Plankstadt. Wenn man den Begriff „Falknerei“ hört, haben die meisten Menschen keinen Bezug zum Wort und zur Bedeutung, die dahintersteckt. Schade jedoch, da es ein so interessantes und wertvolles Sujet der Gesellschaft ist. Uwe Beisel, gebürtiger Plankstadter und engagiertes Mitglied im Vogelpark, ist Falkner und besitzt seit kurzem einen Vogel, mit dem er plant, auf Falknerjagd zu gehen. Im Interview mit dieser Zeitung erzählt er, was für ihn die Jagd an sich bedeutet, was wichtig an der Falknerjagd ist und wie er sich für die Greifvögel einsetzt.
Schon seit Kindesbeinen steht Uwe Beisel im ständigen Kontakt mit der Jagd. „Mein Vater, mein Großvater und ein Großteil der Bekanntschaft meines Vaters waren Jäger“, erzählt er. „Da bin ich natürlich dann auch mitgegangen mit meinem Vater, zum Beispiel beim Ansitzen auf einem Hochsitz oder als Treiber bei der Treibjagd. Dann, mit 19 Jahren, habe ich den Jagdschein gemacht und bin selbstständig auf die Jagd gegangen.“
Stärkung der Population
Ursprünglich kommt Uwe Beisel aus Sandhausen, den Jagdschein hat er 1984 in Heidelberg gemacht. Für ihn ist die Jagd eine Passion, er liebt es, im Freien und unterwegs zu sein. Wenn er zu lange zuhause bleibt, wird er nervös, erzählt er. Auf die Frage, was die Jagd für ihn bedeutet, ist die Antwort klar: Geschehnisse in der Natur zu beobachten und sie beschützen. „Das Schießen kommt für mich zuletzt“, führt Beisel weiter aus. „Oft tut es mir leid, die Tiere zu töten. Ich hatte einmal ein Rehgeiß mit einem glatt abgeschnittenem Lauf im Wald gefunden; wie das passieren konnte, weiß ich bis heute nicht. Wenn ich sie am Leben gelassen hätte, wäre sie elendig gestorben, mit drei Läufen hätte sie nicht überleben können. Das hat mir in dem Moment unendlich leidgetan. Aber hier liegt auch der Jagdgedanke: Man erlöst kranke Tiere von Leiden und stärkt die Population.“
Beisel kritisiert die heutige Jagdmentalität. Seiner Meinung nach sollte die Ausbildung verbessert werden, indem man „den Fokus auf das Praktische legen“ sollte. „Wenn man den Jagdschein machen möchte, sollte man zu einem mit einem erfahrenen Jäger herausgehen und das zu bejagende Wild kennenlernen. Und auf keinen Fall das Tier als Objekt ansehen, sondern als Subjekt, als lebendes Wesen. Das Schießen sollte an letzter Stelle kommen.“ Für ihn ist die Jagd kein sinnloses Töten. Die Jagd beinhalte auch zu schauen, die Natur zu beobachten und von ihr etwas zu lernen. Die kleinen Dinge solle man nicht übersehen.
Uwe Beisel findet an der Jagd vieles interessant, aber besonders hat er eine Liebe für die Vogelwelt entwickelt. Und da ist es kein Wunder, dass er etwa vor zwei Jahren den Falknerschein gemacht hat. Eigentlich wollte er den Schein schon vor 25 Jahren machen, aus privaten, beruflichen und jagdlichen Gründen habe es aber nicht funktioniert.
