeitpunkt vergleichsweise alte Publikum beginnt den Tag verhalten: Die ersten Tattootermine am Stand des Ketscher Pikass-Studios werden durchgeführt, das Gegrillte genossen und der gefrorene Cocktail geschlürft. Erst seit einem Jahr sei das Start-up aus Plankstadt mit seiner Mischung aus Cocktails und Slush-Eis auf Veranstaltungen unterwegs, erzählt Slush-Factory-Gründerin Vanessa Odegaard: „Wir machen das nebenberuflich am Wochenende. Wenn wir angefragt werden, kommen wir mit unserem mobilen Stand und bieten unsere Slush-Cocktails an.“
Als die Party am Nachmittag Fahrt aufnimmt, ergibt sich ein spannendes Bild am Kreisel vor dem Weldegarten: Immer wieder fahren Autos mit einheimischen Kennzeichen die Straße ab, in Schrittgeschwindigkeit vorbei und drehen einige hundert Meter weiter wieder. Das Interesse an der ungewöhnlichen Veranstaltung scheint groß zu sein. „Hier findet heute dieser ,Rave‘ statt“, sagt ein Spaziergänger zu seiner verdutzt schauenden Begleitung.
Am Nachmittag ist es sehr heiß im Weldegarten
Hinter den Einlasskontrollen ist von dieser Skepsis allerdings nichts zu spüren: Haltlos tanzen zahllose Menschen zu den Bässen an beiden Bühnen. Wenn auch zumindest an der Open-Air-Bühne mit Schattenpausen. „Beim DJ gerade mussten wir immer wieder kurz unter die Bäume, das war wegen der Hitze kaum auszuhalten“, sagt Tobias (32), während Ahmed Tohmé die Hauptbühne DJ Fritz Andermann überlässt. Zwar können sich die Tänzer am zweiten Floor – indoor – nicht über zu viel Sonne beschweren, allerdings zwingt die warme und stickige Luft auch hier zu Verschnaufpausen: „Ja, drinnen ist es schon echt heiß, aber das macht ja nichts, man kann ja raus und sich in den Schatten setzen, wenn es zu viel wird“, sagt Merle (20) mit einem Fingerzeig zu den zahlreichen Holzbänken und -tischen, die am Zaun aufgestellt sind.
Und auch das Marketing des Festivalorganisators hat geklappt: „Ich folge mehreren Influencern, die das Festival in der Instagramstory beworben haben. Weil das sehr cool aussah, bin ich mit meinem Freund hergekommen“, erzählt die 27-jährige Bianca aus Darmstadt. Jan und Johnny hatten einen kürzeren Anreiseweg: „Wir wurden über unseren Arbeitgeber, das Fitnessunternehmen Pfitzenmeier, hierauf aufmerksam.“ Für die pinken Flamingooutfits, die beide und deren vier Freunde tragen, habe man sich kurzfristig entschieden: „Es ist so warm, also haben wir etwas Luftiges gebraucht. Unsere Kostüme sind da perfekt.“
Als es am frühen Abend kühler wird, gibt es kein Halten mehr. Auf dem gesamten, liebevoll gestalteten Festivalgelände hüpfen die Besucher im Takt. Unterschiedlichste Menschen feiern zu Kerstin Eden, Felix Kröcher, Wilderich und Zwilling. Es gibt aber auch Kritik am neugeborenen Festival: „Die Preise sind gerade für junge Menschen schon echt teuer. Erst das Ticket und hier auch die Getränke. Da könnte man ruhig noch etwas runter“, findet Armin (22).
Nach dem Ende im Weldegarten um 22 Uhr konnten die Besucher mit den über den Tag hinweg ständig fahrenden Shuttlebussen nach Schwetzingen in den Club fahren, um dann bis in die Morgenstunden des Sonntags weiter zu feiern.
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