Eppelheim. Von einem „großen Tag“ spricht Martin in der Beek, Technischer Geschäftsführer von Rhein-Neckar-Verkehr (RNV), als er über die beginnenden Arbeiten an der Endstelle Kirchheimer Straße informiert. Die Haltestelle sei „aus der Zeit gefallen“ und somit müsse sich nun dringend etwas tun.
Und das wird in den nächsten Monaten bis Mitte Oktober jetzt auch passieren. „Ganz oben auf der Liste stehen Barrierefreiheit und Modernisierung“, erklärt in der Beek. Was Letzteres angeht, so gibt es ein konkretes Ziel: Auch die moderneren, vierzig Meter langen Fahrzeuge der RNV sollen auf der Linie 22, die an der Haltestelle Kirchheimer Straße endet, verkehren können. Das Gleiche gelte für die neue Rhein-Neckar-Tram, deren Modelle demnächst den Betrieb aufnehmen sollen.
Im Zuge der Umbauarbeiten soll auch der Umstieg zu den Buslinien an der Endstelle vereinfacht und verbessert werden. Das passt zu dem Aspekt des Bauprojekts, der für Bürgermeisterin Patricia Rebmann im Mittelpunkt steht: die Barrierefreiheit. „Wir wollen die Nutzung der Bahn für alle Menschen in Eppelheim gewährleisten“, verkündet sie vor Ort. „Deshalb wollen wir die Barrierefreiheit an der Haltestelle nicht erst umsetzen, wenn es uns gesetzlich vorgeschrieben wird, sondern wollen schon jetzt die Teilhabe von Menschen mit Mobilitätseinschränkung fördern.“
Wenig später findet Rebmann zu diesem Thema noch eindringlichere und deutlichere Worte: „Der öffentliche Nahverkehr ist ein essenzielles Thema für die Zukunft, alleine schon wegen des Klimawandels. Deshalb ist es uns als Stadt auch wichtig, dass unsere Bürger Bus und Bahn nutzen. Aber wenn wir sie dazu nicht auch befähigen, dann bleibt ein solcher Wunsch eben nur Geschwätz.“
Doch wie das alte Sprichwort nicht unzutreffend sagt: Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und die betreffen in diesem Fall natürlich einerseits die Fahrgäste und andererseits die Anwohner und Gewerbetreibenden im direkten Umkreis der Baustelle. Das versucht die Bürgermeisterin auch nicht unter den Tisch zu kehren: „Die Einschränkungen sind natürlich bedauerlich, aber bei einer solchen Baustelle auch unvermeidlich. Darum bitten wir um Verständnis.“ Die Anwohner waren im Vorfeld von der RNV über die Bauabläufe und Beeinträchtigungen informiert worden.
Die Haltestelle Kirchheimer Straße ist ab Montag, 28. Juni, außer Betrieb und bleibt das voraussichtlich bis Sonntag, 3. Oktober. Eine Ersatzhaltestelle wird es im Bereich der Einmündung der Grenzhöfer Straße in die Hauptstraße geben, diese wurde in den vergangenen Tagen eingerichtet. Laut RNV-Projektleiterin Eveline Herrmann werde auch versucht, sie barrierefrei zu gestalten.
Dort soll auch der Umstieg von der Linie 22 in die Buslinie 713 gewährleistet sein. Der Umstieg zur Buslinie 732 ist am Rathaus möglich. Durch die Ersatzhaltestelle ergibt sich aber natürlich eine andere Taktung der Bahn. Martin in der Beek versichert in diesem Zusammenhang, dass die Anschlüsse beim Umstieg von Bahn auf Bus jedoch weiterhin möglich sein sollen.
Auch die Straße wird gesperrt
Doch auch Autofahrer werden von dem Bauvorhaben nicht unbehelligt bleiben. Ebenfalls ab Montag, 28. Juni, und voraussichtlich bis Sonntag, 29. August, wird die Hauptstraße, beziehungsweise Schwetzinger Straße, zwischen Blumenstraße und Clara-Schumann-Weg für den Verkehr gesperrt. Die Zufahrtsmöglichkeiten zu den Grundstücken im Baubereich, also zwischen Grenzhöfer Straße und Clara-Schumann-Weg entfallen während dieser Zeit, stattdessen sind Häuser und Geschäfte dann nur fußläufig erreichbar.