Enge Bindung ist wichtig
„Aber die Falknerei hat mich schon immer fasziniert“, erzählt er. „Dann, vor etwa fünf Jahren habe ich auf einer Jagd Mitglieder des DFO, des Deutschen Falkner Ordens, kennengelernt. Wir sind ins Gespräch gekommen und ich hatte die Möglichkeit, bei Falknerjagden dabei zu sein. Sie haben mir damit den letzten Schubs gegeben.“ Uwe Beisel hat die Falknerprüfung erfolgreich bestanden und nun sogar ein Habicht-Weibchen, die liebevoll „Rosalinde“ genannt wird. „Eine Voraussetzung für den Falknerschein ist der Besitz des Jagdscheins. Während dem Falknerkurs nimmt man dann Themen wie Greifvogelkunde, Haltung, Pflege und Abtragung von Greifvögeln ebenso wie Jagd- und Falknerrecht durch. Der Kurs war in Teilen schon anspruchsvoll, aber ich hatte zum Glück schon etwas Vorwissen und eine gewisse Ahnung von Greifvögeln.“ Greifvögel, mit denen man in Deutschland jagen kann, sind zum Beispiel Steinadler, Habichte, Wanderfalken und seit kurzem Sperber.
Beim Falknern ist die enge Bindung zwischen Vogel und Falkner besonders wichtig. Dazu muss man den Vogel aber erst auf sich selbst fixieren. „Das geschieht, wenn man den Vogel zum Beispiel auf seiner Hand herumträgt und ihn mit der Hand füttert“, erklärt Uwe Beisel. „Damit gewinnt man Vertrauen und das ist bei der Falknerei extrem wichtig. Danach lässt man den Vogel an einer Leine zu sich fliegen, bis man den ersten Flug ohne Leine wagt. Das passiert natürlich dann immer mit Herzrasen und Schnappatmung.“ Sollte der Extremfall eintreten und der Vogel das Weite suchen, kann er leicht aufgestöbert werden – mittels Sender und einer sogenannten Telemetrie-Anlage.
Ungewöhnliche Helfer
Uwe Beisel will sich besonders auf die Fasanen- und Kaninchenjagd konzentrieren. Wenn man jedoch mit dem Vogel Kaninchen jagen möchte, ist Hilfe vonnöten. Und diese Hilfe kommt von zwei Frettchen, die Beisel kürzlich zu sich geholt hat. Die beiden heißen „Polly“ und „Wilma“ und haben die Aufgabe, die Kaninchen aus ihrem Bau zu jagen, während Beisel mit seinem Vogel auf der Hand wartet.
Der Falkner hatte das Glück, dass er seinen Vogel im Vogelpark Plankstadt unterbringen kann, bei dem er nun seit etwa drei Jahren Mitglied ist. Seine Aufgaben sind die Pflege des Uhus, der Habichtskäuzen und des kleinen Steinkauzes und natürlich seines eigenen Habichts. Außerdem engagiert er sich für die Greifvogelhilfe: In Zusammenarbeit mit der Tierrettung Sandhausen werden verletzte Greifvögel aufgenommen in die Auffangstation nach Karlsdorf-Neutherd gebracht. Dort werden sie von der ansässigen Tierärztin Dr. Ruth Kothe untersucht und vom Leiter der Station, Hans-Jürgen Görtze, aufgepäppelt. Wenn sie sich wieder erholt haben, werden sie ausgewildert.
Mehr Ruhe, mehr Refugien
Insgesamt wurden in den vergangenen beiden Jahren neun Turmfalken, vier Bussarde, zwei Sperber, eine Waldohreule, drei Waldkäuze und ein Rotmilan zurück in die Wildnis gebracht. Auf die Frage, warum sich Vögel häufig verletzten, nennt Beisel als Grund den erstarkten Verkehr auf Autobahnen. Ein Vogel könne leicht von Autos mitgerissen werden. Außerdem seien die Greifvögel durch Biotopverlust aufgrund intensiver Landwirtschaft und freilaufender Katzen bedroht. Was man dagegen tun kann? Auf die Natur achten und bessere Lebensgrundlagen bieten – und Ruhe, da wo sie brüten.
Auf jeden Fall sei die Falknerei ein spannendes Thema, das nicht genug Beachtung bekomme, so Uwe Beisel abschließend. Im Vogelpark bekomme man einen Einblick in die aufregende Welt der Greifvögel. Ein Grund mehr, den Park zu besuchen.
Info: Ein Video gibt es unter www.schwetzinger-zeitung.de
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