Plankstadt. Eugen Pfaff war ein „Plänkschter Original“, das nicht nur zur Vergangenheit des Ortes forschte und die Ergebnisse als Buchautor für die Nachwelt in mehreren Veröffentlichungen festhielt, sondern auch in Mundart dichtete. Über 600 davon verfasste er laut Gemeindearchivar Ulrich Kobelke im hiesigen Dialekt. 100 davon waren zu seinem 100 Geburtstag in einem von Dichter-Tochter Ute und ihrem Mann herausgebrachten Buch „Uugereimtes aus Plankstadt“ gedruckt worden (wir berichteten). Unsere Zeitung fragte nach, wie präsent der am 5.9.1923 geborene und 1997 verstorbene Eugen Pfaff fast 30 Jahrzehnte danach noch ist.
Einige Exemplare sind im Bürgerbüro in Plankstadt erhältlich
Geht man ins Bürgerbüro gleich neben dem Rathaus, sieht man als Erstes eine Vitrine. Neben allerlei neuen Plankstadt-Gadgets mit moderaten Preisen steht darin auch ein Buch von Eugen Pfaff: „Plankstadt – Gestern & Heute“, so der Titel, erschienen 1987 – die Fortsetzung eines seiner vorherigen Werke über die Historie des Ortes, wie wir später erfahren. Leiterin Vivien Schmitt meint: „Ja, das verkaufen wir. Einige Exemplare sind noch auf Lager.“ Aber es frage nur gelegentlich jemand danach. Siegrid Schüller treffen wir am Steuer des Bürgerbusses.
Eine Übersetzung
Für alle, die den „Plänkschter Dialekt“ nicht oder nur teilweise verstehen der „Versuch einer Übersetzung“ des Gedichts „Heimat“ von Ulrich Kobelke: „Du musst dich auch richtig um deine Heimat kümmern / muss sie in allen Kleinigkeiten suchen / musst schauen, was war und was noch werden könnte / musst auch um sie selbst die Finger krumm machen / Erst dann wird es auch deine richtige Heimat.“
Ursprünglich sei sie ja nicht von hier, aber Eugen Pfaff, den kenne sie schon, auch wenn sie kein örtliches Dialekt spreche: „Ich finde wichtig, dass es Menschen wie ihn gibt, die sich mit der Geschichte des Ortes befassen. Das finde ich spannend. Aber das Dialektale betrifft mich halt nicht so.“ In der Friedrichschule erfahren wir von Konrektorin Tina Bräuninger: „Im Sachunterricht behandeln wir auch Lokales. Aber Eugen Pfaff, der mir persönlich nichts sagt, gehört nicht dazu.“ Fündig wird unsere Zeitung in der Bücherei. Die stellvertretende Leiterin Gabi Tagscherer bestätigt gern: „Wir haben die Sektion ‚D‘, eine Rubrik für Mundart, lokale Geschichte und Literatur, in der sich auch Bücher von Eugen Pfaff befinden. Der Titel „Plankstadt in allen Ansichten“ ist seit 1991 rund 60 Mal ausgeliehen worden. Auch 2024.“ Immerhin.
Ein Fundus an Material in Plankstadt hinterlassen
Bürgermeister Nils Drescher betont im Gespräch mit uns Pfaffs Bedeutung für die Gemeinde: „Ich bin nicht gut in Gedichten, aber ich kenne die Inhalte. Es gibt ein schönes über die Mehrzweckhalle und über die Abendstimmung in Plankstadt. Ich denke schon, dass es die ‚Plänkschter Seele‘ ist, die da aus ihm spricht. Er hat einen Fundus an Material hinterlassen, aus dem man heute schöpfen kann, unter anderem für den Heimatbrief.“ Dass der Eugen-Pfaff-Ring so benannt worden sei, fände er sehr schön. Ute Pfaff und ihr Mann hätten der Gemeinde einige Ausgaben von „Uugereimtes“ geschenkt. Die gebe es nicht zu kaufen und würden zu besonderen Gelegenheiten verschenkt. Ute, die mit ihrem Mann Erich in Heidelberg-Ziegelhausen lebt, freut sich sehr über die Wahrung des Andenkens und Würdigung des Werkes ihres Vaters. Erich Kirchner verriet im Gespräch mit dieser Zeitung: „Gerne kann die Gemeinde auf uns zukommen, sollte sie die Gedichtsammlung einmal nachdrucken wollen. Das Organisatorische dazu wäre ich gern bereit zu übernehmen – sogar unentgeltlich.“
Rückmeldung aus aller Welt
Gemeindearchivar, Pfaff-Kenner und Plankstadter Original Ulrich Kobelke betont seine Verbundenheit mit dem Ort: „Geboren bin ich vor über 70 Jahren hier in der Luisenstraße, in der Küche auf dem Chaiselongue.“ Er lacht und erläutert: „Damals stand in jeder Küche eins. Ob noch alle wissen was das ist, so ein Chaiselongue?“ Dann wird er ernst: „Pfaff ist leider nicht mehr so präsent. Meist nur noch bei den Älteren.“ Sehr freue auch er sich über die Benennung des Eugen-Pfaff-Rings als Zeichen gegen das Vergessen und fügt hinzu: „Ein Platz, der sich zuvor angeboten hätte, wurde ja schon nach dem hier geborenen Blumenpeter benannt. Kobelke, der auch den „Heimatbrief“ schreibt, der jedes Jahr als Gruß an viele ehemaligen „Plänkschter“ Bürger in die ganze Welt verschickt wird, lasse er immer mit einem Pfaff-Gedicht enden.
Das käme ziemlich gut an: „Eine nach Amerika ausgewanderte Dame, genauer nach Phoenix in Arizona, hat mir deswegen Blumen geschickt, um sich zu bedanken. Es sei eine von mehreren Danksagungen, die ihn erreichten. ‚Das mit dem Dialekt‘ fände die fast 90-Jährige so schön. Der pensionierte Lehrer hat einen Wunsch: „Dass Eugen Pfaff und sein Werk im Schulunterricht thematisiert wird. Ich hatte vor Jahren angeboten, im Rahmen des Heimat- und Sachkundeunterrichts was zu machen, den es so ähnlich noch gibt, um die Ortsgeschichte zu behandeln. Und dazu gehört auch der Dialekt.“ Daraus sei aber leider nichts geworden. Dann legt er ein original Pfaff-Gedicht vor, das den Titel „Hoamet“, also „Heimat“, trägt, das sein Ansinnen gut wiedergibt.: „Du musch disch rischdisch um die Hoamet kimmare / Musch sie in alle Kloanischkeide suche, musch gugge, was woar unn was noch wärre käänt / musch um sie oa selwa die Finger krumm mache / Erschd dann wärds die rischdischi Hoamet.“ Für die Zukunft wünsche er sich mehr jüngere Menschen, die sich für die Historie der Gemeinde und ihre Mundart interessierten und einsetzten, damit dieses Wissen erhalten bleibt.
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