Ab Montag, 30. August, werden die Schwetzinger Straße und die Hauptstraße wieder weitestgehend für den Verkehr freigegeben. Lediglich im Bereich der Ersatzhaltestelle an der „Grenzhöfer Spitze“ bleibt die Hauptstraße in Fahrtrichtung Plankstadt bis zum 3. Oktober gesperrt. Von Montag, 27. September, bis Sonntag, 3. Oktober, wird zudem der Clara-Schumann-Weg gesperrt, so dass die Anwohner in diesem Zeitraum vorübergehend keine Zufahrtsmöglichkeit zu ihren Häusern haben.
Vor Ort sollen Umleitungen ausgeschildert werden. Die Einbahnstraßenregelungen in der Kirchheimer Straße und Friedrichstraße werden aufgehoben. Verkehrsteilnehmer, die aus Richtung Plankstadt kommen, sollen die Baustelle weiträumig (zum Beispiel über Grenzhöfer Weg und Grenzhöfer Straße) umfahren. Die letzten Arbeiten, so Eveline Herrmann, sollen bis zum 17. Oktober abgeschlossen sein.
Man sieht: Die Belastung für Anwohner und Gewerbetreibende wird während der Bauzeit nicht gerade gering. Dazu kommt für Menschen, die im direkten Umfeld der Haltestelle wohnen, noch ein weiterer Faktor: Der Testbetrieb an der umgebauten Haltestelle, denn dieser muss nachts erfolgen. Nächtliche Bauarbeiten während des Projekts wolle man, so Martin in der Beek, jedoch weitestgehend vermeiden.
Allerdings liegt die Belastung nicht alleine bei den Anwohnern der Baustelle, sondern auch beim Haushalt der Stadt. Das gibt Patricia Rebmann auch unumwunden zu: „Unsere finanzielle Lage in Eppelheim ist nicht die beste. Umso dankbarer bin ich den Gemeinderäten, dass sie dem Projekt zugestimmt haben.“
Die finanzielle Last trägt die Stadt aber natürlich nicht alleine. Von den 2,75 Millionen Euro, die das Projekt insgesamt kosten wird, trägt 1,66 Millionen das Land Baden-Württemberg mit Fördergeldern aus dem Topf des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes. Für die übrigen knapp 1,1 Millionen Euro ist eine Förderung des Rhein-Neckar-Kreises möglich, der davon bei Zustimmung knapp die Hälfte übernehmen würde.
Die Informationsveranstaltung zu den Bauarbeiten läuft im kleinen Kreise ab, auch wegen der Pandemie. Martin in der Beek verspricht im Namen der RNV jedoch, nach Fertigstellung der modernisierten Haltestelle, beziehungsweise nach Ende der Pandemie, ein kleines Fest. Patricia Rebmann wünscht sich stattdessen „ein mittelgroßes Fest“ – und bekommt dieses auch zugesichert. Zu dem sollten dann allerdings auch die Anwohner der Baustelle eingeladen werden, denn das werden sie sich nach den kommenden Monaten verdient haben.
Allerdings werden die jetzt kommenden womöglich nicht die letzten Bauarbeiten an Ort und Stelle sein, denn ob die Bezeichnung „Endstelle“ langfristig zutreffend bleiben wird, scheint unklar. So gibt Martin in der Beek während der Informationsveranstaltung, wenn auch nur vorsichtig und entschieden ohne konkretes Zeitfenster, einen Hinweis, dass die Bahn von Eppelheim aus auch irgendwann weiter bis nach Plankstadt fahren könnte. „Doch“, und das betont er, „dafür ist dieser kommende Umbau unerlässlich.“
Der Zeitplan des Umbaus
28. Juni bis 3. Oktober: Die Haltestelle ist außer Betrieb, die Ersatzhaltestelle befindet sich an der Einmündung Grenzhöfer Straße / Hauptstraße.
28. Juni bis 29. August: Hauptstraße / Schwetzinger Straße für Verkehr gesperrt. Im Bereich der Ersatzhaltestelle bleibt die Hauptstraße in Richtung Plankstadt bis zum 3. Oktober gesperrt.
27. September bis 3. Oktober: Clara-Schumann-Weg ist gesperrt.
Bis 17. Oktober erfolgen letzte Arbeiten an der Haltestelle. lh
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